Nr. 3
Monatsschrift des Wükttembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart.
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a) der Munderkinger Brücke.
Das Mischungsverhältnis dieses Betons war:
1 Cement, 2 1 /, Sand und 5 mit dem Steinbrecher
zerkleinerter Kies und Jurakalkstein.
Die Aufbereitung des Betons geschah mit der
Kugelmischtrommel und war der Wasserzusatz 5,6 °/ 0 .
Dieser Beton entspricht daher sowohl in seiner
Zusammensetzung, als auch Aufbereitung dem Beton
unseres Probebogens.
Die Festigkeit der bei der Ausführung herge
stellten Würfel betrug nach einer Erhärtungsdauer
von zwei Jahren und acht Monaten im Mittel
501,4 kg.
; b) Die Don au brücke bei Ehingen.
Bei diesem Bau wurden für das Bogengewölbe
zweierlei Betonarten angewandt und zwar:
1. Für das Gewölbe in der Mischung von
1 Portlandcement, 2 1 / 2 Donausand, 5 Donaukies.
Der Beton wurde (nach Angabe der Bauleitung)
ziemlich feucht, bis er recht weich war, zubereitet.
Die Aufbereitung geschah von Hand und betrug
die Festigkeit der bei der Ausführung hergestellten
Betonwürfel nach fünfjähriger Erhärtungsdauer im Mittel
254,6 kg pr. qcm.
2. Für die Bleifugenquader in der Mischung 1 Portland
cement, 2 Sand, 4 Schotter.
Auch dieser Beton war Handbeton und wurde in gleicher
Art und Weise wie der Gewölbebeton zubereitet.
Die bei der Bauausführung hergestellten Würfelkörper hatten
eine Festigkeit von 341,7 kg im Mittel nach ebenfalls fünf
jährigem Alter.
Stellen wir nun diese Festigkeiten zusammen, so ergibt dies:
1. Maschinenbeton unseres Probebogens in der Mischung
1 Cement, 7 */, Schotter, relative Festigkeit 511 kg, absolute
Festigkeit 464,7 kg.
2. Maschinenbeton der Entlastungsbogen in der Mischung
1 Cement, 4 Sand, 7‘/ g Schotter, relative Festigkeit 374,2 kg,
absolute Festigkeit 340,2 kg.
3. Maschinenbeton der Munderkinger Brücke in der Mischung
1 Cement, 2 */ 2 Sand, 5 Schotter, relative Festigkeit 501,4 kg,
absolute Festigkeit 451,4 kg.
4. Handbeton des Gewölbes der Brücke bei Berg 1 Cement,
2'/ 2 Sand, 5 Kies, relative Festigkeit 254,6 kg, absolute Festig
keit 229,6 kg.
5. Handbeton der Bleifugenquader der Bergbrücke 1 Cement,
2 Sand, 4 Schotter, relative Festigkeit 341,7 kg, absolute Festig
keit 307,7 kg.
Diese Zahlen beweisen doch eklatant den grossen Wert
der richtigen Auswahl der Materialien, sowie den Einfluss, den
die Aufbereitung auf die Güte und Festigkeit des Betons ausübt.
Zwischen der Herstellungsart des Betons unseres Probe
bogens und dem Beton der Munderkinger Brücke besteht kaum
ein nennenswerter Unterschied.
Die Festigkeiten derselben differieren daher auch nur wenig
unter sich.
Anders verhält sich dies bei dem Beton der Beiger Brücke.
Dieser hat beim Bogenbeton nur eine halb so grosse Festigkeit,
Fig. 7.
Fig. 6.
als der Beton der obengenannten Bauten, was zum Teil der
Kiesmischung, zum Teil der Handarbeit und zum Teil dem zu
nassen Anmachen zuzuschreiben ist.
Sogar der fette Beton der Bleifugenquader zeigt eine um
48 o/o geringere Festigkeit, als der Beton unseres Probebogens
und der Munderkinger Brücke, ja er erreicht noch nicht einmal
die Festigkeit unseres Magerbetons der Entlastungsbögen, obwohl
statt Kies Steinschlag zur Verwendung kam. Hier ist es
lediglich die Handarbeit und die zu feuchte Aufbereitung, was ihn
.so ungünstig beeinflusst hat.
Kommen wir nun wieder auf unseren Probebogen zurück.
Nach dem Einsturze wurde eine photographische Ausnahme
gemacht und ist auf dieser zu ersehen, wie wenig das Belastungs
mauerwerk und die Entlastungsbögen beschädigt worden sind. So
gar die Obelisken blieben unversehrt auf ihrem Standorte stehen,
trotz der Wucht, mit welcher der Bogen auf dem Erdreiche auf
geprallt ist. Bewohner der nächsten Häuser sagten, dass durch
den Fall die Gebäude erschütterten und der ganze Boden ge
zittert habe.
Es wurde nun die Abtragung der Bclastungsquadern und
der Entlastungsbögen, sowie die teilweise Zertrümmerung des
Bodengewölbes vorgenommen. Der Bogenbeton hatte nur Quer
risse, einzelne Stücke desselben waren aber vollständig erhalten
und unbeschädigt.
Bei der Zertrümmerung des Bogens stellte es sich nun
heraus, dass die Eisenträger des Bogens vollständig frei von
Rost waren, obgleich solche vor deren Verwendung keinen An
strich erhielten, sondern in dem gleichen Zustande, wie sie aus
dem Eisenwerk geliefert worden sind, verwendet wurden.
Weiter zeigte es sich, dass trotz der hohen Belastung und trotz
der vielen Bewegungen des Bogens der Beton sich nicht vom
Eisen losgetrennt hat, sondern sozusagen geradezu mit diesem
verwachsen war. An den Bruchstellen des Betons zeigte sich
kein Losschälen der Steine vom Cement, sondern die Beton
stücke sind glatt durchgespalten, wie abgeschert.
Fassen wir nun dies alles zusammen, so lehrt
uns dieser Versuch:
1. Dass man bei weitgesprengten Bögen mit
geringen Pfeilhöhen der Fundation die allergrösste
Sorgfalt widmen muss, um ein Ausweichen der
selben zu verhüten.
2. Dass man zu derartigen Ausführungen nur
Beton von höchster Festigkeit verwenden darf und
daher bei Herstellung desselben der Auswahl der
Materialien, der Aufbereitung und Verarbeitung der
selben die grösste Sorgfalt widmen muss.
3. Dass durch Eiseneinlagen der Beton nicht
nur Druck-, sondern auch sehr hohe Zugspannungen
aufzunehmen vermag.
4. Dass die Temperaturschwankungen sehr be
deutende Bewegungen des Bogens verursachen, dass
aber dadurch das Anhaften des Cementes an das
Eisen nicht beeinflusst wird.