Nr. 5 und 6
Monatsschbift des Württembg. Vereins füb Baukunde in Stuttgart.
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geordnet, dass sie den Gelenkquädern eine sichere Unterstützung
gewähren.
Die Zufahrten zur Brücke von der Strasse Ludwigsburg—Neckar
gröningen—Waiblingen und von Hochberg bis zur Neckartalebene
sind mit einer Kronenbreite von 5,0 m, in der Talebene zu beiden
Seiten der Brücke mit einer solchen von 6,4 m und Steigungen
in der Richtung nach Ludwigsburg mit höchstens 5,35 °/o, in der
Richtung nach Hochberg mit höchstens 6% vorgesehen.
Die Kosten für die Brückenzufahrten wurden zu 40400 M.,
für die Brücke zu 137 000 M., für die ganze Anlage somit zu
177400 M. veranschlagt und reichten für die Ausführung aus.
Nachdem von den beteiligten Amtskörperschaften, Gemeinden
und Privaten 77 400 M. an Beiträgen zugesichert, der Rest mit
100 000 M. durch Kgl. Entschliessung vom 17. Juni 1901 auf die
Strassenbauverwaltung übernommen worden war, wurde sofort mit
der Bauausführung begonnen.
Es musste zuerst die Zufahrt von der Nachbarschaftsstrasse
Ludwigsburg—Neckargröningen hergestellt werden, weil zu der
Baustelle auf dem rechten Neckarufer kein brauchbarer Weg
vorhanden und die Baustelle auf dem linken Ufer nur sehr schwer
und mit Gefahr' zugänglich war.
Die Gründungsarbeiten für die Brücke wurden im September
1901 eingeleitet. Dabei wurde abweichend von dem Entwurf für den
Mittelpfeiler nur eine Umschliessungswand aus starken genuteten
und gefederten Bohlen erstellt, die, obgleich die Bohlen nur etwa
1,7 m tief in die Neckarsohle eingetrieben werden konnten und
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in dieser Tiefe auf einer Kieskonglomeratschichte festsassen, doch
dicht war. Die Wasserförderung aus der umschlossenen Baugrube
von 11 m Breite und 20,5 m Länge konnte anstandslos mit einer
15 cm Zentrifugalpumpe bewältigt werden. Der Felsgrund wurde
in der vorgesehenen Tiefe erreicht, das Betonfundament 30 cm
tief in ihn eingesetzt und ohne besondere Schwierigkeiten fertig
gestellt. Die Beanspruchung des Felsgrundes beträgt bei einer
Länge des Fundamentes von 15,5 m und einer Breite von 6,2 m
rund 3 Atm.
Die Gründung des rechten Ortpfeilers konnte gleichfalls nach
dem Entwurf annähernd in der vorgesehenen Tiefe und ohne be
sondere Schwierigkeiten ausgeführt werden. Bei der Gründung
des linken Ortpfeilers wurde ein alter mit Geröll und Letten
ausgefüllter Quellgang, der sich bis zu 3 m unter die Felsbänke
absenkte, aufgefunden. Er wurde mit grossen Schwierigkeiten aus
geräumt, durch Cement- und Steinzeugröhren in den Pumpensumpf
entwässert und nun ausbetoniert. Da auch sonst noch grössere und
kleinere tiefgehende Felsspalten in dieser Baugrube sich vor
fanden, wurde eine Erbreiterung des Fundaments vorgenommen
und dadurch eine Verminderung der Beanspruchung des Bau
grundes von 5 auf 3 Atm. bewirkt. Das Mischungsverhältnis des
Betons war in der Hauptsache 1:3:6 Neckarkies.
Der Pfeileraufbau erfolgte nach dem Entwurf bis unter die
Gelenkquaderschichte. Die Versetzsteine für den Flusspfeiler und
die Eckquader an den Ortpfeilern wurden aus einem nur 2 km
entfernten Kornsteinbruch bezogen. Der Füllbeton wurde aus
Neckarkies und Sand im Mischungsverhältnis 1:3:6 erstellt.
Hinter den Gelenkquadern wurde an den Ortpfeilern der Beton aus
Kies und Neckarsand im Mischungsverhältnis 1:27»:5 erstellt,
am Flusspfeiler aus Muschelkalkschotter und Neckarsand im Ver
hältnis 1:27 2 :5.
Die Gelenkquader wurden durch die Firma Osteritter von der
Granitgewerkschaft in Wunsiedel im bayer. Fichtelgebirge be
zogen und nach Zeichnung bearbeitet. Sie haben Längen von etwa
70 cm. Die Kämpferquader sind mit einer ebenen Fuge bearbeitet,
von der ein Streifen in der Mitte mit 25 cm (7g) geschliffen, die
beiden angrenzenden Streifen etwas zurückgesetzt und gestockt
wurden. Die darauf liegenden eigentlichen Gelenkquader sind in
der Gelenkfuge nach einer Zylinderfläche mit 5 m Halbmesser be
arbeitet, in der Mitte ist ebenfalls ein Streifen von 25 cm Breite
geschliffen, die beiden anstossenden Streifen sind gleichfalls zu
rückgesetzt und gestockt.
Das Versetzen erfolgte nach der Zeichnung wie folgt.
Zunächst wurde für die Kämpferquader eine genau ebene
Lagerfuge auf dem Pfeilermauerwerk erstellt, die Quader hinten
auf Holzkeile, vorn auf Eisenkeile gelegt und genau in die vor
geschriebene Lage gebracht. Die Lagerfuge wurde dann mit
flüssigem Cementmörtel vergossen und nachdem dieser vollständig
erhärtet war, wurde die Widerlagerfuge von etwa 12 cm Höhe
mit einem Beton aus 1 Teil Portlandcement, U/s Teilen Mainsand
und 3 Teilen Porphyrgries sorgfältig ausgestampft. Es wurde, da
die Quader äusserst sorgfältig bearbeitet waren, eine vollständig
ebene Fläche auf diese Weise erreicht.
Nachdem die Kämpferquader an den beiden Ortpfeilern und
an dem Mittelpfeiler in dieser Weise versetzt waren, wurden die
Lehrgerüste genau nach dem Entwurf fertiggestellt und dann die
eigentlichen Gelenkquader auf die Lehrgerüste und in vorläufiger
Weise, jedoch möglichst genau, in ihre Lage gebracht und
unterkeilt.
Fig. 9.
Die Ausführung der Gewölbe erfolgte nach dem Plan in
einzelnen Betonkörpern, welche zwischen künstlichen Widerlagern
quer zur Längsachse der Brücke nach dem Gewölbfugenschnitt her
gestellt wurden. Sowohl am Kämpfer als am Scheitel wurden
etwa 10 cm weite Fugen zwischen den Gelenkquadern und dem
anschliessenden Betonkörper offen gelassen. Nachdem nun sämt
liche Gewölbebetonkörper fertiggestellt waren, wurden zuerst die
Gelenkquader an den Widerlagern genau in ihre Lage gerückt
und mit Holzkeilen fest gegen den Betonkörper und unter sich
verkeilt, hierauf in gleicher Weise wie bei den Kämpferquadern
die Fugen zwischen den Keilen mit einem Beton aus Mainsand und
Porphyrgries ausgestampft, die Keile sodann gelöst und der Rest
der Füge ausgestampft. In gleicher Weise wurde im Scheitel
verfahren und hier das Gewölbe geschlossen. Beton: 1 Teil
Cement, 27» Teile Mainsand, 5 Teile Kleingeschläg. Die Arbeit
des genauen Einrichtens der Quader im Gewölbscheitel war eine
besonders schwierige und erforderte grösste Sorgfalt, weil sich
hier die Bewegungen des Lehrgerüstes, die infolge der Witterungs
einflüsse und der Belastung durch die Gewölbe auftreten, unan
genehm geltend machten.
Die Ausführung der Brückengewölbe erfolgte in zehn Tagen.
Etwa acht Tage nach Schluss der Gewölbe wurden die drei mitt
leren Senkschraubenreihen in jedem Bogen etwas nachgelassen
und zwar die Reihe unter dem Scheitel um 6 mm, die beiden
andern um 3 mm.
Acht Tage hernach wurde ein weiteres Nachlassen und zwar
von fünf Senkschraubenreihen vorgenommen; dabei wurden die