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Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart.
Nr. 7 und 8
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mässigste Beleuchtung für diese Bahnhöfe zu entscheiden
Hiebei konnte es sich nur um Gasbeleuchtung oder Beleuchtung
durch elektrisches Licht handeln, und da erstere doch mit er
heblichen, für grosse Bahnhofanlagen sehr ins Gewicht fallenden
Mängeln (umständliche und zeitraubende Bedienung beim An
zünden u dgl.) behaftet ist, fiel die Entscheidung zu Gunsten
der letzteren, mit dem Beschluss, ein eigenes Elektrizitäts
werk zu erstellen, was umso unbedenklicher geschehen
konnte, als die Fortschritte, die auf dem Gebiete des elektrischen
Beleuchtungswesens gemacht worden waren, ein sicheres und
tadelloses Funktionieren verbürgten, ein Umstand, welcher für
derartige Anlagen erstes Erfordernis ist Und in der Tat sind
Störungen im Betriebe der Anlage bis jetzt nicht eingetreten.
!<1 Gleichzeitig mit dem Elektrizitätswerk, mit demselben und
dessen Betrieb verbunden, wurde eine Reinigungsanlage
für das Speisewasser der Lokomotiven erstellt, da das
seither für die Speisung der Lokomotiven zur Verfügung
stehende Wasser sehr unrein (namentlich kalkhaltig) war und
infolgedessen sehr viel Schlamm und Kesselstein absonderte,
was wiederum häufige Reparaturen der Lokomotiven zur Folge
hatte. Die auf dem Gebiete der Wasserreinigung für solche
Zwecke gemachten Erfahrungen liessen es als vorteilhaft er
scheinen, eine derartige Anlage zu erstellen. Und auch hier
wurde den gehegten Erwartungen entsprochen und macht
nach sachverständigem Urteil das Wasserreinigungswerk allein
die ganze Anlage bezahlt.
Dieselbe, sowohl diejenige für die Beleuchtung als für die
Wasserreinigung, ist so angelegt, dass sie nach Bedarf erweitert
werden kann, und zwar derart, dass sowohl die derzeitigen
Räume so bemessen worden sind, dass sie für die Aufnahme
weiterer Dampfkessel, Maschinen und Apparate genügend Platz
bieten, als auch eine Erweiterung der Gebäudeteile leicht zu
bewerkstelligen ist, falls das Bedürfnis solches erfordert.
Die Anordnung der Anlage und deren Anbauten ist den
beigefügten Skizzen zu entnehmen.
Die Gesamtlänge des Gebäudes beträgt 41,0 m, dessen
grösste Breite 20,50 m. Im Untergeschoss befindet sich
der Raum für die Akkumulatoren, der Kondensatoren
raum, der Pumpen raum, in welchem ausserdem zwei
Wasserbehälter nach System Monier von je 21 cbm Raum
gehalt für das gereinigte Wasser aufgestellt sind, sowie
der Rohrkanal zum Brunnen. Der Pumpenraum ist durch eine
eiserne Treppe vom Maschinenraum aus zugänglich und mit
demselben durch einen offenen Lichtschacht (Ausschnitt
aus dem Boden) von 8,46 m Länge und 3,46 m Breite
erhellt.
Das Erdgeschoss enthält im Hauptbau den Maschinen
raum mit einem Laufkran, das Kesselhaus und den
Raum für die Reiniger; ferner im Anbau eine Werk-
stätte, ein Magazin, ein Oelmagazin und das Mess
zimmer. Die Schaltvorrichtung ist in den Maschinen
raum eingebaut. Die Ausstattung desselben ist einfach aber
gediegen.
Im Reinigerhaus sind über den Reinigern und auf eisernen
Gebälken ruhend zwei eiserne Wasserbehälter von je 19,20 cbm
Inhalt aufgestellt zur Aufnahme des zu reinigenden rohen Wassers.
Die Reinigung des Wassers wird kalt bewirkt durch
Zusatz von gelöschtem Kalk und Soda zum Rohwasser
und zwar kommt auf 1 cbm Wasser etwa 0,36 kg gelöschter
Kalk und 0,16 kg Soda. Der Reinigungsprozess dauert etwa
U/ 2 Stunden. Auf 100 cbm Rohwasser ergeben sich etwa
0,25 cbm Schlamm. Der Verbrauch an gereinigtem Wasser
beträgt täglich (in 24 Stunden) rund 500 cbm.