Nr. 9
Monatsschrift des Wurttembg. Vereins fik Baukünde in Stuttgart
91
fertigen Bauernhauswerkes die Originalaufnahmen zu diesem
Werke, die den Vereinen bezw. Verbandsmitgliedern vom Bauern
haus-Ausschuss wieder zurückgegeben sind. Es ist also hiezu die
Unterstützung der Vereine erforderlich. Hr. Schmidt gibt da
zu die Erklärung, dass es sich höchstens um eine kleine Aus
wahl der Originalzeichnungen zum Bauernhauswerke handeln
könne, dass diese aber durch Aufnahmen von Dorfkirchen, Wind
mühlen usw. zu ergänzen seien. Er bittet, dass die Versammlung
ihn ermächtigen möge, sich mit den übrigen Mitgliedern des
Dauernhaus-Ausschusses in Verbindung zu setzen, um festzustellen,
mit welchen Mitteln dem Antrag auf Beteiligung an der Aus
stellung am besten entsprochen werden könne. Die Versammlung
erklärt sich hiemit einverstanden und spricht auf Antrag des
Hrn. Körte ihre Bereitwilligkeit aus, zu dem gedachten Zwecke
in bescheidenen Grenzen Mittel zur Verfügung zu stellen.
, 2. Der Architekten-Verein zu Berlin stellt einen
weiteren Antrag, die Teilnahme Deutschlands an den internatio
nalen Architekten-Kongressen betreffend. Es ist gelegentlich der
letzten Tagung in Madrid von den deutschen Fachgenossen schmerz
lich empfunden worden, dass das Deutsche Reich nicht offiziell
vertreten war. Es ist ausserdem der Wunsch laut geworden,
es möge, nachdem für 1906 ein Kongress in London vorgesehen
ist, der folgende Kongress 1909 in Deutschland stattfinden.
Der Architekten-Verein stellt daher den Antrag:
" I der Verband möge bei Konstituierung des internationalen
Architekten-Ausschusses, der im Herbst d. J. in Paris stattfinden
soll und welchem als deutscher Vertreter Herr Reg.- und Gew.-
Schulrat Dr. Ing. Muthesius angehört, den Antrag stellen,
dass der übernächste Kongress 1909 in einer deutschen Stadt
tagen möge (Berlin, Köln, Dresden, München).
fl) Der Verband möge bei dem Herrn Reichskanzler geeignete
Schritte tun, dass bei dem nächsten internationalen Architekten-
Kongress in London 1906 Deutschland ebenso offiziell vertreten
wird, wie dies bisher bei den internationalen Schiffahrtskongressen
der Fall gewesen ist.
Der Vorstand erweitert diesen Antrag dahin, es möge dann
auch der Verband als solcher auf dem Kongress offiziell vertreten
sein.
Auf Antrag des Hrn. Hecht wird einstimmig beschlossen,
dass letzterem Antrage auf alle Fälle stattzugeben sei; der Vor
stand wird ausserdem ermächtigt, die übrigen Schritte im Sinne
des Antrages des Architekten-Vereins zu Berlin zu tun.
II. Technisch -wissenschaftlicher Teil.
Zu Punkt 18 der Tagesordnung: Eingaben usw. betr. Gut
achten der gerichtlichen Sachverständigen.
Hr. Baumeister hielt nach der eingehenden Vorlage des
Vorstandes eine weitere sachliche Erörterung bezüglich der Ein
gabe nicht mehr für erforderlich und beantragte Abstimmung
en bloc. Der Antrag wird angenommen und der Absendung der
Eingabe an das Reichsjustizamt in der vorliegenden Fassung mit
allen gegen 17 Stimmen zugestimmt. Der Geschäftsführer
beantragt sodann als Mitglied des Ausschusses die weitere Frage
der Bearbeitung einer Denkschrift entgegen dem Antrage des
Bayerischen Vereins von dem Arbeitspläne des Verbandes abzu
setzen, den Ausschuss aufzulösen. Für die Abfassung einer Denk
schrift sprechen die Hrn. Hecht, Pantle, Kaaf, Wever,
G r a b o, dagegen die Hrn. Unger, Eiselen, während der
Vorsitzende den Vorschlag macht, einen neuen Ausschuss
zu bilden, der in dieser Sache noch weiteres Material zu sam
meln habe.
Der Antrag auf Absetzung der Arbeit wird mit 50 gegen
44 Stimmen angenommen.
Zu Punkt 19 der Tagesordnung: Begründung zu den
Bestimmungen über die zivilrechtliche Haft
barkeit.
Ein Abdruck dieser Begründung wird an die Abgeordneten
verteilt. Hr. Zimmer mann gibt dazu noch einige Erläute
rungen.
Der Antrag des Ausschusses auf kostenlose Verteilung auch
dieser Begründung an alle Verbandsmitglieder wird abgelehnt,
der Ausschuss dagegen ermächtigt, dieselbe nach Prüfung durch
einen juristischen Sachverständigen als käufliche Verbandsarbeit
in Druck zu geben.
Zu Punkt 20 der Tagesordnung: Normalien für Hause n t-
wässerungs-Leit ungen und Vorschriften für die
Ausführung der Leitungen.
Für den 2. Teil dieser Arbeit liegt jetzt ebenfalls ein ab
geschlossener Entwurf des Ausschusses vor, der an die Abge
ordneten verteilt wird.
Der Ausschuss-Vorsitzende, Hr. Sc hm ick, gibt zu der An
gelegenheit noch einige Erläuterungen, den Stand der Frage der
Einführung der Normalien betreffend. Angenommen sind die Nor
malien vom Kgl. Sachs. Finanzministerium und von
der Baudeputation der freien Stadt Hamburg. Das Badische
Ministerium des Innern hat erklärt, den Normalien nicht
in allen Einzelheiten zustimmen zu können und es liege kein
Anlass für dasselbe vor, in dieser Angelegenheit überhaupt wei
tere Schritte zu tun. Das preussische Ministerium der
öffentlichen Arbeiten hat inzwischen erklärt, dass es die
Steinzeug-Normalien anzunehmen gedenke, dagegen die Normalien
für Gusseisenröhren „nicht für so einwandfrei halte, um sie in
seinem Ressort vorschreiben oder empfehlen zu können“. Es wird
seitens des Ministeriums „vorbehalten, die Bestimmung von Nor
malabmessungen für gusseiserne Röhren, wie sie für Hausent-
wässerungs-Leitungen in Reichs- und Staatsgebäuden zweckmässig
erscheinen, mit dem Hrn. Staatssekretär des Innern, dem Hrn.
Kriegsminister und dem Hrn. Minister für Landwirtschaft, Do
mänen und Forsten zu vereinbaren“. Eine weitere Begründung für
die Ablehnung der Verbands-Normalien wird bedauerlicherweise
nicht gegeben.
Hr. Schmick spricht jedoch die Hoffnung aus, dass trotz
aller Angriffe die Verbandsnormalien sich doch in weitere Kreise
einführen werden, und bittet die Verbandsmitglieder in dieser Rich
tung zu wirken.
Ausserdem beantragt Hr. Schmick namens des Aus
schusses, den 2. Teil der Ausschussarbeit als Entwurf zu veröffent
lichen und an die Vereine und städtischen Baubeamten zur Be
gutachtung zu versenden. An der sich anknüpfenden Erörterung
beteiligen sich die Hrn. Nessenius, Hirte, Dorp, Bau
meister, Eiselen, Kaaf, Schmick. Hr. Baumeister
stellt den Antrag, den Entwurf nicht an die Stadtbaubeamten,
sondern an die Stadtverwaltungen zu senden. Dem Ausschussantrag
wird mit dieser Abänderung stattgegeben.
Die Hrn. Baumeister und Nessenius sprechen namens
des Freiburger Bezirksvereins des Badischen Vereins bezw. namens
des Hannoverschen Vereins aus, dass sich diese in vorliegender
Frage keineswegs in Gegensatz zu den Verbandsbeschlüssen hätten
setzen wollen. Es beruhe diese Anschauung auf einem Missver
ständnis und damit sei wohl auch der im Geschäftsbericht den
beiden Vereinen gemachte Vorwurf hinfällig.
Zu Punkt 21 der Tagesordnung: Werkvertrag zwischen
Bauherrn und Unternehmer mit allgemeinen Be
dingungen, sowie Vertrag zwischen Bauherrn und
Architekt oder Ingenieur usw.
Die Ausschussarbeit liegt den Abgeordneten in einem Nach
trag zum Geschäftsbericht bereits vor. Namens des Ausschusses
berichtet noch eingehender Hr. Reimer.
Aus der Versammlung heraus werden von den Hrn. S e i 11 e r ,
Kaaf, Hecht, Grabe, Weidenbach zu dem ersten dieser
Verträge noch verschiedene Wünsche geäussert. Auf Antrag
Kaaf soll die Arbeit mit den Abänderungs-Vorschlägen des Ver
eins Dresdner Architekten den Verbandsvereinen nochmals zur
Prüfung zugehen. Diesem Antrag wird mit Ausdehnung auf die
beiden anderen Verträge zugestimmt.
Schluss der Verhandlungen am 1. Tage abends 5 Uhr.
Düsseldorf, den 9. September 1904.
Die Schriftführer: Bon gar d. 0. Klein.
Der Geschäftsführer: F. Eiselen.
2. SitzungstagamlO. September 1904.
Zu Beginn der Sitzung verliest der Geschäftsführer den
Sitzungsbericht des vorhergehenden Tages, der von der Versamm
lung mit dem Zusatz des Hrn. Baumeister und Nessenius
zu Punkt 20 genehmigt wird.
Hr. Bubendey berichtet sodann namens des Ausschusses
für die Vorbereitung der Neuwahl des Geschäftsführers. Der
Ausschuss bringt keine bestimmte Persönlichkeit in Vorschlag,
hält es vielmehr für geboten, die Stelle auszuschreiben. Er be
antragt, den Vorstand hierzu zu ermächtigen, diesem die Aus