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Auch aus der Einteilung der Zimmer, welche nicht die gleiche
ist in den einzelnen Ländern, laste sich die Ausbreitung der ver
schiedenen Typen des Bauernhauses ableiten.
Bezüglich des Aufbaues seien zu unterscheiden: Fachwerksbauten,
Bauten von gemischter Bauart und Massivbauten.
Was die Verteilung des Stoffs anbetrifft, so sollen Ansicht,
Grundriß und Schnitt auf einem Blatte untergebracht werden; für
interessante Details seien besondere Blätter zu wählen. Eine Mappe
mit gut gezeichneten Aufnahmen werde dem Verein als Muster zur
Verfügung gestellt werden.
Mayer ist der Ansicht, daß es sich empfiehlt, bei uns nach
dem Vorgang in Baden die Typen festzustellen; von den Bezirksbau-
inspektoreu könne am besten Aufschluß über die Grundrisse, Stellung
der Gebäude zu einander:c. gegeben werden. Habe man auf diese
Weise einen Ueberblick über die typische Bauart erhalten und auf
Grund der eingezogenen Erkundigungen festgestellt, was aufzunehmen
ist, so sollen besonders beauftragte hiezu eingeübte Kräfte zu den
Aufnahmen verwendet werden.
Ueber die Aufbringung der erforderlichen Mittel findet eine ein
gehende Besprechung statt. Nachdem Mayer darauf hingewiesen
hatte, daß in anderen Bundesstaaten zum Teil erhebliche Staats
beiträge verwilligt worden sind, wird beschlossen, auch in Württemberg
um eine Geldunterstützung für das Unternehmen beim Staat nach
zusuchen und sich zunächst zu erkundigen, an welche Behörde man
sich wenden müßte.
Zum Schluß dankt der Vorsitzende dem Herrn Professor Koß-
mann für seine Anwesenheit und seine wertvollen Mitteilungen.
Die Wasserversorgung des nördlichen Hchrvarrrvalöes
Vortrag, gehalten am 27. Mai 1899 von Oberbaurat Eh mann.
Mit 2 Bl. Abbildungen.)
Sehr geehrte Herren! Heute möchte ich mir erlauben, Sie in
eine Gegend zu führen, die gar nicht weit von der Stätte ist, da
Graf Eberhard der Greiner anno 1367, aus Anlaß des Ueberfalles
in Wildbad, über das Gebirge flüchtete auf Pfaden, von welchen
Uhland schreibt: „Kein Roß mag sie ersteigen, nur Gasten klettern
dort", es ist der nördliche Schwarzwald zwischen Enz und Nagold
gelegen, welcher in einer MeereShöhe bis zu 800 Meter, große
Strecken aufweist, die teils völlig wasserlos, teils nur mit spärlichen,
im Sommer versiegenden Quellen versehen sind, welche einigen ober
flächlichen Lehmschichten ihr Dasein verdanken. Da finden wir dann
und wann offene Seen, die durch ihre grüne Oberfläche beweisen,
daß sie an vegetabilischen und wohl auch an animalischen Lebewesen
keineswegs arm sind, welche aber dennoch, gerade in der Zeit der
größten Trockenheit, da der Prozentsatz von ungewünschten Zuthaten
am größten ist, von der Bevölkerung als Bezugsquelle für Nutz-
und Kochwaster benützt werden, bis sie endlich trocken gelegt sind.
Es ist mir oft aufgefallen, daß bei solchen Zuständen dennoch eine
gesunde Bevölkerung gedeihen konnte, was offenbar nur daher kommt,
daß die Leute glücklicherweise kein Wasser trinken. Aber für das
liebe Vieh war offenbar eine solche Flüssigkeit zu schlecht, denn es
sagte mir einer neulich: „Wissen's zum Kochen wär's schon noch recht,
aber s'Vieh sauft's net."
Mehrere von diesen seit vielen hundert Jahren so notdürftig mit
Wasser versorgten Gemeinden haben nun die Bitte an die Regierung
gestellt, es möge ihnen auch, wie den Alb-Gemeinden, die Wohlthat
des Wassers zugeführt werden und es erhielt das Bauamt für das
öffentliche Wasterversorgungswesen im Jahr 1893 den Auftrag, ein
generelles Projekt über eine Wasserversorgung des Schwarzwalds
auszuarbeiten und vorzulegen.
Daß bei Bearbeitung dieser Aufgabe nicht nur einzelne, sondern
alle noch wasserarmen Gemeinden jener Gegend in das Projekt ein
bezogen wurden, wird man begreiflich finden. Mehrere Jahre lang
zogen sich die Verhandlungen hin. Viele wollten von der Sache
nichts wissen, wie auch die erste grundlegende Verhandlung in Calw
am 28. Juli 1896 bewies, bei welcher nach langer Debatte nur
11 Gemeinden mit 2810 Seelen sich zu einer Wasserversorgungs
gruppe einigten, während das Projekt sich auf 31 Orte mit 7801
Seelen erstreckte.
Ich kann jetzt, nachdem das Werk nahezu fertig ist und bereits
21 Gemeinden sich des Besitzes guten Wassers erfreuen, konstatieren,
daß die Gruppe nun 6906 Seelen zählt und daß bereits eine Anzahl
weiterer Ortschaften vorstellig geworden sind wegen eines nachträg
lichen Anschlusses an das Werk.
Es ist im Anfang eine unbehagliche Situation für den Tech
niker, wenn er mit bescheidenen Mitteln eine Anlage beginnen muß,
die doch nach aller Wahrscheinlichkeit mit der Zeit sich erweitern wird
und wozu die nötige Basis notwendigerweise von vornherein ge
schaffen werden sollte.
In vorliegendem Falle, wo es sich unter allen Umständen
um künstliche Hebung des benötigten Wassers auf 300 m Höhe
handelt, war die erste und schwierigste Frage die nach der erforder
lichen Kraft. (Im Schwarzwald denkt man hiebei nur an Wasserkraft.)
In dem ersten Projekt mit ca 8000 Einwohnern war eine
starke Wasserkraft an der Enz bei der sog. Kälbcrmühle in Aussicht
genommen worden, welcher das ganze Enzwasser mit starkem Gefälle
zur Verfügung steht.
Sollten nun die enormen Kosten des Ankaufs und der Aus
nützung dieser Kraft selbst dann aufgewendet werden, wenn nur
2800 Seelen in 11 Ortschaften zerstreut, sich au dem Werk be
teiligen, in der Hoffnung, daß später die übrigen schon kommen und
sich anschließen und die Sache rentabel machen werden? Das wäre
doch wohl eine Art Spekulation mit fremdem Geld und daher un
statthaft. Oder sollte eine kleinere Kraft, etwa im kleinen Enzthal
die Agenbacher Sägmühle, mit geringerem Aufwand gekauft und be
nützt werden, um zu riskieren, daß, wenn die Sache fertig, aber nicht
ausdehnungsfähig ist, anderen Gemeinden, welche angesichts des guten
Erfolgs auch mitthun wollen, der Eintritt in den Wasserverband
verwehrt werden muß? Würde man da nicht mit Recht die leitenden
Organe der Kurzsichtigkeit zeihen?
Glücklicherweise waren die opfermutigen Gemeinden, voran die
Bergorte Aichelberg, Hühnerberg, Meistern mit ihrem wackeren Schult
heiß Frey an der Spitze, einstimmig der Ansicht, daß die größere
Wasserkraft an der großen Enz gewählt und, da vorauszusehen
war, daß dabei viel Kraft übrig bleibe, getrachtet werden solle, die
selbe in den langen Pausen zwischeu den Stunden des Pumpen
betriebs auf irgend eine Weise zu verwerten.
So wurde die rauschende Enz bei der Kälbermühle 7 km ober
halb Wildbad, wo sie schon Jahrhunderte lang nutzlos ihre Kraft
vergeudete, mit fast 20 m Gefälle auf 1000 m Länge in Dienst ge
nommen, um die Wohlfahrt der Schwarzwälder zu fördern. (Die
Wehranlage mit dem Kaualeinlaß ist auf Taf. II Fig. 1 dargestellt.)
Um ganz sicher zu gehen und zugleich bei der Konzession möglichst
ungeschlagen davon zu kommen, wurden nur 19 m Gefall und als
größte Triebwassermenge 400 Sekundenliter in Rechnung genommen,
wodurch sich doch über 70 k3. erzielen und reichlich 12 Sekuuden-
liter auf 300 m heben lasten.
In unmittelbarer Nähe des Maschinenhauses entspringt auf 500 m
Meereshöhe eine prächtige Quelle dem bunten Sandsteinfelsen und
liefert nachhaltig 20 Sekundenliter klarsten reinsten Wassers. Wasser
kraft und Quelle wurden von der K. Forstverwaltung erworben um