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Der allgemeinen Textilabteilung schliesst sich unmittelbar an die speziell
japanische mit vielen und prächtigen Stoffen und Gewändern alter und neuer
Zeit. Sie soll im Verein mit den darauffolgenden beiden Abteilungen ein
Gesamtbild der reichen und wertvollen japanischen Sammlungen des
Museums geben. (Aus räumlichen Gründen mussten die Porzellane etc.
grösstenteils im allgemeinen Keramiksaal untergebracht werden.) In der
Mitte des Ganzen befindet sich der von dem Architekten zur Abwechslung
um 90 cm tiefer gelegte fünfeckige Saal, dessen Form der Einrichtung er
hebliche Schwierigkeiten bereitete. Den Grundstock der ganzen Sammlung
bildet die schon oben S. 38 näher erwähnte bekannte, ehemals Bälzsche
Sammlung japanischer kunstgewerblicher Erzeugnisse aus alter und
neuerer Zeit, auf welche hier näher einzugehen wir uns wegen ihres Um
fanges versagen müssen.
Erst während der Einrichtung des Saals hat diese Abteilung durch eine
hochherzige Stiftung unseres Landsmannes, des jüngst verstorbenen Kom
merzienrats Karl Schöll in London, Inhaber eines Handlungshauses in
Tokio, eine überaus wertvolle Bereicherung durch zwölf seltene Stücke er
fahren, welche ebensowohl durch ihre Grösse als durch ihre Schönheit
sofort die Blicke auf sich ziehen. Der Eingang von dem Kuppelbau her
ist flankiert von zwei über 3 m hohen Tempellaternen aus Bronze, welche
im dritten Jahre Kambun’s (1663) angefertigt wurden. Sie wurden seinerzeit
von dem regierenden Hause Tokugawa dem Fudo-Tempel, auf dem Berge
Hiyei-San bei Kioto gelegen, geschenkt, kamen 1832, als der Tempel durch
Feuer zerstört wurde, zur Aufbewahrung nach Sakamoto-Go (Provinz Omi),
nach dem Wiederaufbau des Fudo-Tempels aber nicht mehr in denselben
zurück, sondern wurden zur Vermehrung des auf freiwillige Beiträge ange
wiesenen Baufonds verkauft. — Ein ebenfalls altes Stück ist eine Pagode,
einst das Eigentum eines grossen Tempels auf dem bekannten Berge Ikowa-
Yama in der Provinz Yamato. — Prächtig ist ein aus drei über 1 '/a m hohen
Stücken bestehender Satz Satsuma-Vasen, deren feine Malerei Darstellungen
aus dem Leben Minamoto-no-Yoshitsume’s, eines der grössten Helden Japans,
zeigt. Diese in mehreren Jahren mit grössten Schwierigkeiten endlich glücklich
durchgeführten Arbeiten stammen aus der Fabrik von Giokumeisan in Sat-
suma; der Entwurf ist von Y. Kawai in Yokohama, die Malerei von Keiko
Okahashi in Tokio. Die schon sehr zahlreichen goldlackierten Arbeiten des
Museums wurden durch ein prächtiges Kabinett von Unosuke Fujiwara,
Osaka bereichert. Zu seiner Ausschmückung waren beigegeben eine Elfen
beinschnitzerei von dem bekannten Künstler Seirin-Takamassu in Tokio,
eine ganz überraschende Arbeit, ferner ein Paar kleine Satsuma-Vasen von
Seikosan-Kimura, Kanasawa in origineller, früher nicht bekannter Ausführung,
weiter eine Shippo-Blumenvase von Matsukichi Ando in Owari mit einer tech
nisch überaus schwierigen, feinen Malerei, und endlich ein kleiner Shippo
Censor von Mohei Hiratsuka in Tokio, eine durch Form und Farbe ganz reiz
volle Arbeit. Diese kleineren Gegenstände finden sich nebst anderem unter