Full text: Das K. Württembergische Landes-Gewerbemuseum in Stuttgart

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ständigung der so begonnenen Mustersammlung als durchaus fördernd für 
die Interessen unserer Industrie, und so erfolgte dann durch Höchste Ent- 
schliessung vom 20. Februar 1850*) die Königliche Genehmigung eines 
Musterlagers mit Bewilligung eines erstmaligen Einrichtungsaufwands von 
10000 fl. und eines jährlichen Verwaltungskostenaufwands von 1800—2000 fl. 
aus den Mitteln des allgemeinen Gewerbe-Unterstützungsfonds von 1848/49. 
Zu derselben Zeit begannen aber auch schon die Sorgen um Beschaffung 
der nötigen Räume für die junge Schöpfung. Da die seither innegehabten 
Räume im Gebäude des K. Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten 
für die Zukunft zu anderweitiger Verwendung bestimmt worden waren, so 
musste man sich nach einer anderen Unterkunft umsehen. Es waren an 
ihrer Statt die zu ebener Erde gelegenen Räume der Tübingerthor- oder 
sog. Legionskaserne angeboten worden, ehemalige Pferdeställe einer 
Reiterschwadron, in welcher sich damals ein Aktendepöt des K. Staatsarchivs 
und ein Magazin für Militärrequisiten befanden. Eine Deputation, welche 
zur Besichtigung abgeordnet worden war, berichtete, dass die Räume zwar 
gross genug, aber in ihrem gegenwärtigen Zustand nicht geeignet wären, 
eine Mustersammlung aufzunehmen. Es müsse insbesondere dahingestellt 
bleiben, ob diese Gelasse trocken genug wären, um Metalle und andere 
Stoffe, welche die Feuchtigkeit nicht ertragen, ohne Schaden darin aufstellen 
zu können; es müssten auch vorher grössere und kostspielige bauliche 
Veränderungen vorgenommen werden. Die Deputation richtete deshalb ihr 
Augenmerk auf den — früher von der K. Eisenbahnbau-Kommission besetzt 
gewesenen — ersten Stock des Kasernengebäudes über jenen Räumen, und 
sprach sich dahin aus, dass dieser allen Anforderungen entsprechen würde, 
um neben den Kanzleigelassen auch die in- und ausländische Mustersamm 
lung aufzunehmen. 
Zugleich wurde — wenn die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel 
ihr bisheriges Kanzleilokal verlassen müsse, in welchem sie mit der K. Zentral 
stelle für die Landwirtschaft unter Einem Dache (wie auch unter Einem 
Vorstand) sich befinde — als sehr wünschenswert bezeichnet, dass auch 
dieser Zentralstelle Gelegenheit gegeben werde, ihre Kanzleien ebenfalls in 
die Legionskaserne zu verlegen. Das K. Finanzministerium hatte zwar zu 
nächst noch Bedenken, so viele Räumlichkeiten, welche sonst für militärische 
Zwecke verwendet worden, abzutreten, unter Hinweisung darauf, dass das 
*) Mag man diesen Tag oder den 4. April 1849 als den Geburtstag des »Musterlagers« an- 
sehen, jedenfalls darf dasselbe nach dem Conservatoire des arts et metiers in Paris (das schon im 
Jahre 1794 gegründet worden ist) als das Zweitälteste Gewerbemuseum unbestritten gelten. 
Die Akten der Zentralstelle verwahren auch ein Schreiben des Direktors des South Kensington 
Museums, Sir Philipp Cunliffe Owen, in London d. d. 12. Oktober 1875, an den Präsidenten 
Dr. Steinbeis, in welchem dieser »the acknowledged Father and Patriarch of all these Museums« 
genannt wird. 
Auch das Urteil eines Oesterreichers, C. Genauck (»Die gewerbliche Erziehung im Königreich 
Württemberg,« 1882), mag hier Platz finden; es lautet: »Wie mit so vielem, so hat Württemberg 
auch mit seinem gewerblichen Musterlager den Anfang gemacht. Diese prächtige und segensreiche 
Institution datiert schon seit 1848.«
	        

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