Full text: Das K. Württembergische Landes-Gewerbemuseum in Stuttgart

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K. Kriegsministerium eine Einquartierung bei den Einwohnern Stuttgarts in 
Aussicht gestellt habe; jedenfalls könnte mit Rücksicht auf den hohen 
Kapitalwert der Kaserne und auf die nicht unbedeutenden Kosten der bau 
lichen Unterhaltung des alten Gebäudes, auf den möglichst baldigen Verkauf 
desselben, der auch von der Kammer der Abgeordneten wiederholt und 
nachdrücklich in Anregung gekommen, die Einräumung dieser Gelasse nur 
eine vorübergehende sein. 
Diese Bedenken Hessen sich jedoch beseitigen und so konnte der Um 
zug in die Legionskaserne in den ersten Stock, Front gegen die 
Königsstrasse, noch im Frühjahr 1850 stattfinden. Jm übrigen befanden sich 
in dieser Kaserne in den Seitenflügeln die K. Winter-Baugewerkeschule 
(gegen die Marienstrasse), eine Filiale des K. Postamts, viele kleine Woh 
nungen von Zivil- und Militärbedienstetenfamilien, eine grosse Schreiner 
werkstätte, Wolle- und Hopfenmagazine etc. Ueber den Räumen der beiden 
Zentralstellen im Dach und der Hintergebäude lag eine Kompagnie Infanterie, 
welche auch im Hof der Kaserne ihren Exerzierübungen oblag. 
In der Sitzung des Kollegiums der K. Zentralstelle vom 20. März 1850 
wurde nun ein Statut für die Mustersammlung aufgestellt, und darin derselben 
der Name »Württembergisches Musterlager« beigelegt, mit dem Zwecke: 
»den Behörden ein Bild von dem jeweiligen Stand der in- und ausländischen 
Industrie nach ihren wesentlichen Beziehungen zu gewähren und dem in 
ländischen Gewerbestande zur Kenntnis und Nachahmung musterhafter Stücke 
Gelegenheit zu geben«, zugleich noch mit dem weiteren Zwecke: »dem in- 
und ausländischen Handelsstande eine Uebersicht über die im Lande fabri 
zierten tüchtigen Gewerbe-Erzeugnisse zu gewähren und damit den Inhabern 
der betreffenden Gewerbe eine weitere Gelegenheit zum Absatz zu ver 
schaffen«. 
Als Verwalter des Musterlagers wurde am 8. Mai 1850 Kaufmann 
Friedrich Lempp bestellt, welchem — was hier der Zeit vorausgreifend 
sogleich beigefügt werden mag — als erster Gehilfe vom 25. November 1851 
an Kaufmann Carl Senf ft*) und am 1. Oktober 1852 als zweiter Gehilfe 
Kaufmann Alb. Cailloud beigegeben wurden. 
Die ersten Gelasse, welche dem Musterlager in der ersten Etage der 
Legionskaserne eingeräumt wurden, befanden sich im Pavillon, Ecke der 
Königs- und Tübingerstrasse. Als Bestand der Sammlung nach Ablauf des 
ersten Jahres ergab sich folgender: 
a) ins ausländische Musterlager waren aufgenommen die Gewebemuster 
und die auf der Pariser Ausstellung 1849 gemachten Erwerbungen; ausser 
dem eine grössere Anzahl von Gegenständen, welche vorher im Staatseigentum 
zerstreut und als hieher passend nun dem Musterlager zugewiesen wurden, 
darunter die von Obersteuerrat Mohl s. Zt. in Frankreich erworbenen Muster, 
welche sich inzwischen teils in Geislingen (die Elfenbeintabletteriewaren 
! ) Der nunmehrige Oberinspektor des Landes-Gewerbemuseums.
	        

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