Full text: Das K. Württembergische Landes-Gewerbemuseum in Stuttgart

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drei Trompeterfamilien der K. Leibgarde und einer Kanzleiaufwärtersfamilie 
bewohnt waren. Ausserdem hegte die Musterlagerverwaltung den Wunsch, 
die zu ebener Erde gelegenen zwei vorderen Säle, welche zu Aufbewahrung 
von Akten des K. Staatsarchivs dienten, eingeräumt zu erhalten. Ein hierauf 
gerichtetes Gesuch wurde namentlich auch damit begründet, dass es sich in 
nicht zu ferner Zeit rätlich zeigen werde, eine Landesgewerbe-Ausstellung, 
welche seit 1842 nicht mehr stattgefunden habe, zu veranstalten, und dass 
die gedachten Säle hiefür mehr Raum bieten, als der seither zu solchen 
Veranstaltungen benützte K. Redoutensaal. Dem Gesuch wurde bezüglich 
der oberen Gelasse entsprochen, nicht aber auch bezüglich der Parterreräume, 
da diese unlängst erst zum Behuf der Aufbewahrung von Akten des Staats 
archivs baulich neu hergestellt worden seien. Durch diese Einräumung 
konnten nun wenigstens drei weitere Zimmer und ein kleiner Saal für die 
Sammlungszwecke verwertet werden. 
Inzwischen wurde das Musterlager immer mehr Gegenstand der all 
gemeinen Aufmerksamkeit. Den Gewerbetreibenden war willkommene Ge 
legenheit gegeben, nicht nur durch den Vergleich der ausgestellten Werkzeuge 
und Waren eine deutliche Vorstellung von andern Konstruktionen und Zu 
sammensetzungen, von andern Formen und Farbenzusammenstellungen, als 
ihnen seither gewohnt gewesen war, zu gewinnen, sondern auch ihre Produkte 
denjenigen der fremden Berufsgenossen in Bezug auf akkuratere, dauerhaftere 
und geschmackvollere Arbeit gleichzustellen. Es herrschte das Gefühl, dass 
der Hebel am richtigen Punkte angesetzt sei, um das träge Festhalten am 
Althergebrachten zu brechen und eine heilsame Vorwärtsbewegung herber 
zuführen. Wesentlich erhöht wurde die vorteilhafte Benützung der Samm 
lung dadurch, dass die einzelnen Gegenstände sowohl abgezeichnet als zur 
Nachbildung entlehnt werden konnten. Auch im Auslande wurde man auf 
die noch fast ein Unikum bildende Sammlung aufmerksam, und wurde die 
selbe von solchen, welche die Absicht oder den Auftrag hatten, Aehnliches 
in ihrer Heimat zu schaffen, besucht. 
Immer unvergessen aber soll bleiben, dass es namentlich König Wilhelm 
gewesen, welcher die Anstalt von ihren ersten Anfängen an als eine Lieblings 
schöpfung stets unter seinen starken Schutz genommen und dadurch ihr 
Emporblühen auf das Kraftvollste gefördert hat. 
Nach einem Bericht der Verwaltung über ihre Thätigkeit im Jahr 1852 
betrug die Zahl der Musterausleihungen aus dem ausländischen Musterlager 
365 mit 2070 Musterstücken. Die Zahl der Besucher in der zweiten Hälfte 
des genannten Jahrs wird zu 1500 angegeben. Schon im März 1853 klagte 
die Verwaltung wieder über zu grosse Beengung im Raum, wozu auch die 
infolge Anstellung eines zweiten Administrativ-Referenten bei der K. Zentral 
stelle, des Regierungsassessors Bätzner, sowie eines dem technischen Rat 
beigegebenen Maschinenzeichners, L. Bär, notwendig gewordene Vermehrung 
der Kanzleigelasse beitrug. Als dringendstes Bedürfnis wurde immer wieder 
die Einräumung eines Parterrelokals für die Sammlung bezeichnet und als
	        

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