14
drei Trompeterfamilien der K. Leibgarde und einer Kanzleiaufwärtersfamilie
bewohnt waren. Ausserdem hegte die Musterlagerverwaltung den Wunsch,
die zu ebener Erde gelegenen zwei vorderen Säle, welche zu Aufbewahrung
von Akten des K. Staatsarchivs dienten, eingeräumt zu erhalten. Ein hierauf
gerichtetes Gesuch wurde namentlich auch damit begründet, dass es sich in
nicht zu ferner Zeit rätlich zeigen werde, eine Landesgewerbe-Ausstellung,
welche seit 1842 nicht mehr stattgefunden habe, zu veranstalten, und dass
die gedachten Säle hiefür mehr Raum bieten, als der seither zu solchen
Veranstaltungen benützte K. Redoutensaal. Dem Gesuch wurde bezüglich
der oberen Gelasse entsprochen, nicht aber auch bezüglich der Parterreräume,
da diese unlängst erst zum Behuf der Aufbewahrung von Akten des Staats
archivs baulich neu hergestellt worden seien. Durch diese Einräumung
konnten nun wenigstens drei weitere Zimmer und ein kleiner Saal für die
Sammlungszwecke verwertet werden.
Inzwischen wurde das Musterlager immer mehr Gegenstand der all
gemeinen Aufmerksamkeit. Den Gewerbetreibenden war willkommene Ge
legenheit gegeben, nicht nur durch den Vergleich der ausgestellten Werkzeuge
und Waren eine deutliche Vorstellung von andern Konstruktionen und Zu
sammensetzungen, von andern Formen und Farbenzusammenstellungen, als
ihnen seither gewohnt gewesen war, zu gewinnen, sondern auch ihre Produkte
denjenigen der fremden Berufsgenossen in Bezug auf akkuratere, dauerhaftere
und geschmackvollere Arbeit gleichzustellen. Es herrschte das Gefühl, dass
der Hebel am richtigen Punkte angesetzt sei, um das träge Festhalten am
Althergebrachten zu brechen und eine heilsame Vorwärtsbewegung herber
zuführen. Wesentlich erhöht wurde die vorteilhafte Benützung der Samm
lung dadurch, dass die einzelnen Gegenstände sowohl abgezeichnet als zur
Nachbildung entlehnt werden konnten. Auch im Auslande wurde man auf
die noch fast ein Unikum bildende Sammlung aufmerksam, und wurde die
selbe von solchen, welche die Absicht oder den Auftrag hatten, Aehnliches
in ihrer Heimat zu schaffen, besucht.
Immer unvergessen aber soll bleiben, dass es namentlich König Wilhelm
gewesen, welcher die Anstalt von ihren ersten Anfängen an als eine Lieblings
schöpfung stets unter seinen starken Schutz genommen und dadurch ihr
Emporblühen auf das Kraftvollste gefördert hat.
Nach einem Bericht der Verwaltung über ihre Thätigkeit im Jahr 1852
betrug die Zahl der Musterausleihungen aus dem ausländischen Musterlager
365 mit 2070 Musterstücken. Die Zahl der Besucher in der zweiten Hälfte
des genannten Jahrs wird zu 1500 angegeben. Schon im März 1853 klagte
die Verwaltung wieder über zu grosse Beengung im Raum, wozu auch die
infolge Anstellung eines zweiten Administrativ-Referenten bei der K. Zentral
stelle, des Regierungsassessors Bätzner, sowie eines dem technischen Rat
beigegebenen Maschinenzeichners, L. Bär, notwendig gewordene Vermehrung
der Kanzleigelasse beitrug. Als dringendstes Bedürfnis wurde immer wieder
die Einräumung eines Parterrelokals für die Sammlung bezeichnet und als