i6
Braungeschirr mit bleifreier Glasur von Znaym in Mähren, gerauhtes Glas
für Dachbedeckungen von England, Proben von Gussstahl von Sheffield und
Klagenfurt, Proben unterseeischer Telegraphentaue von Felten & Guilleaume
in Köln, Darstellung der Nürnberger Goldschlägerei, Holzschnitzereien von
Oberammergau und Solothurn, Drechslerwaren von München, Wiener Holz
waren, indische Mosaikarbeiten von Bombay, Papiermachearbeiten von Nürn
berg und Friedrichsroda, grosse Mustersortimente von Streich- und Kamm
garnen von Brünn und Vöslau, Vorarlberger Weissstickereien, eine Samm
lung französischer Schuhmacherwerkzeuge, amerikanische Loch- und Bohr
maschinen für Holzbearbeitung. Aüch eine schöne Sammlung nutzbarer
Mineralien Württembergs, insbesondere der Marmorarten und Bausteine, wurde
angelegt.
Die erste im Musterlager erschienene Nähmaschine, »in der Form
eines niedlichen Arbeitstischchens für Damen«, von Schmid in Wien kündigt
das Gewerbeblatt vom 22. November 1854 an mit den Worten: »Abermals
eine Maschine, welche der Handarbeit Abbruch zu thun droht. Welch
traurige Betrachtungen Hessen sich an solche Erscheinungen knüpfen, wenn
wir nicht wüssten, dass im allgemeinen die Anwendung von Maschinen die
Menschen nicht brotlos macht, sondern nur eine Aenderung in der Art und
Weise der Beschäftigung, eine Vermehrung der Produktion und Konsumtion
herbeiführt . . . Findet die Maschine allgemeinere Anwendung, woran kaum
mehr zu zweifeln ist, so wird sie viele Arbeiten billiger herstellen und da
durch den Verbrauch von verschiedenen Gegenständen vermehren.« Man
hörte nicht auf, neue Erscheinungen auf dem Gebiet der Nähmaschinen
fabrikation einzuführen und im Gewerbeblatt zu besprechen. (Weiteres s. u.
im Jahr 1860.) —
Einen' schweren Verlust erlitten die beiden Zentralstellen durch den am
3. November 1855 erfolgten Tod ihres hochverdienten Vorstands, des Direktors
v. Sautter, nach einer nur 7jährigen, aber segensreichen Wirksamkeit.*)
An seine Stelle wurde vermöge Höchster Entschliessung vom 24. September
1856 der seitherige technische Rat, Oberregierungsrat Dr. v. Steinbeis,
zum Direktor der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel ernannt.
Im Jahr 1856 erhielt die K. Zentralstelle durch Ministerialverfügung vom
26. September 1856 ein neues organisches Statut. Ihr Gesamtgeschäftskreis
wurde aber dadurch nicht verändert. Als neu darin erscheint, dass nunmehr
unter den Aufgaben der Zentralstelle »die Aufstellung einer Sammlung
musterhafter oder anderer gesuchter Fabrikate aus andern Ländern« aus
drücklich aufgeführt wurde.
In dem gleichen Jahre wurden neue Bemühungen gemacht, um im
Erdgeschoss der Legionskaserne Fuss zu fassen, da der Mangel an Raum
für schwerere Maschinen immer fühlbarer wurde; man versuchte diesmal
*) Zu vergleichen den Artikel in der Deutschen Vierteljahrsschrift 1857, S. 88—124; »Die
württembergischen Zentralstellen für Gewerbe und Handel und für die Landwirtschaft und ihre Thiitig-
keit unter ihrem Vorstande Direktor v. Sautter.«