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vorgerücktere Uebungsstufe bestimmt bei den Fenster- und Thürdurchbrüchen
der Gebäude die wirklichen Mauerdicken zeigen.
Für die gewerblichen Fortbildungsschulen, Realschulen u. dergl. ist es
aber geboten, das Körperzeichnen an der Händ einer anderen Art von
Körpermodellen zu üben. Die K. Zentralstelle hat deshalb, noch ehe das
Körperzeichnen in unseren Schulen wieder auflebte, dafür gesorgt, durch
Schaffung zweier Modellserien diesem speziellen Bedürfnisse zu genügen
und zwar durch eine Serie von 35 Modellen, welche aus vorbildlichen
architektonischen Grundformen bestehen — gerade und bogenförmige, mit
Zahnschnitten und einfachen Kerbschnittflächen verzierte Gesimsformen,
sowie Bogenfriese mit Konsolen meist aus der Zeit des Mittelalters — ferner
durch eine zweite, 38 Nummern zählende Serie freistehender Gegenstände
aus dem Gebiete der Architektur, Kapitale von der einfachsten Würfelform
bis zu den mit Laubwerk geschmückten Kelchformen, sodann verschiedener
Bailusterformen, Akroterien, Giebelendigungen, Kreuze, Dreifüsse, Vasen
formen, Säulenschäfte und Fialen in aufwärts steigender Stufenfolge geordnet.
Um dem angestrebten Körperzeichnen auch in den kleineren Schulen
einen sicheren Boden zu verschaffen, wurde durch das Mitglied der K. Kom
mission für die gewerblichen Fortbildungsschulen, Professor Högg, ein be
sonderer elementarer Lehrgang für das Körperzeichnen entworfen und die
hiezu bestimmten, aus Draht, Pappe oder Holz hergestellten Modelle durch
die K. Zentralstelle in den Handel gebracht. Diese Serie umfasst Quadrat,
Kreis, Würfel, Prisma, Pyramide, Cylinder, Kegel und Kugel. Die Zweck
mässigkeit dieses Lehrganges erprobte sich so erfreulich, dass demselben
bald darauf eine zweite Serie aus Holz mit Balluster- und Vasenformen für
Vorgerücktere zu folgen hatte.
Hand in Hand mit dieser freieren Richtung des Freihandzeichnens
drang auch bei dem technischen Zeichnen die auf Erfahrungen bei
Zeichenvisitationen gegründete Ueberzeugung durch, dass das Zeichnen nach
Vorlagen allein in den wenigsten Fällen den erhofften Zweck erfüllen könne.
Die Mehrzahl der Schüler der gewerblichen Fortbildungsschulen besitzt nur
eine Volksschulbildung. Die Zeit des Schulbesuchs, welche sich vielfach
nur auf die Lehrjahre erstreckt, ist zu kurz, als dass man einem solchen
Schüler ein Verständnis für Körper- und Raumgebilde durch streng wissen
schaftliche Lehrmethoden beibringen könnte. Es muss ein Uebergang vom
elementaren linearen Zeichnen zum technischen Fachzeichnen geschaffen
werden. Von der K. Kommission wird deshalb nachdrücklich verlangt, dass
anschliessend an das geometrische Zeichnen das Projektionszeichnen an der
Hand von Modellen solange durchgeübt werde, bis der Schüler eine richtige
Auffassung von Körper und Raum zeigt. Dann erst kann er mit Erfolg
das Fachzeichnen beginnen und solches mit Verständnis teils nach Gegen
ständen, teils nach Vorlage weitertreiben, während ein zu frühzeitiger Beginn
des Fachzeichnens fast immer ein mechanisches, verständnisloses Abstechen
nach dem Originale mit sich bringt. Für dieses mit Massaufnahmen ver