BAUZEITUNG
NE. 13
beton ausgefübrte Bauten haben sich vielfach bewährt,
so daß heute nicht nur allein die erhöhte Feuersicherheit
bei der Errichtung solcher Bauten in Frage kommt,
sondern auch bessere Ausnutzung der Räumlichkeiten,
Billigkeit, bessere hygienische Verhältnisse, rasche Her
stellung in den Vordergrund treten. Die rasche Her
stellung ist schon dadurch ermöglicht, daß alle Materialien,
wie Sand, Schotter, Zement und Stabeisen, leicht im
Handel und überall zu finden sind.
Auch Wohn- und sonstige Gebäude mit vornehmem
Charakter sind auf dem Festlande in Eisenbeton aus
geführt, wobei auch höhere ästhetische Ansprüche be
friedigt werden.
Das Lagerhaus Stuttgart-Ostheim weist eine Gesamtlänge
von 26 m, eine Gesamtbreite von 12,5 m bei einer Höhe
von 17—18 m vom Boden bis zum höchsten Dachfirst auf.
Dasselbe ist für die Aufbewahrung von Eisenwaren
bestimmt, und es betragen die ermittelten Belastungen für
alle Stockwerke, Bureauräume ausgenommen, 2000 kg
auf den Quadratmeter. Aus Konstruktions- und ökono
mischen Rücksichten wie auch zwecks einer besseren
Ausnutzung des Raumes wurden ziemlich große Decken
felder angenommen, wonach die Lage der Säulen bei
der getroffenen Einteilung den weitestgehenden An
forderungen entspricht.
Die Abbildung 1 — ein Blick in das Innere des Lager
hauses — zeigt zwei freistehende Säulenreihen, die in
Entfernungen von 4,7 m von M zu M angeordnet und
mittels dreier Deckenfelder mit den Fassadensäulen ver
bunden sind. Das Mittelfeld mißt 2,7 m. Die Balken
sind nach beiden Richtungen geführt, so daß die äußeren
Deckenfelder auf vier Seiten, das mittlere aber nur auf
zwei Seiten fest eiugespannt ist. Die ersteren erhielten
eine kreuzweise durchgeführte, die letztere nur eine ein
fache Eiseneinlage.
Die nach zwei Richtungen geführten gerippten Platten
balken versteifen die äußeren Wände gegenseitig ab. A.ehn-
lich wie bei Eisenhochbauten sind auch hier die Außen
wandungen aus Säulen, die mit Eisenbetonbalken verbunden
sind, gebildet. Die letzteren haben die Wand- und Decken
lasten aufzunehmen und dienen zugleich zur Versteifung
der Ständer. Die von Säulen und Balken gebildeten
Zwischenräume sind mit Backsteinen ausgefüllt, und es
können die Mauern minimale Abmessungen erhalten, weil
dieselben nicht mehr als tragende Teile zu wirken haben.
Der Unterschied im Vergleich mit Eisenhochbauten liegt
darin, daß hier die Konstruktionselemente, nämlich
Decken, Balken und Säulen, innig miteinander verbunden
und in einem Gusse hergestellt sind, so daß das ganze
Gebäude ein in sich zusammenhängendes einheitliches
Ganzes bildet.
Setzungen, die sonst Risse zur Folge haben, werden hier
unschädlich gemacht, indem dieselben durch die innige
Verbindung aller Teile auf das kleinste Maß herabgedrückt
werden. Der monolithische Charakter der Konstruktion
ist durch die äußere Gestaltung des Baues besonders zum
Ausdrucke gebracht.
Das in Württemberg eingebürgerte steile Dach mit Walmen
nach den Stirnseiten des Gebäudes ist von hölzernen
Pfosten getragen und ganz aus Holz erstellt. Rote Ziegel
bedecken dasselbe und bilden mit dem weißen Verputz
der Außenwände ein lebendiges, angenehmes Verhalten.
Der Stefansbrunnen in Karlsruhe von Prof. Herm. Billing. Aus Jahrgang IV Heft 11 der „Modernen Bauformen , Verlag J. Hoffmann-Stuttgart