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FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S - LOTHRINGEN*
HI. JAHRGANG (33^>P U ^
STUTTGART, 7. APRIL 1906
Alle Rechte Vorbehalten. — Inhalt: Der Yolkssohulbau in Württemberg. — Ideen von Olbrich. — Meunier.
— Wertung der Techniker in Württemberg. — Neubau des Deutschen Museums in München. — Ver
einsmitteilungen. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher
Der Yolkssclmlbau in Württemberg
Das Volksschulbauwesen in Württemberg hat sich in
einer Weise entwickelt, die dank einer die fortschritt
lichen Gedanken vertretenden und rationell arbeitenden
Bautechnik neuerdings eine Stufe erreicht hat, auf der man
mit Befriedigung auf das Gewonnene zurückblicken kann,
namentlich wenn man sich die Zustände vergegenwärtigt,
die früher herrschten. Es war daher ein dankenswertes
Beginnen, daß die diesjährige Festrede an der Kgl. Bau
gewerkschule in Stuttgart zu Königs Geburtstag das an
gezogene Thema behandelte. Der Redner, Professor Bau
rat A. Knoblauch, gab an der Hand zahlreicher
Zeichnungen ein anschauliches Bild von der Entwicklung
des Volksschulbaues in unserm Lande. Wir werden in
nachstehendem das Wesentlichste aus dem interessanten
Vortrag wiedergeben und zugleich eine Reihe neuer Volks
schulhaushauten auf dem Lande unsern Lesern im Bild
vorführen.
Uns, die wir ge
wohnt sind, in den
modernen Schul
anstalten alle Er
rungenschaften der
Neuzeit nach der
technischen wie
hygienischen Seite
praktisch verwen
det zu sehen, mutet
es eigentümlich an,
wenn wir von dem
Redner hören, daß
für die Unterbrin
gung der Schüler
bis Anfang des 19.
Jahrhunderts alte
geräumige Häuser
dienten, in welchen
durch kleine Ver
änderungen, wie
Herausnehmen von
Zwischenwänden,
der nötige Raum
für die Klassen
zimmer gewonnen
wurde. Zeigten sich
diese Häuser bau
fällig, so wurde zu
einem Neubau ge
schritten. Wie gering der Wert dieser alten Gebäude
bisweilen war, ersehen wir aus einem Beispiel in Preußen.
Im Dorf Siewersdorf bei Briesen in der Mark wurde das
alte Schulhaus für den hohen Preis von 5 M. zum Ab
bruch an den Meistbietenden verkauft.
In den Scbulhausneubauten war außer den Schul
zimmern auch die Wohnung für den Lehrer untergebracht,
und zwar in einem oberen Stockwerk. Da mit der Schul
stelle die Nutzung von Gemeindegütern verbunden war,
wurden die hierfür erforderlichen Räume im Erdgeschoß
und einer benachbarten Scheuer oder in einer an das
Schulhaus angebauten Scheuer vorgesehen. Als typisches
Beispiel für den ersten Fall mag das Schulhaus in ünter-
sielmingen, OA. Stuttgart, erbaut 1841, für den zweiten
Fall Dürrwangen, OA. Balingen, erbaut 1818/19, dienen.
Als weiteres Beispiel diene die’vierklassige Schule mit
zwei Lehrerwoh-
Dei-