14. April 1906
BAUZEITUNQ
117
von Schmutz und Bakterien ermöglicht und die Auf-
wirblung von Staub begünstigt wird.
Die Wände werden zweckmäßig auf 1,5 m Höhe mit
einer schlichten ebenen Holzverkleidung oder mit Zement
putz mit Oelfarbenanstrich zum Schutz gegen Beschä
digungen versehen. Im übrigen erhalten die Wände und
Decken einen glatten Putz mit hellem, nicht blendendem
Leimfarbenstrich.
Die Kleiderablagen, die früher vielfach im Schul
saal selbst untergebracht wurden, sind, falls nicht he-.
4TTYMBiV(('
Entwurf zu einem Schulhaus in Ochsenberg von Baurat
Knoblauch,"Staatliches Bureau, Stuttgart
sondere Räume hierfür geschaffen werden wollen, im
Oehrn herzustellen. Das Trocknen nasser Kleider u. s. w.
im Schullokal ist der Ausdünstungen wegen durchaus zu
verwerfen.
Zu einer den heutigen Anforderungen entsprechenden
Schulanlage gehören ferner ein hinreichend großer Spiel
platz und eine Wandelhalle, damit sich die Kinder sowohl
bei gutem als bei schlechtem Wetter tummeln können.
Der Spielplatz soll eine geschützte Lage haben, chaussiert
und entwässert sein, so daß weder bei Regen Schmutz
noch bei Trockenheit Staubaufwirblung entsteht. Pür
Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern ist in reich
lichem Maße Sorge zu tragen, da dieselben wesentlich
zur Verbesserung der Luft, zur Abhaltung von Straßen
staub dienen und außerdem Schutz gegen Sonnenstrahlen
bieten. Einige Bänke sowie ein gutes Wasser gebender
Brunnen sollten nicht fehlen.
Um noch kurz zu den Schulaborten überzugehen,
ist zu bemerken, daß dieselben entweder im Schulhof als
freistehendes Gebäude ihren Platz finden oder aber —
wie dies vielfach in letzter Zeit geschah — an das
Schulhaus angebaut und zur Verhinderung des Ein
dringens übler Gerüche ins Schulhaus vermittelst einer
offenen Loggia zugänglich gemacht werden. In letzterem
Fall ist eine sorgfältige Gruben- und Abortventilation
unerläßlich. Durch die Anlage von Klärgruben, Wasser
klosetts, Oelpissoirs wird die Abortfrage am besten gelöst.
Die Aborte können dann anstandslos im Schulhaus selbst
untergebracht werden, und bei deren Besuch sind etwaige
Erkältungsmöglichkeiten ganz ausgeschlossen.
Ein sehr wichtiger Punkt ist noch anzuführen, und
zwar die Trennung von Schule und Schullehrerwohnung.
Dies ist durchaus nötig, damit der Schulbetrieb nicht
unterbrochen werden muß, wenn in der Familie des Schul
lehrers eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist.
Selbstredend ist diese Trennung auch für eine etwa im
Schulhaus befindliche Dienerwohnung notwendig. Letztere
wird in der Regel mit besonderem Zugang von außen in
das Untergeschoß gelegt und von den Schulräumlichkeiten
durch inneren Abschluß getrennt.
Für die Lehrerwohnungen werden am besten
besondere Gebäude errichtet (wie beispielsweise in Ulm,
Plochingen, Stockheim), entfernt von dem Schulhaus oder
mit diesem zu einer Gruppe vereinigt, wie in Groß
eislingen und Binsdorf. Vielfach läßt sich ein besonderes
Gebäude nicht erreichen. Die Wohnung ist dann entweder
an die Schule anzubauen, wie z. B. in Sulzgries, OA. Eß
lingen, oder in Alttann, oder aber es wird die Wohnung
im I. Stock des Schulgebäudes mit besonderem Trep
penhaus eingebaut, wie beim Schulhaus in Bonlanden,
OA. Stuttgart.
Durch diese berechtigte Forderung ist ein günstiges
Motiv für eine abwechslungsvollere Ausbildung der Schul
gebäude gegeben, wie die Projekte von Pfrondorf, Rohr
dorf u. a. zeigen.
Zum Schlüsse ist auf eine Neuerung im Schulhausbau
hinzu weisen, auf das Pavillonsystem. Die ünterrichts-
lokale werden hier in mehreren kleinen Gebäuden von
zwei bis höchstens vier Sälen untergebracht. Die zwei-
klassigen Gebäude haben nur ein Erdgeschoß, und die Säle
werden entweder rechts und links von einem Mittelgang
angelegt oder sie liegen nebeneinander entlang eines Lang
ganges. Bei vier Sälen werden dieselben in ähnlicher
Weise in zwei Stockwerke verteilt.
Die einzelnen Gebäude werden in entsprechenden
Abständen voneinander erstellt, so daß Luft und Licht
reichlichen Zutritt erhalten. Derartige Anlagen sind in
Ludwigshafen a. Rh. und in Längen a. d. Ems ausgeführt.
Als weitere Errungenschaft neuerer Zeit sind ferner
die transportabel!! Schulbaracken zu bezeichnen,
die vorübergehend ganz gute Dienste leisten. Insbesondere
finden sie in großen Städten Verwendung, wenn eS sich
darum handelt, rasch weitere Klassen zu errichten, und
wenn aus lokalen Gründen die sofortige Inangriffnahme
eines Neubaues nicht rätlich erscheint. Derartige Schul
baracken (System Docker) sind hier am Wege zwischen
Ostheim und Gaisburg aufgestellt.
Damit dürfte die Darstellung der wichtigsten neueren
Forderungen für den Bau von Schulhäusern erschöpft
sein, bei deren Befolgung nicht allein zweckdienliche,
sondern auch freundliche und wirkungsvolle Bauten zum
Wohle unsrer Jugend erstehen werden. F.
Doppelwolmliaus in Pforzheim
Architekten: Faller und P r e c k e 1
Die linke Seite dieses Doppelwohnhauses enthält auf
jedem Stockwerke fünf Zimmer, die rechte je sechs
Zimmer nebst Küchen, Bädern, Speisekammern u. s. w.
Im Erdgeschoß und Keller befinden sich Werkstätten für
eine Bijouteriefabrikation. Die Fassade des Hauses be
steht aus weißem Ochsenbacher Sandstein von der Firma
K. Gößel in Karlsruhe. Einzelne Teile sind vergoldet
und mit türkisblauer Farbe ausgelegt; die Balkongeländer
sind ebenfalls vergoldet. Die Bildhauerarbeiten wurden