Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

14. April 1906 
BAUZEITUNQ 
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von Schmutz und Bakterien ermöglicht und die Auf- 
wirblung von Staub begünstigt wird. 
Die Wände werden zweckmäßig auf 1,5 m Höhe mit 
einer schlichten ebenen Holzverkleidung oder mit Zement 
putz mit Oelfarbenanstrich zum Schutz gegen Beschä 
digungen versehen. Im übrigen erhalten die Wände und 
Decken einen glatten Putz mit hellem, nicht blendendem 
Leimfarbenstrich. 
Die Kleiderablagen, die früher vielfach im Schul 
saal selbst untergebracht wurden, sind, falls nicht he-. 
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Entwurf zu einem Schulhaus in Ochsenberg von Baurat 
Knoblauch,"Staatliches Bureau, Stuttgart 
sondere Räume hierfür geschaffen werden wollen, im 
Oehrn herzustellen. Das Trocknen nasser Kleider u. s. w. 
im Schullokal ist der Ausdünstungen wegen durchaus zu 
verwerfen. 
Zu einer den heutigen Anforderungen entsprechenden 
Schulanlage gehören ferner ein hinreichend großer Spiel 
platz und eine Wandelhalle, damit sich die Kinder sowohl 
bei gutem als bei schlechtem Wetter tummeln können. 
Der Spielplatz soll eine geschützte Lage haben, chaussiert 
und entwässert sein, so daß weder bei Regen Schmutz 
noch bei Trockenheit Staubaufwirblung entsteht. Pür 
Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern ist in reich 
lichem Maße Sorge zu tragen, da dieselben wesentlich 
zur Verbesserung der Luft, zur Abhaltung von Straßen 
staub dienen und außerdem Schutz gegen Sonnenstrahlen 
bieten. Einige Bänke sowie ein gutes Wasser gebender 
Brunnen sollten nicht fehlen. 
Um noch kurz zu den Schulaborten überzugehen, 
ist zu bemerken, daß dieselben entweder im Schulhof als 
freistehendes Gebäude ihren Platz finden oder aber — 
wie dies vielfach in letzter Zeit geschah — an das 
Schulhaus angebaut und zur Verhinderung des Ein 
dringens übler Gerüche ins Schulhaus vermittelst einer 
offenen Loggia zugänglich gemacht werden. In letzterem 
Fall ist eine sorgfältige Gruben- und Abortventilation 
unerläßlich. Durch die Anlage von Klärgruben, Wasser 
klosetts, Oelpissoirs wird die Abortfrage am besten gelöst. 
Die Aborte können dann anstandslos im Schulhaus selbst 
untergebracht werden, und bei deren Besuch sind etwaige 
Erkältungsmöglichkeiten ganz ausgeschlossen. 
Ein sehr wichtiger Punkt ist noch anzuführen, und 
zwar die Trennung von Schule und Schullehrerwohnung. 
Dies ist durchaus nötig, damit der Schulbetrieb nicht 
unterbrochen werden muß, wenn in der Familie des Schul 
lehrers eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist. 
Selbstredend ist diese Trennung auch für eine etwa im 
Schulhaus befindliche Dienerwohnung notwendig. Letztere 
wird in der Regel mit besonderem Zugang von außen in 
das Untergeschoß gelegt und von den Schulräumlichkeiten 
durch inneren Abschluß getrennt. 
Für die Lehrerwohnungen werden am besten 
besondere Gebäude errichtet (wie beispielsweise in Ulm, 
Plochingen, Stockheim), entfernt von dem Schulhaus oder 
mit diesem zu einer Gruppe vereinigt, wie in Groß 
eislingen und Binsdorf. Vielfach läßt sich ein besonderes 
Gebäude nicht erreichen. Die Wohnung ist dann entweder 
an die Schule anzubauen, wie z. B. in Sulzgries, OA. Eß 
lingen, oder in Alttann, oder aber es wird die Wohnung 
im I. Stock des Schulgebäudes mit besonderem Trep 
penhaus eingebaut, wie beim Schulhaus in Bonlanden, 
OA. Stuttgart. 
Durch diese berechtigte Forderung ist ein günstiges 
Motiv für eine abwechslungsvollere Ausbildung der Schul 
gebäude gegeben, wie die Projekte von Pfrondorf, Rohr 
dorf u. a. zeigen. 
Zum Schlüsse ist auf eine Neuerung im Schulhausbau 
hinzu weisen, auf das Pavillonsystem. Die ünterrichts- 
lokale werden hier in mehreren kleinen Gebäuden von 
zwei bis höchstens vier Sälen untergebracht. Die zwei- 
klassigen Gebäude haben nur ein Erdgeschoß, und die Säle 
werden entweder rechts und links von einem Mittelgang 
angelegt oder sie liegen nebeneinander entlang eines Lang 
ganges. Bei vier Sälen werden dieselben in ähnlicher 
Weise in zwei Stockwerke verteilt. 
Die einzelnen Gebäude werden in entsprechenden 
Abständen voneinander erstellt, so daß Luft und Licht 
reichlichen Zutritt erhalten. Derartige Anlagen sind in 
Ludwigshafen a. Rh. und in Längen a. d. Ems ausgeführt. 
Als weitere Errungenschaft neuerer Zeit sind ferner 
die transportabel!! Schulbaracken zu bezeichnen, 
die vorübergehend ganz gute Dienste leisten. Insbesondere 
finden sie in großen Städten Verwendung, wenn eS sich 
darum handelt, rasch weitere Klassen zu errichten, und 
wenn aus lokalen Gründen die sofortige Inangriffnahme 
eines Neubaues nicht rätlich erscheint. Derartige Schul 
baracken (System Docker) sind hier am Wege zwischen 
Ostheim und Gaisburg aufgestellt. 
Damit dürfte die Darstellung der wichtigsten neueren 
Forderungen für den Bau von Schulhäusern erschöpft 
sein, bei deren Befolgung nicht allein zweckdienliche, 
sondern auch freundliche und wirkungsvolle Bauten zum 
Wohle unsrer Jugend erstehen werden. F. 
Doppelwolmliaus in Pforzheim 
Architekten: Faller und P r e c k e 1 
Die linke Seite dieses Doppelwohnhauses enthält auf 
jedem Stockwerke fünf Zimmer, die rechte je sechs 
Zimmer nebst Küchen, Bädern, Speisekammern u. s. w. 
Im Erdgeschoß und Keller befinden sich Werkstätten für 
eine Bijouteriefabrikation. Die Fassade des Hauses be 
steht aus weißem Ochsenbacher Sandstein von der Firma 
K. Gößel in Karlsruhe. Einzelne Teile sind vergoldet 
und mit türkisblauer Farbe ausgelegt; die Balkongeländer 
sind ebenfalls vergoldet. Die Bildhauerarbeiten wurden
	        
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