Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

21. April 1906 
BAUZEITUNG 
129 
Haus Olbrich in Darmstadt. Aus „Olbrichs Ideen“ 
auf dem Gebiet der Erzeugung großer Mengen elek 
trischer Energie für Städtebeleuchtung und Arbeitsüber 
tragung. Auch für den Betrieb von Schiffen hat die 
Turbine bereits Anwendung gefunden. Von besonderem 
Interesse waren die Mitteilungen des Redners über die 
außerordentlich rasche Entwicklung der Dampfturbine im 
allgemeinen. Kennzeichnend hierfür ist, daß wir heute 
schon, nach einer kurzen Spanne von Jahren, über eine 
Anzahl von durchaus zuverlässigen, konstruktiv vorzüglich 
durchgebildeten Turbinen verfügen, denen man ohne Be 
denken als alleiniger Betriebskraft die Stromlieferung in 
Städten und industriellen Werken überträgt, und zwar 
in Maschineneinheiten, die sich an Größe mit denen der 
alten Kolbenmaschine durchaus messen können, jene sogar 
in einer Reihe von Fällen übertreffen. Gehören doch 
heute Dampfturbinen von 10 000 PS nicht mehr zu den 
Seltenheiten. Auch die Wirtschaftlichkeit des Dampf 
turbinenbetriebs ist heute zweifellos dargetan, und die 
verschiedenen herrschenden Systeme sind in dieser Be 
ziehung einander ebenbürtig. Solche Erfolge verkörpern 
staunenswerte Leistungen technischer Arbeit. Der Redner 
entrollte so vor seinen Zuhörern ein fesselndes Bild von 
der mächtigen Umwälzung, die durch die jüngste Form 
der Dampfmaschine, die Dampfturbine, dem Beginn des 
neuen Jahrhunderts sein charakteristisches Gepräge auf 
dem Gebiet der Technik verleiht. Der Vortrag war 
durch eine Reihe schöner Lichtbilder veranschaulicht. 
Der zweite Vortragende des Abends, Ingenieur Kauf 
mann-Mannheim, gab eine Uebersicht über moderne 
Schweiß verfahren. Er besprach verschiedene Ver 
fahren, die auf der Verwendung von Gas beruhen, und 
zwar von Wassergas, Azetylen und Wasserstoff-Sauer 
stoff (sogen, autogene Schweißung), und in ausführlicher 
Weise einige elektrische Verfahren, bei denen die 
Schweißung durch den elektrischen Lichtbogen oder 
Haus Olbrich in Darrastadt. Verlag von A. Koch-Darmstadt 
durch die Stromwärme eines starken elektrischen Stromes 
(sogen, elektrische Widerstandsschweißung) vollzogen wird. 
Letzteres Verfahren ist zu einem Fabrikationsverfahren 
ausgebildet, zu Ausbesserungsarbeiten ist es nicht geeignet. 
Die auf demselben beruhenden Schweißmaschinen wur 
den in Lichtbildern vorgeführt und Probestücke vieler 
maschinengeschweißter Gegenstände (Blechgefäße mit an 
geschweißten Henkeln und Schnauzen, geschweißte Ketten, 
Ofenröhren, Felgen von Automobilrädern u. a.) gezeigt. 
Die Leistungsfähigkeit und Rentabilität dieser Maschinen 
wurde hervorgehoben, welch letztere eine Grenze findet, 
wenn der zu schweißende Querschnitt eine gewisse Größe 
überschreitet, weil dann die Anlage zur Erzeugung des 
erforderlichen starken Stroms zu teuer wird. Auch die 
von Goldschmidt erfundene Thermitschweißung wurde 
besprochen, die darauf beruht, daß aus einem Gemisch 
von Aluminium und Eisenoxyd nach Entzündung in einem 
Schmelztiegel reines flüssiges Eisen ausgeschieden wird, 
welches zu Schweißzwecken verwendet werden kann, ein 
Verfahren, das besonders dann schätzenswerte Dienste 
leistet, wenn die Schweißung bei beschränkten Raum 
verhältnissen, z. B. an Bord (Wellenbrüche), vorgenommen 
werden muß. Den beiden Vortragenden, deren Dar 
bietungen viel Interesse und Beifall fanden, wurde vom 
zweiten Vorsitzenden Baurat Kittel der verbindliche Dank 
des Vereins ausgedrtickt. M. E. 
Wettbewerbe 
Entwürfe zur Ausführung einer Ausstellungs 
halle in Frankfurt a. M. Die Ausstellungshalle soll 
zwischen dem Hohenzollernplatz und dem Hauptgüter 
bahnhofe errichtet werden. Es wird ein Wettbewerb mit 
Frist bis zum 20. September d. J. unter Eisenbau- 
anstalteu, Unternehmern und Architekten, welche die 
Ausführung zu übernehmen geneigt sind, ausgeschrieben. 
Die Wettbewerbsunterlagen sind vom Hochbauamt in 
Frankfurt a. M., Rathaus-Südbau, Zimmer 231, gegen 
Erlegung der Druckkosten von 10 M. zu beziehen. Das 
Preisgericht besteht aus Oberbürgermeister Dr. Adickes 
in Frankfurt a. M., Professor Dr. Bluntschli in Zürich, 
Professor Geh. Hofrat Mehrtens in Dresden, Professor 
Gabriel v. Seidl in München, Professor Geh. Hofrat und
	        
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