21. April 1906
BAUZEITUNG
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Haus Olbrich in Darmstadt. Aus „Olbrichs Ideen“
auf dem Gebiet der Erzeugung großer Mengen elek
trischer Energie für Städtebeleuchtung und Arbeitsüber
tragung. Auch für den Betrieb von Schiffen hat die
Turbine bereits Anwendung gefunden. Von besonderem
Interesse waren die Mitteilungen des Redners über die
außerordentlich rasche Entwicklung der Dampfturbine im
allgemeinen. Kennzeichnend hierfür ist, daß wir heute
schon, nach einer kurzen Spanne von Jahren, über eine
Anzahl von durchaus zuverlässigen, konstruktiv vorzüglich
durchgebildeten Turbinen verfügen, denen man ohne Be
denken als alleiniger Betriebskraft die Stromlieferung in
Städten und industriellen Werken überträgt, und zwar
in Maschineneinheiten, die sich an Größe mit denen der
alten Kolbenmaschine durchaus messen können, jene sogar
in einer Reihe von Fällen übertreffen. Gehören doch
heute Dampfturbinen von 10 000 PS nicht mehr zu den
Seltenheiten. Auch die Wirtschaftlichkeit des Dampf
turbinenbetriebs ist heute zweifellos dargetan, und die
verschiedenen herrschenden Systeme sind in dieser Be
ziehung einander ebenbürtig. Solche Erfolge verkörpern
staunenswerte Leistungen technischer Arbeit. Der Redner
entrollte so vor seinen Zuhörern ein fesselndes Bild von
der mächtigen Umwälzung, die durch die jüngste Form
der Dampfmaschine, die Dampfturbine, dem Beginn des
neuen Jahrhunderts sein charakteristisches Gepräge auf
dem Gebiet der Technik verleiht. Der Vortrag war
durch eine Reihe schöner Lichtbilder veranschaulicht.
Der zweite Vortragende des Abends, Ingenieur Kauf
mann-Mannheim, gab eine Uebersicht über moderne
Schweiß verfahren. Er besprach verschiedene Ver
fahren, die auf der Verwendung von Gas beruhen, und
zwar von Wassergas, Azetylen und Wasserstoff-Sauer
stoff (sogen, autogene Schweißung), und in ausführlicher
Weise einige elektrische Verfahren, bei denen die
Schweißung durch den elektrischen Lichtbogen oder
Haus Olbrich in Darrastadt. Verlag von A. Koch-Darmstadt
durch die Stromwärme eines starken elektrischen Stromes
(sogen, elektrische Widerstandsschweißung) vollzogen wird.
Letzteres Verfahren ist zu einem Fabrikationsverfahren
ausgebildet, zu Ausbesserungsarbeiten ist es nicht geeignet.
Die auf demselben beruhenden Schweißmaschinen wur
den in Lichtbildern vorgeführt und Probestücke vieler
maschinengeschweißter Gegenstände (Blechgefäße mit an
geschweißten Henkeln und Schnauzen, geschweißte Ketten,
Ofenröhren, Felgen von Automobilrädern u. a.) gezeigt.
Die Leistungsfähigkeit und Rentabilität dieser Maschinen
wurde hervorgehoben, welch letztere eine Grenze findet,
wenn der zu schweißende Querschnitt eine gewisse Größe
überschreitet, weil dann die Anlage zur Erzeugung des
erforderlichen starken Stroms zu teuer wird. Auch die
von Goldschmidt erfundene Thermitschweißung wurde
besprochen, die darauf beruht, daß aus einem Gemisch
von Aluminium und Eisenoxyd nach Entzündung in einem
Schmelztiegel reines flüssiges Eisen ausgeschieden wird,
welches zu Schweißzwecken verwendet werden kann, ein
Verfahren, das besonders dann schätzenswerte Dienste
leistet, wenn die Schweißung bei beschränkten Raum
verhältnissen, z. B. an Bord (Wellenbrüche), vorgenommen
werden muß. Den beiden Vortragenden, deren Dar
bietungen viel Interesse und Beifall fanden, wurde vom
zweiten Vorsitzenden Baurat Kittel der verbindliche Dank
des Vereins ausgedrtickt. M. E.
Wettbewerbe
Entwürfe zur Ausführung einer Ausstellungs
halle in Frankfurt a. M. Die Ausstellungshalle soll
zwischen dem Hohenzollernplatz und dem Hauptgüter
bahnhofe errichtet werden. Es wird ein Wettbewerb mit
Frist bis zum 20. September d. J. unter Eisenbau-
anstalteu, Unternehmern und Architekten, welche die
Ausführung zu übernehmen geneigt sind, ausgeschrieben.
Die Wettbewerbsunterlagen sind vom Hochbauamt in
Frankfurt a. M., Rathaus-Südbau, Zimmer 231, gegen
Erlegung der Druckkosten von 10 M. zu beziehen. Das
Preisgericht besteht aus Oberbürgermeister Dr. Adickes
in Frankfurt a. M., Professor Dr. Bluntschli in Zürich,
Professor Geh. Hofrat Mehrtens in Dresden, Professor
Gabriel v. Seidl in München, Professor Geh. Hofrat und