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BAUZBITUNG
NR. 1
zur Aufgabe, nicht bloß baupolizeiliche Vorschriften nach
den Bedürfnissen des praktischen Lebens und vom Stand
punkt der Wahrung öffentlicher Interessen aufzustellen,
sondern auch die Frage der Beschaffung von Bauplätzen,
das Wohnungswesen, die Wohnungsaufsicht und Woh
nungsuntersuchung, die Baukontrolle und den Bauarbeiter
schutz zu regeln. Der Entwurf zeigt das Bestreben, den
modernen Anforderungen an das Baukonzessionswesen
und die kommunale Baupolitik, den Rücksichten auf Ge
sundheit und Sittlichkeit und sozialen Gesichtspunkten
Rechnung zu tragen. —y
Zue Regelung des Submissionswesens. Der Stadtrat
von Karlsruhe i. B. hat nach langen Vorarbeiten neue
Bestimmungen über das Submissionswesen berausgegeben,
die in der Hauptsache folgende Punkte enthalten: 1. Frei
händige Vergebung von Arbeiten und Lieferungen in an
gemessener Abwechslung an die Gewerbetreibenden bis
zum Betrage von mindestens 500 M. 2. Vermehrte An
wendung des beschränkten Wettbewerbes. 3. Beseitigung
der An- und Abgebote nach Prozenten des Voranschlages.
4. Vorzugsweise Berücksichtigung desMeistertitels. 5. Nicht
berücksichtigung solcher Angebote, welche augenscheinlich
unter dem Selbstkostenpreise notieren. 6. Vermeidung der
Vergebung an General-Unternehmer (also Beseitigung der
sog. General-Entreprise). 7. Zerlegung der Arbeiten in
kleinere Lose, ferner 8. Anlegen einer Lieferantenliste,
nach Gewerben geordnet, aus welcher die vergebenden
Stellen leicht zu erkennen vermögen, welche Geschäfts
leute und mit welchen Beträgen dieselben an den Liefe
rungen beteiligt sind, um an der Hand dieser Uebersicht
einen angemessenen Wechsel leichter herbeiführen zu
können. Es sind das im allgemeinen durchaus gesunde
Gesichtspunkte, die erfreulicherweise mehr und mehr An
erkennung finden. Vor allem ist für eine Gesundung des
Submissionswesens die Durchführung der Bestimmung 5
erforderlich. Gewisse Gefahren birgt dagegen die Be
stimmung zu 8, durch welche leicht das Aufkommen
junger Firmen zurückgehalten werden kann.
Die Deutsche Gbsellschaet eüe Volksbädee macht
bekannt, daß der Reichskanzler Fürst v. Bülow sich
bereit erklärt hat, dem Wunsche der Deutschen Gesell
schaft für Volksbäder hinsichtlich der Aufstellung einer
Bäderstatistik des Deutschen Reiches Folge zu geben.
Es handelt sich darum, in Bezugnahme auf die diesjährige
Volkszählung eine tunlich umfassende und lückenlose Er
hebung darüber anzustellen, wie viele Bäder aller Art
für den öffentlichen Gebrauch zurzeit in Betrieb stehen.
Die Ergebnisse einer gleichen Statistik, wie sie von der
Gesellschaft bereits im Jahre 1900 angestellt worden ist,
haben überall fördernd auf die Belebung des Badewesens
eingewirkt, weil vielerorten das Mißverhältnis zwischen
Bevölkerungs- und Bäderzahl in überraschender Weise
klargelegt worden ist. Da die Reichsregierung dem Unter
nehmen wiederum ihr Entgegenkommen gewähren will,
so ist auch nunmehr ein einwandfreies Resultat dieser
gemeinnützigen Arbeit zu erhoffen. Der Direktor des
Statistischen Amts der Stadt Berlin, Prof. Dr. Hirsch
berg, hat die wissenschaftliche Leitung in seine Hand
genommen.
Bauliches Zustand dee Alhambea. Eine Denkschrift
des Konservators des herrlichen Maurenschlosses an
das spanische Unterrichtsministerium weist auf Schäden
namentlich an der Galeria de Machuca, an dem Turm
de los Punjales, am Saal der Abencerragen sowie an
verschiedenen andern Teilen der Baugruppe hin. Wieder
herstellungsarbeiten scheinen unumgänglich.
PERSONALIEN
WÜRTTEMBERG. Erteilt: dem Regierungsbauführer Münster
in Ellwangen die Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der
Bayerischen Jubiläumsmedaille.
BADEN. Ernannt: Der Vorstand der Rheinbauinspektion Offen
burg, Baurat L. Becker, zum Vorstand der Wasser- und Straßenbau
inspektion Lahr, der Vorstand der Wasser- und Straßenbauinspektion
Lahr, Fr. Siebert, zum Vorstand der Rheinbauinspektion Offenburg
unter Verleihung des Titels Wasserbauinspektor, der Regierungs
baumeister Fr. Greife in Pforzheim unter Verleihung des Titels
Wasser- und Slraßenbauiuspektor zum Vorstand der W ass er- und
Straßenbauinspektion Sinsheim. Versetzt: Der Regierungsbau
meister Ph. Kinzler in Konstanz zur Wasser- und Straßenbau
inspektion Karlsruhe mit dem dienstlichen Wohnsitze in Pforzheim
und Regierungsbaumeister J. Schwehr in Offenburg zur Wasser-
und Straßenbauinspektion Konstanz.
BLSASS-LOTHRINGEN. Verliehen: Dem Leiter des Postbau
wesens in Elsaß-Lothringen, Postbaurat Bettcher, der Charakter als
Geheimer Baurat, den naohgenannten Mitgliedern der General
direktion der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen; dem Regierungsrat
Abicht in Straßburg der Charakter als Geheimer Regierungsrat, den
Regierungsräten v. Bose und Roth in Straßburg der Charakter als
Geheimer Baurat, dem Regierungs- und Baurat Blumhandt in Straß
burg der Charakter als Geheimer Baurat.
BÜCHER
HINTER PFLUG UND SCHRAUBSTOCK. Skizzen aus dem
Taschenbuch eines Ingenieurs. Von Max Evth. Volksausgabe in
einem Bande. Geheftet 4 M., gebunden 5 M. (Stuttgart, Deutsche
Verlags-Anstalt). „W enn irgendein Buch des letzten Jahrzehnts
durch eine Volksausgabe den weitesten Kreisen zugänglich gemacht
zu werden verdient, so ist es Max Eyths „Hinter Pflug und Schraub
stock“. Von der gesamten Kritik beim ersten Erscheinen mit ein
stimmigem Beifall begrüßt, hat das Buch in seiner zweibändigen
Ausgabe schon 6 Auflagen erlebt. Die „Deutsche Dichter-Gedächt
nisstiftung“ , die für ihre Volksbücherei mit strengem Urteil nur
das Beste vom Guten auswählt, hat die erste der Eythsohen
„Skizzen“ in ihre Sammlung „Deutsche Humoristen“ aufgenommen.
Aus alledem läßt sich erkennen, daß es sich hier nicht, wie manche
nach dem Titel vielleicht annahmen, um ein Werk ausschließlich
für Fachleute handelt. Nein, jeder, der ein Interesse hat an dem
Siegeszug der die Welt durch Gewissenhaftigkeit und Unermüdlich
keit erobernden deutschen Arbeit und der sich an lebendig vor
getragenen spannenden Erzählungen von „fremden Ländern und
Menschen“ zu erfreuen vermag, wird bei den „Skizzen“ Eyths auf
seine Rechnung kommen. Sind es doch in Wahrheit gar keine
Skizzen, sondern kleine, mit dem höchsten literarischen Geschick
aufgebaute Kunstwerke, zu denen der Autor mit seinem angeborenen
Erzählertalent, mit feinstem Empfinden und frischem Humor Er
lebnisse aus seinen wechselreiohen Wanderjahren abgerundet hat.
Es ist aber nicht nur ein literarisch hocherfreuliches, sondern auch
ein sittlich erzieherisches Buch, eine wertvolle Gabe vor allem auch
für die junge Generation, deren Aufgabe es ist, die von den Aelteren
errungene Weltstellung Deutschlands in Technik und Industrie zu
behaupten und weiter zu festigen. Paßt mau dies alles zusammen,
so kann man nicht zweifeln, daß das in seiner Art klassische Werk
in der neuen Volksausgabe auch ein wirkliches Volksbuch werden
wird.“
BETONTASCHENBUCH 1906, zwei Teile. Verlag der Tonindustrie-
Zeitung Berlin NW. 21, Dreysestraße 4. Preis für Nichtabonnenten
der Halbmonatschrift Zement und Beton 2 Mark. „Eine nützliche
Gabe bietet der Verlag kostenlos den Lesern der Halbmonat
schrift Zement und Beton in dem in diesem Jahre zum ersten
Male zur Ausgabe gelangenden Betontaschenbuoh. Der erste Teil
enthält ein umfangreiches Kalendarium, während der zweite Teil
ausschließlich praktischen Ratschlägen aus dem Gebiete des Beton
baues gewidmet ist und so alles enthält, was der Betonfachmann
wissen muß, wenn er sich bei seinen Bauausführungen weder mit
den Gesetzen der Technik noch mit den zahlreichen Vorschriften
der Behörden in Widerspruch setzen will.“
Der heutigen Nummer liegt das Inhaltsverzeichnis des
II. Jahrgangs bei.
REDAKTION: ADOLF PAUSEL, STUTTGART; FRITZ SCHMIDT, ARCHITEKT, DIPL.
ING., DEGERLOCH. ADRESSE FÜR ALLE SENDUNGEN: BAUZEITUNG-STUTTGART,
HEOBLSTBA3SB 68 U- DRUCK: DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART