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BAUZEITUNG
Nr. 19
Verhältnismäßig stark vertreten ist ein Material, das
in den letzten Jahren ausgedehnte Verwendung gefunden
hat. Es ist dies ein Estrich, der unter den ver
schiedensten Namen ausgeführt wird. Alle diese Fabrikate
bestehen in der Hauptsache aus Holzmehl und verschie
denen andern Zutaten, unter welchen aber bei allen
Magnesit eine Hauptrolle spielt. Hie Masse wird in
plastischer Form auf die Unterlage aufgetragen. Zu
letzterer eignen sich insbesondere alle massiven Decken
konstruktionen. Soll die Masse auf Holz aufgetragen
werden, so muß mit größter Vorsicht vorgegangen werden.
Vor allen Dingen ist darauf zu achten, daß das Gebälk
und die Füllmaterialien in vollständig trockenem Zustande
sich befinden, da an ein Austrocknen nach Auf bringen
des Estrichs, der die Balkenfache annähernd luftdicht
abschließt, nicht mehr zu denken ist. Als geeignete
Unterlage für den Estrich auf Holzgebälk hat sich ein
Boden aus Latten, die in einem Abstand von 2—3 mm
verlegt sind, gut bewährt. Die Verwendung von tannenen
Riemen, sogen. Blendböden, als Unterlage ist nicht zu
empfehlen, weil dieselben unter dem Einfluß des feuchten
Estrichs sich auf biegen, wodurch der Fußboden eine
leichte Wellung bekommt. Die Estriche können an sich
schon als Bodenbeläge überall da angewendet werden,
wo man keine großen Ansprüche an das Aussehen, wohl
aber an die Wärme des Materials stellt. Ein solcher
Boden ist einfach zu behandeln, er läßt sich leicht auf-
waschen oder er kann wie ein Parkettboden gewichst
werden. Ganz besonders geeignet jedoch ist dieser Estrich
als Unterlage unter Linoleum zu betrachten. Dabei ist
sorgfältig darauf zu sehen, daß der Boden vor dem Auf
bringen des Linoleums vollständig ausgetrocknet ist. Das
Befestigen des Linoleums geschieht wie gewöhnlich mit
Harzkopalkitt. Solche Estriche sind ausgestellt von der
Firma Paul Blewonsky-Stuttgart und Hermann Bossert-
Cannstatt. Als weiterer Unterlagsboden für Linoleum
ist der vom Gipswerk Korntal ausgestellte Gipsestrich
zu betrachten. Bei der Ausführung desselben sind die
gleichen Vorsichtsmaßregeln zu beachten, wie bei den
vorgenannten Böden, nur braucht er reichlich Zeit zum
Austrocknen.
In gleicher Weise, wie sich genannte Materialien für
Fußböden eignen, lassen sie sich auch verwenden für
Treppenstufen. Die am Eingang dieser Beschreibung
erwähnte Eisenbetontreppe hat Gelegenheit zu den ver
schiedensten Ausführungen dieses Estrichs gegeben. Die
beiden untersten Stufen sind rauh belassen, wie sie aus
der Schalung des Betons kommen, die nächsten vier
Stufen sind vollständig verkleidet von der Firma Paul
Blewonsky-Stuttgart. Das vorstehende Profil dieser Tritte
wurde nicht vorbetoniert, sondern mit der Masse des
Estrichs gebildet, die darauffolgenden Tritte, deren
Steigungen in Zement belassen wurden, sind mit Messing
leisten der Firma Prinz & Cie., Ohligs (Rheinland), ge
schützt. Die nächsten vier Stufen sind mit Portland-
zementglattstrich ausgeführt und zum Schutze mit
Eisenstäben von derselben Firma versehen, während die
letzten sechs Stufen den „Rekord“-Belag der Firma
Hermann Bossert-Cannstatt zeigen, der in drei verschie
denen Farben vertreten ist. (Fortsetzung folgt)
Mitgliederversammlung des
Württembergisclien Baulbeamten-Yereins
Nachdem am Samstag, den 5. Mai d. J., eine vor
bereitende Ausschußsitzung abgehalten wurde, bei der
fünf Mitglieder neu aufgenommeu wurden, fand am Sonn
tag, den 6. Mai d. J., im Hotel Textor in Stuttgart die
siebte Mitgliederversammlung unter reger Beteiligung der
Mitglieder statt. Der Vorstand, Bezirkshaumeister Burk
hardt, begrüßte die Anwesenden mit herzlichen Worten
Projekt zu einem Schulhaus in Alttann von Baurat Knoblauch,
Staatliches Bureau, Stuttgart (vgl. Nr. II—16 der „Bauzeitung“)
und trug sodann den Jahresbericht vor, nach welchem
die Mitgliederzahl auf 256 gestiegen ist, gegen 241 Mit
glieder bei der letzten Landesversammlung. Des weiteren
war aus dem Bericht zu entnehmen, daß von seiten des
Vereins eine Eingabe der Straßen-, Fluß- und Bauamts
werkmeister im Departement des Innern um lebens
längliche Anstellung dieser Beamten unterstützt wurde;
mit dem Bauwerkmeister-Verein und dem Bautechniker-
Verband zusammen wurde eine Eingabe an das Staats
ministerium gerichtet, in der als Vorbedingung für die
Bauwerkmeisterprüfung die Absolvierung der 6. Klasse
einer höheren Lehranstalt verlangt wird. Eine offizielle
Antwort ist hierauf noch nicht eingelaufen. Ferner hat
sich der Verein einer Eingabe der verschiedenen Staats
beamtenvereinigungen um Erhöhung und Regelung des
Wohnungsgeldes angeschlossen.
Aus dem nun zum Vortrag gebrachten Kassenbericht
pro 1905 war zu entnehmen, daß das Vereinsvermögen
auf 1750 M. 25 Pf. angewachsen ist, gegen 1122 M. 92 Pf.
im Vorjahr. Die Rechnung samt Belegen wurde von
einem Ausschußmitgliede geprüft und vollständig in Ord
nung befunden, es wurde daher dem Kassier, Bauinspektor
Sohler, Entlastung erteilt und demselben der Dank der
Versamml ung ausgesprochen; ebenso wurde der Voranschlag
pro 1906 genehmigt. Der Vorsitzende berichtete sodann
eingehend über die Beratungen betr. Zusammenschluß
süddeutscher Techniker-Verbände, zu welchem der bay
rische Techniker-Verband die Anregung gab. Es haben
mit Delegierten bayrischer, badischer, hessischer und der