19. Mai 1906
BAUZEITUNG
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sitzende Prof. Widmaier den Tod zweier in weiten
Kreisen bekannten Mitglieder des Württembergisclien
Ingenieur-Vereins mit, der Herren Kommerzienrat
Werner-Cannstatt und Oberbaurat Walter, Direktor der
BaugeWerkschule Stuttgart, deren Andenken von der
Versammlung in der üblichen Weise geehrt wurde. Der
Vorsitzende verlas hierauf ein Dankschreiben des Geh.
Hofrats Dr.-Ing. M. v. Eyth, das auf die Glückwünsche des
Vereins zum 70. Geburtstag des Herrn v. Eyth ein
gelaufen war. Der Jubilar bezeichnet es in diesem
Schreiben als seine Lebensaufgabe, „immer und immer
wieder auf den geistigen und idealen Inhalt des tech
nischen Schaffens hinzuweisen. Darin liege für den
Tngenieurberuf, für unsre Zeit, für die ganze Menschheit
der Gegenwart eine Aufgabe, die, zu lange vernachlässigt,
gebieterisch ihrer Lösung entgegensehe“.
Der Wtirttembergische Elektrotechnische Verein hat
die Mitglieder des Württembergisclien Ingenieur-Vereins
zur Teilnahme an dem vierzehnten Verbandstag deutscher
Elektrotechniker eingeladen, der vom 24. bis 27. Mai hier
abgehalten wird. Im wissenschaftlichen Teil sprach Bau
inspektor G r o ß - Stuttgart über das Wasserver
sorgungswesen in Württemberg. Bis etwa 1860
waren in Württemberg nur die größeren Städte so reich
lich mit Wasser versorgt, daß die Wasserleitung auch in
die einzelnen Häuser geführt werden konnte. Sehr
schlimm daran waren dagegen die' wasserarmen Ort
schaften der Rauhen Alb und auch der Filder, wo man
das Regenwasser sammeln und auch das Trinkwasser oft
auf stundenlangen Wegen aus den tiefeingeschnittenen
Tälern herbeiführen mußte. Den ersten Gedanken einer
allgemeinen Wasserversorgung der Schwäbischen Alb legte
im Jahr 1867 der nachmalige Baudirektor C. v. Ehmann
der Regierung vor, nachdem er zuvor einschlägige Studien
angestellt und sich auch als Zivilingenieur durch erfolg
reiche Ausführung einiger Gemeindewasserversorgungen
hervorgetan hatte. Nach den Plänen Ehmanns sollte
frisches fließendes Wasser mit Wasserkraft unter mög
lichster Beschränkung* der Betriebskosten auf die Albhöhe
gepumpt und eine bestimmte Anzahl von Albgemeinden,
die vermöge ihrer geographischen Lage zusammenpassen,
zu einer Reihe in sich geschlossener Wassergemeinschaften
vereinigt werden. Die Regierung brachte diesem Plane
lebhaftes Interesse entgegen und gewährte auch größere
Beiträge zu den Baukosten. Es wurde eine Beratungs
stelle geschaffen, die im Jahre 1883 in das Kgl. Bauamt
für das öffentliche Wasserversorgungswesen umgewandelt
wurde und heute noch unter diesem Titel als eine dem
Kgl. Ministerium des Innern unmittelbar unterstellte Ab
teilung besteht. Der Vortragende schilderte die in
Württemberg angewandten Systeme der Wasserversorgung
in Wort und Lichtbild und hob hervor, daß die von Bau
direktor v. Ehmann ausgeführten Anlagen bis zum heutigen
Tage zur vollsten Zufriedenheit arbeiten. Die unter Ober
baurat v. Ehmann, dem Amtsnachfolger des Baudirektors
v. Ehmann, entstandenen Pumpwerke konnten nicht mehr
durchweg mit Wassermotoren betrieben werden, es mußten
Dampf und Generatorgas herangezogen werden. Eine
besondere Art von Wasserhebevorrichtungen wird in
quellenreichen gebirgigen Gegenden verwendet, die so
genannten hydraulischen Widder und die Kröberschen
Wassersäulenmaschinen; ihre Vorzüge liegen darin, daß
sie keine Betriebskosten verursachen und keiner beson
deren Wartung bedürfen. lieber den Umfang der Wasser
versorgung macht der Vortragende die Angabe, daß 747
von 1900 württembergischen Städten, Gemeinden und
Weilern in den Jahren 1864 bis 1905 mit selbständigen
modernen Anlagen, die das Wasser nach den Häusern
des Abnehmers bringen, ausgestattet worden sind. Der
Vorsitzende dankte dem Redner im Namen des Vereins
für seine Ausführungen, die von der Versammlung mit
lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. M. E,
Württembergische technische Eisenbahnsekre-
täre des äußeren und inneren Dienstes. Die Landes
versammlung fand am Sonntag, den 13. Mai d. J., im
Hotel Royal in Stuttgart statt. Der Vorsitzende Bahn
meister Schreyer begrüßte die Anwesenden und berichtete
über die Tätigkeit der Vereinsleitung im verflossenen
Jahre. Aus dem Bericht ist die Vorlage einer Eingabe
um Schaffung sog. gehobener Stellen im äußeren Dienst
hervorzuheben. Die Frage über Aenderuug von Titel
und Rang wurde besprochen und allgemein bedauert, daß
sich die Lösung der Frage schon sechs Jahre hinzieht
und immer noch kein Resultat in Aussicht steht, trotz
Zusage höheren Orts. Es wurde beschlossen, sofort eine
weitere Eingabe vorzulegen und um Beschleunigung zu
bitten. Der Kassier Bahnmeister Grieb erstattete hierauf
den Kassenbericht. Der Mitgliederstand beziffert sich
auf 143. Der Jahresbeitrag zur Deckung der Unkosten
bleibt derselbe wie seither. Die Angliederung der Ver
einigung als Sektion an den Baubeamten-Verein hat eine
Mehrheit nicht gefunden, was dem Umstand zuzuschreiben
ist, daß die Vereinigung nicht nur aus Bautechnikern,
sondern auch aus Geometern und maschinentechnischen
Beamten besteht. Es soll nun aber darauf hingewirkt
werden, daß mindestens 60% dem Baubeamten-Verein
als Einzelmitglieder beitreten, sofern das nicht schon der
Fall ist. Ferner wurde beschlossen, dem Verein die
Bezeichnung: „Vereinigung der mittleren technischen
Eisenbahnbeamten“ zu geben, Satzungen aufzustellen und
im Herbst in einer außerordentlichen Mitgliederversamm
lung die offizielle Gründung der Vereinigung zu be
schließen. Bei der Neuwahl des engeren Ausschusses
wurden die seitherigen Herren einstimmig wiedergewählt,
und zwar als Vorstand Bahnmeister Schreyer, als Kassier
und Schriftführer Bahnmeister Grieb und als weiteres
Ausschußmitglied Bahnmeister Schaupp. Zum Schluß
Kapelle in Landshut. Iteiseskizze von Fr. Röckle-Stuttgart