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BAUZEITUNG
Nr. 21
mann entworfene Gebäude der Ausstellung des bayrischen
Staates aus, wogegen die Fassade der Maschinenhalle,
deren Ausführung das Nürnberger Werk der Vereinigten
Maschinenfabriken Augsburg und Maschinenbaugesell
schaft Nürnberg übernommen hat, einen etwas nüchternen
Eindruck macht. In sehr vornehmen, durchaus einfachen
Formen ist die Kunsthalle von Professor Pfann und
J. Diez aus München gehalten. Eine künstlerisch nicht
völlig befriedigende Fassade besitzt das Gebäude der
Stadt Nürnberg, an das sich ein durch Verwendung von
Motiven Alt-Nürnberger Architektur reizvoll behandeltes
Gebäude, das Nürnberger Kunstaltertümer enthält, an
schließt. Vielen Beifall findet das graziöse Gebäude der
Kgl. Forstverwaltung nach dem Entwurf v. Kramers. Zu
erwähnen ist außerdem eine ganze Anzahl von Einzel
bauten, wie die Festhalle, die große Henrichsche Münchner
Bierhalle, das Teich-Restaurant, eine Reihe von Häusern im
Stil des bayrischen Oberlandes und das von Bruno Paul
entworfene und ausgestattete pfälzisch-fränkischeWeinhaus.
Der Arbeiterbrunnen in Mülhausen i. E. Die
Stadt Mülhausen hat nun ihr erstes Monument erhalten.
Es ist der Arbeiterbrunnen, der vor dem Rathaus er
richtet worden ist. Auf einem von Wasser umrauschten
Felsen steht der nur mit einem Schurzfell bekleidete
jugendliche Arbeitsmann, mit der Rechten stützt er sich
in ruhender Haltung auf seinen Pickel, die Linke ist zum
leicht geneigten Haupte erhoben, als wische er mit dem
Handrücken den Schweiß von der Stirne. Die mächtige
Bronzefigur ist, wie man der „Frankf. Ztg.“ schreibt, ein
künstlerisch wertvolles Werk des Florentiners Beer, sie
zeichnet sich durch eine edle Plastik des muskulösen
Körpers aus, wirkt aber in der beschränkten Umgebung
zu massiv, sie erdrückt geradezu das kleine Renaissance-
Rathaus und nimmt sich auch der schlanken gotischen
protestantischen Kirche gegenüber etwas schwerfällig
aus. Besser würde sie sich auf einem großen freien
Platze mit Anlagen ausnehmen. Gegen ihre Aufstellung
auf dem Rathausplatze war in dieser Voraussicht lebhaft
opponiert worden, man erwartete sogar von der Regie
rung ein Verbot, wiewohl hierzu alle gesetzliche Grund
lage fehlte. Die Behörde hat denn auch den Dingen
ihren Lauf gelassen und heute steht der Brunnen auf
seinem vorgeschriebenen Platze. Natürlich hat sich der
derbe Volkswitz seiner sofort bemächtigt. Schon der
Umstand, daß die Figur ihren gänzlich unverhüllten
kolossalen Rücken — sie mißt beiläufig fünf Meter —
dem Rathaus zukehrt, wird zu drastischen Bemerkungen
über den Gemeinderat weidlich ausgenutzt. Und mit
Beziehung auf den Pickel in der Hand des Arbeiters
nennt man den Brunnen das Denkmal der italienischen
Grundarbeiter, die hier an der Kanalisation vorzugsweise
beschäftigt sind. Das Denkmal der Arbeit wird ohne
Feier der Oeffentlichkeit übergeben. Die Kosten be
liefen sich auf 50 000 M. und werden von der Stadt
getragen.
Personalien
Württemberg:. Versetzt: auf die mit den Dieustrechten
eines Baurats verbundene Stelle des Vorstands der Eisenbahnbau
inspektion Stuttgart der Baurat Veigele, Vorstand der Eisenbahu-
bauinspektion Eßlingen, seinem Ansuchen gemäß.
Staatsprüfung im Maschineningenieurfacb. Bei der dies
jährigen zweiten Staatsprüfung im Maschineningeuieurfach in Stutt
gart sind für befähigt erklärt worden und haben die Bezeichnung
„Regierungsbaumeister“ erhalten: M. Böckeler-Aalen, E. Schäfer und
O. Sohrader-Stuttgart.
Bauwerkmeisterprüfüng. Infolge der vom 13. März bis 8. April
vorgenommenen Bauwerkmeisterprüfung sind für befähigt erklärt
worden und haben die Bezeichnung „Bauwerkmeister“ erlangt:
Gg. Betz-Leinzell, OA. Gmünd, A. Bold-Nenzingen (Baden), K. Brand-
meier-Reiheu (Baden), Th. Brenner-Stuttgart, A. Burger-Stuttgart,
H.Clauß-Meimsheim, OA.Brackenheim, A. Deutschraanu-Sigmaringeu,
E. Elautz-Neckarhausen, Chr. Freimüller-Goldbach, R. Fritz-Stutt
gart, E. Gaiser-Neuenbürg, H. Ganzenmüller-Weinsberg, A. Götz-
Hofen, OA. Cannstatt, Chr. Haas-Hausen, OA. Brackenheim, P. Heim-
Stuttgart, E. Holl-Fach, OA. Gaildorf, E.Kärcher-Stuttgart, J. Keck-
Hermaringen, OA. Heidenheim, L. Kellermann-Waldtann, OA. Cxails-
heiin, R. Keppler-Stuttgart, L. Kirchner-Kochendorf, OA. Neckarsulm,
F. Kueißler-Salzstetteu, ÜA.Horb, E. Koch-Ludwigsburg, Th. Koch-
Rohrdorf, OA. Nagold, A. Kramer-Stuttgart, R. Maurer-Plochingen,
E. Mayer-Stuttgart, K. Müller-Nürtingen, H. Ostertag-Lichtel, OA.
Mergentheim, P. Pfeffer-Hausen, OA. Rottweil, J. Reiber-Seißen,
OA. Blaubeuren, E Reiniger-Stuttgart, L. Schänzle-Obermarchtal,
H. Schlienz-Ludwigsburg, L. Schneider-Memmingen, L. Schrein-Wall
hausen, OA. Gerabronn, L. Stogmaier-Gmünd, 0. Steiff-Geislingena.St.,
R. Wenger-Cannstatt, L.Wucheuauer-Thalfingen(Bayern), M. Wuch-
rer-Lorch, M. Zimmermann-Reutlingen.
Bücher
Wohnnngsfttrsorge für Arbeiter und Bedienstete. Von
Oberbürgermeister Wagner in Ulm. Verlag J. Ebner, Ulm.
Die vorliegende Schrift gibt ein interessantes Bild der Bodenpolitik
der Stadt Ulm, die darauf ausgeht, den Unbemittelten gesunde und
billige Wohnungen zu schaffen und diese selbst zu erwerben. In
Nr. 12 der „Bauzeituug“ haben wir bereits diese wichtige volks
wirtschaftliche Frage behandelt auf Grund eines Vortrags, den der
Ulmer Stadtvorstand in Berlin gehalten hat. Die Grundzüge der
Wohnungsfürsorge sind jetzt von diesem in einer Schrift zusammeu-
gefaßt und eingehend erläutert. Wir ersehen daraus, daß die Stadt
Ulm im Laufe von 10 Jahren für 1500 Personen mit einem Auf
wand von nahezu einer Million Mark Arbeitereigenhäuser
erbaut hat. Die dabei gemachten Beobachtungen und Erfahrungen
geben die Grundlage zu einer Reihe praktischer Vorschläge, deren
Erfolge zweifellos sind. Von dem im Jahre 1888 zuerst gemachten
Versuche der Stadt mit einem großen Bedienstetenwohngebäude
ausgehend und ferner die Bautätigkeit der gemeinnützigen sowie
der Spar- und Bauvereine Ulms beleuchtend, schildert der Ver
fasser, dem ein hervorragendes Verdienst dabei zukommt, die Ent
wicklung und allmähliche Ausdehnung der Ulmer Wohnungspolitik
bis zu ihrem heutigen Stand, in welchem die Fürsorge für Arbeiter
wohnungen zur Gemeindeangelegenheit erhoben ist und für andre
Gemeinden als vorbildlich gelten kann. Auch die Fragen der
städtischen Bodenpolitik, der Verhinderung der Spekulation mit
städtischerseits veräußerten Grundstücken sowie der Besteuerung
unverdienten Wertzuwachses an Grund und Boden sind eingehend
erörtert. Eine große Anzahl statistischer Tabellen und genau aus-
geführter architektonischer Pläne und Skizzen von Stadtbaumeister
Romann ergänzen in wünschenswerter Weise den Inhalt des Buches,
das namentlich in den Kreisen von Gemeindevurstäuden, Architekten,
Sozialpolitikern und Großindustriellen sowie von Arbeitern und
Bediensteten die lebhafteste Beachtung tinden wird.
All unsre Leser!
Wir sind schon wiederholt aus der Mitte unsrer Leser
nach Bezugsquellen dieser oder jener Art gefragt worden.
Dies veranlaßt uns, alle Leser zu bitten, ja aufzufordern,
sich immer an uns wenden zu wollen, wenn dieser oder
jener Artikel angeschafft werden soll und hierfür eine
Bezugsquelle aus dem Inseratenteil nicht ersichtlich ist.
Ferner bitten wir, uns davon in Kenntnis zu setzen,
wenn die Bedienung seitens eines Inserenten zu einer
berechtigten Klage Veranlassung gibt, damit wir ent
sprechende Abhilfe treffen können.
Stets bemüht, in dem Inseratenteil der „Bauzeitung“
eine möglichst vollständige Zusammenstellung guter Be
zugsquellen zu geben, ersuchen wir höflichst, von diesen
auch den weitestgehenden Gebrauch zu machen und sich
dabei stets auf unser Organ zu berufen.
Hochachtungsvoll
Verlag der „Bauzeitung für Württemberg,
Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen“.
Verantwort!. Schriftleiter: Adolf Fausel in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen:
Bauzeitung-Stuttgart, Hegelstr. 68. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart