Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

23. Juni 1906 
BAUZBITUNG 
199 
Sammelsohulhaus in Stuttgart, Figuren auf den Einfriedigungen 
und auf einige Tage zum Trocknen beiseite ge 
stellt. Es erübrigen sich dadurch Trockenregale 
vollständig. Nach 3 Tagen können die Steine 
im Freien gestapelt werden und nach 3 bis 
4 Wochen sind sie zum Vermauern tauglich. Die 
Maschine „Pionier“ wird für eine größere oder 
kleinere Steinzahl und für jedes übliche Stein 
format eingerichtet; mit Leichtigkeit können 
darauf aber auch die sehr teuren Prolilsteine, 
welche an Sockeln, Simsen, Fenstergewänden u. s. w. 
Verwendung finden, gearbeitet werden. 
K. Werner, Ingenieur. 
gefunden, in Deutschland ist man jedoch über eine Anzahl 
Versuche nicht hinausgekommen. Vielleicht liegt der Grund 
hierfür im konservativen Sinne unsrer Maurer, welche dem 
Hantieren mit großen Hohlblöcken das Arbeiten mit den 
kleineren Mauersteinen landesüblichen Formates vorziehen. 
Unter Fachleuten ist es lange schon als Tatsache 
anerkannt, daß Betonmauersteine ein vortreffliches Bau 
material sind, weil sie sowohl exakt in der Form sind 
als auch wegen ihrer natürlichen Rauheit sich gleich gut 
im Rohbau wie Putzbau verwenden lassen. Sie teilen 
sich außerdem mit dem Hammer leicht und können ohne 
großen Geldaufwand in verschiedenen Farben und Profilen 
hergestellt werden. Der Betonmauerstein soll aus einem 
Gemisch von körnigem Sand mit Portlandzement im 
Verhältnis von 6 bis 10 Raumteilen Sand auf 1 Raum 
teil Zement gestampft oder geschlagen, nicht aber gepreßt 
werden. Die Pressung ist deshalb zu verwerfen, weil 
sie einmal eine ziemlich trockene Mörtelmischung voraus 
setzt, bei der der Zement nicht völlig ausgenutzt wird, 
weil sie außerdem die Steine aber viel zu dicht macht. 
Ein Baustein soll möglichst porös sein, damit er atmen 
kann und sich auch gut in Mörtel legen und gut ver 
putzen läßt. Ein geschlagener Betonmauerstein, der 1: 8 
gemischt wurde, wies 18 °/ 0 Luftkanäle in seinem Innern 
auf bei einer Druckfestigkeit von 130 kg pro Quadrat 
zentimeter. Ein großer Vorzug der Betonsteine ist ihre 
Scharfkantigkeit, ihre stets gleichbleibende Größe und 
vor allem wohl ihre Billigkeit. 
Eine große Schwierigkeit bestand darin, 
eine leistungsfähige Maschine zu konstruieren, 
die bei mäßigem Anschaffungspreis eine ein 
fache und billige Fabrikation dieser sehr 
brauchbaren Mauersteine ermöglichte. Vor 
einiger Zeit ist es nun einer sächsischen Ma 
schinenfabrik, der Leipziger Zementindustrie 
Dr. Gaspary & Co. in Markranstädt bei Leip 
zig, gelungen, eine derartige Maschine, die 
Betonmauersteinmaschine „Pionier“ (Patent), 
zu erfinden, mit welcher ungelernte Arbeiter 
mittels Handbetrieb rationell arbeiten können 
und die vermöge ihrer einfachen Konstruktion 
Betriebsstörungen, starke Abnutzung und teure 
Reparaturen ausschließt. Sie liefert bei 2 Mann 
Bedienung und 2 weiteren Burschen zur 
Mörtelmischung täglich ca. 5000 Betonmauer 
steine im Normalformat. Der Arbeitsvorgang 
auf der Maschine „Pionier“ zeichnet sich 
durch die mechanische und exakte Mörtel 
füllung, durch die mechanische gleichzeitige 
Bewegung der Teilschieber und durch den 
Fortfall von Ausstoßvorrichtungen für die 
fertigen Steine aus. Ferner wird bedeutend 
an Zeit gespart durch die Verwendung einer 
einzigen und noch dazu sehr wohlfeilen Unter 
lage aus Holz für den ganzen Satz Steine. 
Auf dieser gemeinsamen Unterlage werden 
je 12 Steine auf einmal hergestellt und, nach 
dem sie geschlagen sind, zusammen ausgehobeu 
A Vom rheinischen Holzinarkt 
Während der jüngsten Zeit haben sich keinerlei An 
zeichen bemerkbar gemacht, welche auf eine Verschiebung 
der Marktlage hätten schließen können. Im Gegenteil, 
der Grundton am süddeutschen und rheinischen Bretter 
markte war anhaltend recht fest und die Stimmung in 
den Kreisen der Produzenten wie Großhändler sehr zu 
versichtlich. Auf keiner Seite bestand das Bestreben, 
irgendwelche Preiskonzessionen den Abnehmern zu machen, 
üntergebote wurden daher auch in den meisten Fällen 
abgelehnt. Das Angebot in süddeutschen Brettern ist 
aus seinem engen Rahmen bisher nicht herausgetreten. 
Dabei vollzieht sich der Absatz in normaler Weise, wes 
halb für die Verkäufer nicht im geringsten Veranlassung 
zur Reduktion der Preisforderungen vorliegt. Breite 
Bretter haben sich den besten Absatz verschaffen können. 
Aber auch nach schmaler Ware besserte sich der Begehr, 
weshalb denn auch diese etwas fester liegt als bisher. 
Die Versendung von Schnittwaren von den ober 
rheinischen Plätzen nach den mittel- und niederrheiuischen 
sowie westfälischen Gebieten war gut im Gang; Schiffs 
raum war genügend angeboten, und die Schiffsfrachten 
standen auf ziemlich niedrigem Niveau. Die gute Be 
darfsnachfrage nach geschnittenen Fichten- und Tannen 
kanthölzern hielt an. In der Hauptsache waren es die 
rheinischen Abnehmer, welche mit Anfragen ununter 
brochen am Markte waren und Einkäufe Vornahmen. Die 
Bauholzpreise bewegten sich auf hohem Stand. 
Schwarz wälder Sägewerke offerierten zuletzt pro 
Kubikmeter: baukantiges Tannen- und Fichten 
kantholz zu 41—41,50 M., mit üblicher Wald 
kaute geschnittene Ware zu 43—43,75 M., 
vollkantige zu 45—45,50 M. und scharfkantige 
zu 47—47,50 M. je nach der Liste. Was 
Hobelbretter betrifft, so war der Geschäfts 
gang anhaltend befriedigend. Die Kleinhänd 
ler, welche sich während der ruhigen Zeit nur 
kleine Bestände hinlegten, müssen jetzt im 
Einkauf zugreifen, um gerüstet zu sein, da 
mit jedem Tag der Bedarf in Hobelwaren 
wächst. Die Hobelwerke sind daher auch im 
allgemeinen gut beschäftigt. Die Abrufungen 
erfolgen prompt und auch die Aufträge laufen 
in befriedigender Zahl ein. Den Anforde 
rungen der Kundschaft hinsichtlich Bedienung 
mit amerikanischen Hobelbrettern vermögen 
die Werke nicht immer gerecht zu werden, 
weil es anhaltend noch an greifbarer Ware 
fehlt. Die rheinischen Importeure können sich 
eben bei den überaus hohen Preisen der Roh 
ware nur zu kleinen Einkäufen verstehen. 
Besser sortiert sind die Lager in nordischer 
Ware, von welcher übrigens jetzt größere 
Quantitäten eintreffen. Die Preise aller Pro 
venienzen sind sehr hoch. — Im Geschäft mit 
süddeutschem Rundholz herrscht ausgeprägte 
Mattigkeit, als deren Folge die Preisabbröck 
lung zu betrachten ist. 
Dekorative Figur des 
Dachaufbaues
	        

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