23. Juni 1906
BAUZBITUNG
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Sammelsohulhaus in Stuttgart, Figuren auf den Einfriedigungen
und auf einige Tage zum Trocknen beiseite ge
stellt. Es erübrigen sich dadurch Trockenregale
vollständig. Nach 3 Tagen können die Steine
im Freien gestapelt werden und nach 3 bis
4 Wochen sind sie zum Vermauern tauglich. Die
Maschine „Pionier“ wird für eine größere oder
kleinere Steinzahl und für jedes übliche Stein
format eingerichtet; mit Leichtigkeit können
darauf aber auch die sehr teuren Prolilsteine,
welche an Sockeln, Simsen, Fenstergewänden u. s. w.
Verwendung finden, gearbeitet werden.
K. Werner, Ingenieur.
gefunden, in Deutschland ist man jedoch über eine Anzahl
Versuche nicht hinausgekommen. Vielleicht liegt der Grund
hierfür im konservativen Sinne unsrer Maurer, welche dem
Hantieren mit großen Hohlblöcken das Arbeiten mit den
kleineren Mauersteinen landesüblichen Formates vorziehen.
Unter Fachleuten ist es lange schon als Tatsache
anerkannt, daß Betonmauersteine ein vortreffliches Bau
material sind, weil sie sowohl exakt in der Form sind
als auch wegen ihrer natürlichen Rauheit sich gleich gut
im Rohbau wie Putzbau verwenden lassen. Sie teilen
sich außerdem mit dem Hammer leicht und können ohne
großen Geldaufwand in verschiedenen Farben und Profilen
hergestellt werden. Der Betonmauerstein soll aus einem
Gemisch von körnigem Sand mit Portlandzement im
Verhältnis von 6 bis 10 Raumteilen Sand auf 1 Raum
teil Zement gestampft oder geschlagen, nicht aber gepreßt
werden. Die Pressung ist deshalb zu verwerfen, weil
sie einmal eine ziemlich trockene Mörtelmischung voraus
setzt, bei der der Zement nicht völlig ausgenutzt wird,
weil sie außerdem die Steine aber viel zu dicht macht.
Ein Baustein soll möglichst porös sein, damit er atmen
kann und sich auch gut in Mörtel legen und gut ver
putzen läßt. Ein geschlagener Betonmauerstein, der 1: 8
gemischt wurde, wies 18 °/ 0 Luftkanäle in seinem Innern
auf bei einer Druckfestigkeit von 130 kg pro Quadrat
zentimeter. Ein großer Vorzug der Betonsteine ist ihre
Scharfkantigkeit, ihre stets gleichbleibende Größe und
vor allem wohl ihre Billigkeit.
Eine große Schwierigkeit bestand darin,
eine leistungsfähige Maschine zu konstruieren,
die bei mäßigem Anschaffungspreis eine ein
fache und billige Fabrikation dieser sehr
brauchbaren Mauersteine ermöglichte. Vor
einiger Zeit ist es nun einer sächsischen Ma
schinenfabrik, der Leipziger Zementindustrie
Dr. Gaspary & Co. in Markranstädt bei Leip
zig, gelungen, eine derartige Maschine, die
Betonmauersteinmaschine „Pionier“ (Patent),
zu erfinden, mit welcher ungelernte Arbeiter
mittels Handbetrieb rationell arbeiten können
und die vermöge ihrer einfachen Konstruktion
Betriebsstörungen, starke Abnutzung und teure
Reparaturen ausschließt. Sie liefert bei 2 Mann
Bedienung und 2 weiteren Burschen zur
Mörtelmischung täglich ca. 5000 Betonmauer
steine im Normalformat. Der Arbeitsvorgang
auf der Maschine „Pionier“ zeichnet sich
durch die mechanische und exakte Mörtel
füllung, durch die mechanische gleichzeitige
Bewegung der Teilschieber und durch den
Fortfall von Ausstoßvorrichtungen für die
fertigen Steine aus. Ferner wird bedeutend
an Zeit gespart durch die Verwendung einer
einzigen und noch dazu sehr wohlfeilen Unter
lage aus Holz für den ganzen Satz Steine.
Auf dieser gemeinsamen Unterlage werden
je 12 Steine auf einmal hergestellt und, nach
dem sie geschlagen sind, zusammen ausgehobeu
A Vom rheinischen Holzinarkt
Während der jüngsten Zeit haben sich keinerlei An
zeichen bemerkbar gemacht, welche auf eine Verschiebung
der Marktlage hätten schließen können. Im Gegenteil,
der Grundton am süddeutschen und rheinischen Bretter
markte war anhaltend recht fest und die Stimmung in
den Kreisen der Produzenten wie Großhändler sehr zu
versichtlich. Auf keiner Seite bestand das Bestreben,
irgendwelche Preiskonzessionen den Abnehmern zu machen,
üntergebote wurden daher auch in den meisten Fällen
abgelehnt. Das Angebot in süddeutschen Brettern ist
aus seinem engen Rahmen bisher nicht herausgetreten.
Dabei vollzieht sich der Absatz in normaler Weise, wes
halb für die Verkäufer nicht im geringsten Veranlassung
zur Reduktion der Preisforderungen vorliegt. Breite
Bretter haben sich den besten Absatz verschaffen können.
Aber auch nach schmaler Ware besserte sich der Begehr,
weshalb denn auch diese etwas fester liegt als bisher.
Die Versendung von Schnittwaren von den ober
rheinischen Plätzen nach den mittel- und niederrheiuischen
sowie westfälischen Gebieten war gut im Gang; Schiffs
raum war genügend angeboten, und die Schiffsfrachten
standen auf ziemlich niedrigem Niveau. Die gute Be
darfsnachfrage nach geschnittenen Fichten- und Tannen
kanthölzern hielt an. In der Hauptsache waren es die
rheinischen Abnehmer, welche mit Anfragen ununter
brochen am Markte waren und Einkäufe Vornahmen. Die
Bauholzpreise bewegten sich auf hohem Stand.
Schwarz wälder Sägewerke offerierten zuletzt pro
Kubikmeter: baukantiges Tannen- und Fichten
kantholz zu 41—41,50 M., mit üblicher Wald
kaute geschnittene Ware zu 43—43,75 M.,
vollkantige zu 45—45,50 M. und scharfkantige
zu 47—47,50 M. je nach der Liste. Was
Hobelbretter betrifft, so war der Geschäfts
gang anhaltend befriedigend. Die Kleinhänd
ler, welche sich während der ruhigen Zeit nur
kleine Bestände hinlegten, müssen jetzt im
Einkauf zugreifen, um gerüstet zu sein, da
mit jedem Tag der Bedarf in Hobelwaren
wächst. Die Hobelwerke sind daher auch im
allgemeinen gut beschäftigt. Die Abrufungen
erfolgen prompt und auch die Aufträge laufen
in befriedigender Zahl ein. Den Anforde
rungen der Kundschaft hinsichtlich Bedienung
mit amerikanischen Hobelbrettern vermögen
die Werke nicht immer gerecht zu werden,
weil es anhaltend noch an greifbarer Ware
fehlt. Die rheinischen Importeure können sich
eben bei den überaus hohen Preisen der Roh
ware nur zu kleinen Einkäufen verstehen.
Besser sortiert sind die Lager in nordischer
Ware, von welcher übrigens jetzt größere
Quantitäten eintreffen. Die Preise aller Pro
venienzen sind sehr hoch. — Im Geschäft mit
süddeutschem Rundholz herrscht ausgeprägte
Mattigkeit, als deren Folge die Preisabbröck
lung zu betrachten ist.
Dekorative Figur des
Dachaufbaues