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BAÜZEITUNG
Nr. 26
Kleine Mitteilungen
Württembergischer Kunstverein Stuttgart. Neu
ausgestellt: Kollektion des Vereins Berliner Künstlerinnen
und Kunstfreundinnen; Mädchen mit Kind, Partie aus dem
Bois du Boulogne von Isaak Israels; Im Studium, Ein
sam von M. Bieder; Porträt von Viktor Ehemann; Auf
steigende Wolken, Sommertag, Weiher am Wald von
H. Funke; neun Aquarelle von Max Fritz; Auf der Alm
von Ohr. Mali; Bei der Arbeit, N ach getaner Arbeit von
E. Dircksen; Aus Schönna bei Meran von E. v. Kirchs-
herg; Weißer Turm in Kothenburg von K. Lipps; Der
blaue See von Waldemar Blohm; Kornfeld, Schneeland
schaft von L. Noldt; drei Landschaften von E. Stamm
bach; Blühende Wiese von P. Busse-Scheiffele u. s. w.
Der Schwäbische Albverein hat als bedeutendste
Arbeit für die nächste Zeit die Restaurierung des
Barharossakirchleins auf dem Hohenstaufen be
schlossen.
Biber ach. Die Stadtvertretung hat einstimmig die
Mittel für Errichtung einer Bauschule genehmigt. In
der hetr. Sitzung waren anwesend der Präsident der
Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, v. Mosthaf,
Oberamtmann Stiefenhofer, der Berichterstatter der
Zentralstelle Oberamtmann Schule, der Vorstand der
Beratungsstelle für das Baugewerbe Professor Schmohl
und Stadtbaumeister Preiser. Die Anstalt wird als eine
eigentliche Fachschule für Maurer, Zimmerleute und
Steinhauer geplant, in der eine gründliche Vorbereitung
für die Meisterprüfung im Bauhandwerke erreicht werden
wird. Die Schule wird vorerst die einzige im Lande sein
und zwei Lehrkurse, welche je die Dauer von 5 Monaten
(1. November bis 1. März) haben, umfassen. In 44 Wochen
stunden soll in Bauzeichnen, Baukonstruktionslehre,
Gebäudekunde, Bauführung, Baukostenberechnung, Buch
führung und sozialer Gesetzgebung (Unfall- und Ver
sicherungsgesetze) Unterricht erteilt werden. Drei Lehr
kräfte sind in Aussicht genommen, deren Kosten mit
6200 M. sowie diejenigen der Lehrmittel, vorbehaltlich
Genehmigung der Kammern, der Staat, den sachlichen
Aufwand für Gebäulichkeiten, Beleuchtung, Heizung, In
ventar, Bedienung die Stadt übernehmen werden. Die auf
zunehmenden Schüler müssen das 18. Lebensjahr über-
schritten und die Gesellenprüfung bestanden haben. Die
Anstalt wird unter dem Vorsitz des Präsidenten der
Kgl. Zentralstelle durch einen Schulrat verwaltet werden,
dem Mitglieder der bürgerlichen Kollegien, der Amts
korporation, die Lehrer und Vertreter des Baugewerbes
beigeordnet sind. Die Wahl der Stadt Biberach ist der
seit bald 30 Jahren bestehenden Winterbauschule zu
verdanken, die nach der Erklärung des Präsidenten
v. Mosthaf unter der Leitung des Stadtbaumeisters Preiser
jederzeit sehr gute Erfolge erreicht hat. Der Schulanfang
wird im November 1907 möglich sein.
Ernst Ludwig-Verein. Der Ernst Ludwig-Verein,
hessischer Verein für Errichtung billiger Woh
nungen, hielt am 20. Juni in Darmstadt unter dem
Vorsitz des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim-Worms seine
Hauptversammlung ab, die zahlreich besucht war und in
der mehrere Vertreter der Regierung anwesend waren.
Der Vorsitzende gab einen Ueberblick über die Förde
rungen, die das Wohnungswesen und somit auch die
Bestrebungen des Ernst Ludwig-Vereins durch die Regie
rungsbehörden, Gemeinden, gemeinnützige Vereine, Spar
kasse, Presse u. s. w. im abgelaufenen Jahre erfahren
haben. Nachdem Redner noch die Kleinwohnungs
bewegung für Arbeiter in andern Ländern, besonders in
England, berührt und bemerkt hatte, daß man in Hessen
an der Spitze der Wohnungsbewegung für Arbeiter stehe,
was auch ein Gang durch die Dresdner Ausstellung gegen
wärtig klar zeige, wurde der Kassenbericht erstattet. Aus
demselben ist bemerkenswert, daß für den Wettbewerb
behufs Erlangung von Entwürfen für billige Arbeiter
wohnungen 10106 M. ausgegeben wurden. Den Mittel
punkt des Interesses bildete der Vortrag des Geh. Ober
baurats Prof. Hofmann-Darmstadt über „die ästhetische
und praktische Ausgestaltung des Kleinwohnungshauses“,
zu dem Architekt Metzendorf-Bensheim einige technische
Details lieferte. Nach den Ausführungen der Redner ist
Kunst nicht etwa in der Anbringung zahlreicher archi
tektonischer Verzierungen, sondern dahin zu verstehen,
durch einfache, der alten heimatlichen Bauweise angepaßte
Formgebung eine schöne, dem Auge gefällige Wirkung
zu erzielen unter gleichzeitiger Anpassung der Bauten an
die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Anforderungen
der Gegenwart. Der Hofmannsche Vortrag war ein
Muster fließender, fesselnder und überzeugender Dar
stellung ; die gedanken- und gemütvolle Art seiner Rede,
die eine Fülle von Wissenswertem und Anregendem ent
hielt, erweckte unter den Anwesenden geradezu be
geisternde Stimmung. Zur Veranschaulichung des Vox 1 -
trags war eine Reihe von Zeichnungen und Skizzen aus
gestellt, unter denen neben der von Prof. Pützer erbauten
Arbeiterkolonie Merk in Darmstadt mit ihrem entzückenden
Städtebild die preisgekrönten Entwürfe für Arbeitex - -
wohnungen, voran die mit dem I. Preis bedachten des
Architekten Wienkoop-Darmstadt, allseitig bewundert
wurden. Wir haben selten von einer Versammlung eine
solche Menge guter und nachhaltiger Eindrücke gewonnen
wie von der des Ernst Ludwig-Vereins und halten es für
unsre Pflicht, auch den Lesern der „Bauzeitung“ eine
Probe davon zu geben, indem wir sie mit dem wesent
lichen Inhalt der Hofmannschen Darlegungen wie mit
den meisterhaften Pützerschen und Wienkoopschen Ent
würfen demnächst bekannt machen. A. F.
Personalien
Wiii'ttembcrg. Verliehen: dem Oberbaurat, v. Do Hing er,
ordentlichem Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart,
der Titel eines Baudirektors mit dem Rang auf der IV. Stufe der
Rangordnung anläßlich der seinem Ansuchen gemäß erfolgten Ver
setzung in den Ruhestand. Uebertragen: eine technische Eiseu-
bahnsekretärstelle bei dem Bahnbautechnischen Bureau der General
direktion der Staatseisenbahnen dem Bahnmeister Lösch in Horb II
auf Ansuchen.
Anfragen
1. Ist der städtische Baukontrolleur verpflichtet, daß er zwecks
Vornahme einer Kontrolle sich zuvor bei dem Gebäudebesitzer
meldet und bei diesem Erlaubnis zum Betreten seines Besitztums ein
holt? 2. Kann sich ein Fabrikbesitzer darüber beschweren, wenn
er vom Baukontrolleur beim Aufstellen eines nichtkonzessionierten
Dampfkessels überrascht wird und der Baukontrolleur seinen un
mittelbar an der Straße liegenden Geschäftsraum, in welchem der
Kessel aufgestellt wird, betreten hat, ohne die Erlaubnis des Be
sitzers eingeholt zu haben ?
Um Mitteilungen aus der Praxis wird gebeten. M.
Zm* gell.Beachtung für unsre Abonnenten!
Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß alle
Reklamationen wegen nicht rechtzeitiger Zu
stellung der „Bauzeituug“ nicht an den Verlag oder
die Redaktion, sondern an das Postamt zu richten
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selben Behörde sind auch im Interesse einer ununter
brochenen Bestellung Wohnungsveränderungen und
Wechsel des Aufenthaltsorts sofort mit genauer
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Stuttgart. Verlag der „Bauzeitung für Württemberg,
Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen“.
Verantwortl. Schriftleiter: Adolf Fausel in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen :
Bauzeitung-Stuttgart, Hegelstr. 68. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart