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BAUZEITUNG
NR. 2
Albert v. Hagen. Die drei erstgenannten haben Konkurs
angemeldet.
Des. Innungsverband deutscher Baugewerksmbister
hat zwei Eingaben an den Reichstag gerichtet betr. den
Gesetzentwurf über die Abänderung der Gewerbeordnung
und die Berechtigung zur Führung des Titels Baugewerks
meister. In der ersteren Eingabe wird der Reichstag
ersucht, dem Entwurf betr. die Abänderung der Gewerbe
ordnung die verfassungsmäßige Zustimmung zu versagen
und die Reichsregierung zu ersuchen, baldigst eine ent
sprechende neue Vorlage einzubringen, die den von den
Rücksichten auf das öffentliche Wohl geleiteten Wünschen
des deutschen Baugewerbes Rechnung trägt. Die andre
Eingabe, die auch an den Bundesrat gerichtet ist, weist
darauf hin, daß infolge eines Erlasses des preußischen
Ministers für Handel und Gewerbe, der den Namen „Bau
gewerk“ als einen Sammelbegriff für die verschiedenen
bei der Herstellung von Bauten mitwirkenden Hand
werker erklärt, sich zahlreiche Handwerker, wie Schlosser,
Tischler, Klempner, Maler, Glaser u. s. w., einfach als
„Baugewerksmeister“ bezeichnen, und kommt zu der Bitte,
Bundesrat und Reichstag wolle sich dafür erklären, daß
zur Führung des Titels Baugewerksmeister nur solche
Personen berechtigt sein sollen, welche die Prüfung als
Maurer-, Zimmer- oder Steinmetzmeister abgelegt und
bestanden haben.
Für Untersuchungen von Baukonstruktionen aus
Beton und Eisenbeton sieht der neue Etat für das
Reichsschatzamt einen Kostenbeitrag von 20 000 M. (erste
Rate) vor und bemerkt hierzu erläuternd, daß die Unter
suchungen unter Mitwirkung der Reichs- und Staats
behörden und unter Aufsicht des preußischen Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten vorgenommen werden sollen.
Die durch diese Untersuchungen entstehenden Kosten
sind auf 125 000 M. veranschlagt, zu denen der Deutsche
Betonverein und der Verein deutscher Portlandzement
fabrikanten je 10 000 M. beisteuern wollen.
Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder ist im
Namen der Stadt Worms vom Oberbürgermeister Koehler
eingeladen worden, ihre Hauptversammlung im kommen
den Frühjahr daselbst abzuhalten. Dementsprechend wird
die nächste allgemeine Sitzung am Mittwoch, den 23. Mai,
Tag vor Himmelfahrt, in Worms stattfinden. — Anmel
dungen von Vorträgen und zur Mitgliedschaft werden in
der Geschäftsstelle der Gesellschaft, Karlstraße 19, Berlin
NW., entgegengenommen.
PERSONALIEN
WÜRTTEMBERG. Verliehen ; Dem Kollegialassessor Kuhn bei
der Domänendirektion der Titel und Rang eines Baurats, dem
Kollegialmitglied der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Regie
rungsassessor Klaibek, der Titel eines Bauinspektors.
BÜCHER
ZEITSCHRIFTENSCHAU. Im zweiten Hefte des Jahrgangs 1905/06
der „Stuttgarter Mitteilungen Ober Kunst und Gewerbe“, die unter
der vorzüglichen Leitung von Dr. Frakck-Oberaspach einen Platz
unter den besten Kunstzeitschriften überhaupt einnehmen, veröffent
licht Prof. Dr. Konrad LANGE-Tübingen eine Abhandlung über „Die
Entstehung der dekorativen Kunstformen“, ein Thema, über das er
bereits im Januar vor. Js. im Württembergischen Kunstgewerbe
verein einen Vortrag hielt. Es wird darin das gegenwärtig recht be
liebte derbe Schlagwort von der Entstehung der dekorativen Kunst-
forraen allein aus dem Gebrauchszweck und dem Material ad absurdum
geführt. Aus den realen Bedingungen (Gebrauchszweck, Material) eines
Werkes der angewandten Kunst ergibt sich nur eine gewisse Werk
form, die der Künstler erst zur Kunstform beleben muß. Die Auf
gabe des Kunstgewerbes ist nicht, nur-zweckmäßige, primitive Werk
formen zu schaffen; sondern die handwerkliche Fertigkeit muß den
höheren Anforderungen künstlerischer Absichten zu folgen suchen.
Die Freude an einem schönen kunstgewerblichen Gegenstand ist
nicht nur die Freude an der vollkommenen Zweckmäßigkeit und
Materialgerechtigkeit — wie etwa bei einem ohne jede künstlerische
Absicht geschaffenen Werke des Ingenieurs —, sondern sie liegt
in der Belebung des Stoffes durch die Hand des Künstlers, die
unsre Phantasie erregt. Das Hin- und Herspielen der Phantasie
zwischen Illusion und Wirklichkeit, hervorgerufen durch illusions
störende Momente (z. B. Material, Sichtbarwerden der Technik), ist
aber — wie Lange in seinem Werke „Das Wesen der Kunst“ ein
gehend begründet hat — das Wesen des künstlerischen Genusses
bei einem Werke der angewandten Kunst wie bei einem jeden
Kunstwerke überhaupt. — Eine Anzahl Abbildungen hervorragender
kunstgewerblicher Gegenstände sind dem Hefte beigegeben: eine
reizende Kinderbettlade von Bernhard Pankok, ausgeführt von der
K. Lehr- und Versuchswerkstätte in Stuttgart; ein außerordentlich
elegantes Saloninterieur von Henry van de Velde; Beispiele
Riemerschmidscher Innenkunst, Möbel, kunstgewerbliche Gegen
stände u. a. von Pankok, van de Velde, Kleinhempel-Dresden, Fried
rich Adler-Laupheim, Riemersohmid, Franz Böres-Stuttgart, Brunnen
entwürfe der Architekten Lossow & Viehweger-Dresden u. a. Die
buchkünstlerische Ausstattung des Heftes ist, wie bei allen früheren,
vorzüglich und zeigt eine peinliche Durcharbeitung, deren Mühe der
Uneingeweihte schwerlich ahnt. Schm.
„GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFTEN FÜR WERK
STÄTTENBAU, EIN DEZENTRALISATIONSMITTEL,“ betitelt
sich die soeben erschienene Flugschrift IX der Deutschen Garten
stadtgesellschaft Berlin-Schlachtensee. „Die Arbeit, die zuerst in
der Handwerkszeitung, dem offiziellen Organ der Berliner Handwerks
kammer, erschien, geht von dem Gesichtspunkt aus, daß die Werk-
stättenteuerung in der Großstadt — namentlich für das Klein- und
Mittelgewerbe — mindestens ebenso groß ist als die Wohnungs
teuerung für den kleinen Mann, daß bei Werkstätten im Verhältnis
zum Bauwert sogar höhere Mieten als bei Wohnungen geopfert
werden. Um diesem Uebel zu begegnen, wird nach dem Muster
der gemeinnützigen Baugesellschaften die Gründung von gemein
nützigen Gesellschaften für Werkstättenbau angeregt, die an Unter
nehmungen herantreten müßten, wie es unsre modernen und
großstädtischen Industriehöfe sind. Wie es den gemeinnützigen
Baugesellschaften glückt, bessere und billigere (bis um 25°/o)
Wohnungen zu erstellen, so wird ein gleiches auch jenen möglich
sein. Es wird ferner entwickelt, wie die neuen gemeinnützigen
Gesellschaften im Zusammenhänge mit bestehenden genossenschaft
lichen Bestrebungen (Ein- und Verkaufsvereinigungen) die Organi
sationselemente, die ein moderner Industriehof enthält, zum Nutzen
von Klein- und Mittelgewerbe fortentwickeln, eine zweckmäßige
Organisation verwandter Betriebe schaffen könnte, die diesen eine
gleiche Leistungsfähigkeit verleihen könnte, wie sie der Großbetrieb
besitzt. Endlich wird auch ausgeführt, wie ein derartiges gemein
nütziges Unternehmen eine Abwanderung der Industrie aus der
teuren Großstadt die Wege ebnen könnte.“
EINGELAUFEN:
EIN NEUER NETZENTWURF FÜR TOPOGRAPHISCHE KAR-
TEN. Vorgeschlagen und erörtert durch Franz Joh. Müller-
Augsburg. Sonderabdruok aus der „Süddeutschen Technikerzeitung*.
Verlag des Bayrischen Techniker-Verbandes. Kommissions-Verlag
Schöpping-Münohen. Preis M. 0,30.
DENKSCHRIFT DES BAYRISCHEN TECHNIKER - VER
BANDES ZUR REORGANISATION DER BAUGEWERK-
SOHULEN. Mit 3 Beilagen. Beilage I: Lehrplan der reorgani
sierten Baugewerkschule (ohne Vorklasse); Beilage II: Lehrplan
der reorganisierten Bau gewerkschule mit Vorbereitungsklasse; Bei
lage III: Vergleichende Zusammenstellung der Lehrpläne und einige
statistische Angaben von 18 deutschen Baugewerkschulen. Zu be
ziehen durch den Bayrischen Techniker-Verband, München-Kontor
haus zum Preise von 2 M.
TABELLEN FÜR EISENBETONPLATTEN. Zusammengestellt
gemäß den Bestimmungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten
vom 16. April 1902. Von A. Schybilski, Bauingenieur. Berlin 1905.
Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geheftet M. 1. —
REDAKTION: ADOLF PAUSEL, STUTTGART; FRITZ SCHMIDT, ARCHITEKT, DIPL.
INO., DEGERLOCH. ADRESSE FÜR ALLE SENDUNGEN: BAUZBITUNG-STUTTGART,
HEGBLSTBASSE 68 11 - DRÜCK: DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART