FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN ELr
SASS - LOTHRINGEN
STUTTGART, 28. JULI X90S
Inhalt: Bürgerliche Bauweise. — Fortsetzung des „Kleinwohnungsbaues“ in Nr. 29. — Alte Stuttgarter
Architekturen. — Schutz des Städtebildes. — Vom Holzmarkt. — Yereinsmitteilungen. — Wett
bewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher.
• HÄnSTBI'NI ■
Alle Rechte Vorbehalten
Bürgerliche Bauweise
Yon Fritz Schumacher
(Fortsetzung)
Moderne Ansprüche an den Wohnungsbau
In Wahrheit hat die Erlösung sich ganz anderwärts
vollzogen; das Wesentliche ihres Ausdrucks liegt gar nicht
in veränderten Bauformen, sondern darin, daß die Bau
formen überhaupt keinen ausschlaggebenden Einfluß mehr
auf eine solche Schöpfung ausüben; sie ergeben sich sozu
sagen von selber aus der sachlichen Gestaltung der ganzen
Aufgabe heraus. Die Hauptvorbedingung zu dieser Art
der Lösung aber ist, daß man erkennt, daß die Aufgabe
in vieler Beziehung eine andre geworden ist, daß neue
Bedürfnisse aus unserm modernen Leben erwachsen sind,
die nicht alten Urbildmustern, so gut es eben geht, ein
geflickt werden müssen, sondern der Ausgangspunkt
alles Gestaltens werden können. Diese Erkenntnis
zugleich mit dem Streben nach natürlicher Sachlich
keit und Ehrlichkeit im Gestalten bedeuten die Grund
züge einer zeitgemäßen Lösung des Wohnhauses unsrer
Tage.
Die eigentliche Umwandlung geht also von innen
heraus vor sich, sie besteht nicht darin, daß man etwa
statt eines historischen Stiles einen neuen Stil setzt, sondern
darin, daß man den alten Stilbegriff überhaupt fallen
läßt. — Man kommt endlich zu der ästhetischen Grund
erkenntnis zurück, daß ein Kunstwerk nur dann Stil be
sitzt, wenn es seiner Bestimmung und seinem Material
gemäß aufgefaßt und entwickelt ist. Diese innere Er
neuerung bahnt sich schon lange im Grundriß unsers
Wohnhauses an, vielfach gehemmt von den Bedingungen
der Stilarchitektur, vielfach ganz unabhängig vom Stil
charakter der äußeren Formgebung.
Praktische Anforderungen
Die neuen Forderungen, die wir an das zeitgemäß
Zwillingshaus für 4 Familien Einheitspreis 11 M., Gesamtpreis 8670 M.
(Fortsetzung des „Kleinwohnungsbaues“ in Nr. 29)