Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
Nr. 33 
b 
o 
hier nicht von Leistungen wie denen, die Raffael und 
Michelangelo beispielsweise in den Stanzen und in der 
Sixtinischen Kapelle gegeben haben. Unsre Frage ist 
eine Wohnungsfrage. Sie geht dahin, oh die aus dem 
Flusse der Vergangenheit übriggebliebenen, zumal die 
als hervorragend bewährten Leistungen der Dekoration 
weitesten Sinnes in der Wohnungskunst fertige Interieurs 
enthalten, in dem von heutigen Ausstellungen her be 
kannten Sinne. 
Die „Kunsthistorischen Bilderbogen“ von Anton 
Springer, Verlag E. A. Seemann in Leipzig, bringen zahl 
reiche Musterbeispiele aus sämtlichen Kunstgattungen 
(dritter Abdruck 1880, I. Supplement zweiter Abdruck 
1881). Die Abteilung XII „Zur Geschichte der Kunst 
gewerbe und der Dekoration“, Nr. 145 —186, zeigt so gut 
wie kein Interieur in dem von uns gemeinten Sinne. Wir 
sehen vielmehr Einzelstticke an Möbeln, Keramiken u. s. w. 
Die einzigen Ausnahmen, die sich hier etwa finden, sind 
Stücke wie ein Beratungssaal („Loggia del Consiglio“, 
160, Fig. 6), und Wandverkleidungen aus dem 18. Jahr 
hundert (183, Fig. 1); also doch wieder keine eigentlichen 
Beispiele der hier gemeinten Art. Gleiches gilt von den 
Nachträgen dieses Werkes im I. Supplement, Abteilung IV, 
„Zur Geschichte der Kunstgewerhe“, Nr. 308—317. 
(Schluss folgt) 
Entwurf zu einer Studierstube 
Von Architekt Rieh. Gebhardt, Stuttgart. 
Aufgestellt sind ein Schreibtisch, ein Sofa, die nötigen 
Bücher- und Aktenschränke, ein Kamin sowie eine Wasch 
gelegenheit. 
Das Holzwerk, wie Wandverkleidung, Schränke u. s, w., 
ist grau gebeiztes Eschenholz, Sofa und Glasschranktüren 
werden mit grün gestreiften Seidenstoffen bespannt. Das 
Kamin zeigt glasierte Kacheln. Decke und oberer Teil 
der Wände sind weiß gestrichen, der Fußboden ist in 
tannenen Riemen hergestellt. 
Zwei Entwürfe zu Dielen 
Die beiden Raumstudien der Architekten Kühne 
& Specht zeigen zwei Entwürfe zu Dielen, die in 
schönen Verhältnissen entworfen sind. Die erkerartigen 
Vertiefungen werden durch die Grundrißanlage bedingt. 
Die Treppenanlagen fügen sich in harmonischer Weise 
in die Räume ein und erhöhen das malerische Moment. 
Dasselbe gilt von dem der Diele angegliederten Wohn 
zimmer der einen Studie, die auch von dem Bestreben 
der Architekten verrät, nicht nur Bilder zeichnen zu 
wollen. 
Das Material soll überall zu seiner vollen Wirkung 
gebracht werden. Der Entwurf mit dem Wohnzimmer 
zeigt folgende Zusammenstellung; Die Balkendecke der 
Diele und ein Teil der Wand ist weiß gehalten, während 
die ein wenig vertieft liegenden geometrischen Flächen 
mit antikem Grüngold ausgelegt sind (Platten oder Gold 
blech). Die Wände sind mit tiefviolettem Stoff bespannt. 
Der Erker ist in allen Farben lichter gehalten. Der 
Kamin wird hier in geflammtem Kachelmaterial in Violett 
grün ausgeführt. Rauchhelm grüne Bronze. Die Bezüge 
der Sitzgelegenheiten graugrün. Das Holzwerk der Diele 
grauviolett gebeiztes Ahornholz. Die Kapitälverzierungen 
der Säulen zwischen Diele und Wohnzimmer grüne Bronze 
matt. Die Stimmung wird also im Ganzen aus dem Drei 
klang von Grau-Grün-Violett bestehen. Bodenbeläge und 
Vorhänge dementsprechend. Das Wohnzimmer ist auf 
einen warmen Goldton, der seine Hauptquelle in dem 
Birnbaumholz der Möbel hat, gestimmt. Unterbrochen 
wird der Ton nur vom Weiß der Decke, den grauen 
Einlagen der Möbel und den grauen Stoffmustern mit 
violetter Zeichnung. 
Der andre Raum zeigt uns die Decke perlgrau. Sämt 
liches Holzwerk ist graugrün gedämpft, das des Erkers 
weiß poliert. Die Wände sind mit malvenfarhenem Stoff 
bespannt. Der Brunnen in seinen einfachen Formen ist 
aus grünlich geadertem Skyros in Verbindung mit antiken 
Bronzeornamenten, Reliefs und lachsfarbenen Fliesen 
einlagen. Stoffe und Läufer sowie Vorhänge sind in 
warmem Perlgrau und Lachsfarbe gehalten. 
Grundsätze des Städtebaues 
Von Oberbaurat Prof. B aumei s ter in Karlsruhe.*) 
1. Allgemeiner Standpunkt. 
Im Städtebau sind technische, ästhetische, gesundheit 
liche, soziale und wirtschaftliche Rücksichten zu beachten 
und zu vereinigen. In ästhetischer Beziehung handelt 
*) Aufgestellt für die Wauder Versammlung des Verbands deut 
scher Architekten und Ingenieure in Mannheim am 4. Sept. d. J.
	        

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