18. August 1906
BAUZBITUNG
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weht um die Grabmale, die aus der Zeit
der ürgroßeltern uns erhalten sind ? Wessen
aber ist der Geist, der uns empfängt,
wenn wir die Friedhöfe der Gegenwart.
betreten? „Eitelkeit, fade Sentimentalität
und künstlerische Roheit reichen sich hier
die Hand.“ Erst in neuester Zeit fängt
man an sich zu besinnen, daß hier eine
Aenderung geschaffen werden muß, und
bedeutende Künstler haben sich eingehend
mit der Friedhofarchitektur beschäftigt.
Die Dresdner Ausstellung, auf die wir
noch zurückkommen, bietet reiches Studien
material, und erfreulicherweise übernimmt
es die Wiesbadner Gesellschaft für bildende
Kunst, Ausstellungen von Grabmälern in
den größeren Städten Deutschlands zu
veranstalten. Die zurzeit in Stuttgart be
findliche Ausstellung zeigt uns an vielen
Beispielen aus allen Kunstperioden, in
welch feiner Art man Grabmäler ausbilden
kann; gut angebracht sind auch die aus
gestellten Gegenbeispiele. Wir empfehlen
einen Besuch dieser vorzüglichen Studien
sammlung aufs beste.
Reutlingen. Fach umfangreichen,
durch das städt. Hochbauamt stets über
wachten Vorarbeiten und weitgehenden
Vorsichtsmaßregeln hat Werkmeister Rtick-
gauer von Stuttgart gestern vormittag die
Hebung eines 1000 qm Fläche umfassenden
Shedbaus der Fabrik von Elrich Gminder
an der Tübingerstraße um 6,20 m ohne
jeden Zwischenfall durchgeführt. Diese
Hebung ist sowohl nach dem Flächen
inhalt als nach der Höhe von 6,20 m die
umfangreichste, die Rückgauer bis jetzt
durchgeführt hat; sie ist um so beachtens
werter', als sie ohne den zuvor geplanten Einbau nach der
Hebung von 2,50 m ganz freistehend vorgenommen wurde.
Karlsruhe. Jubiläumsausstellung für Kunst
und Kunstgewerbe. Diese während der Monate
August, September und Oktober ständig geöffnete, von
den Angehörigen der badischen Kunst und des badischen
Kunstgewerbes gemeinsam und mit Unterstützung der
Stadt veranstaltete, überaus sehenswerte Ausstellung ist
mit großem künstlerischen Aufwand in dem von Wein
brenner im Anfang des 19. Jahrhunderts erbauten mark
gräflichen Palais eingerichtet. Der Eingang zur Aus
stellung liegt unmittelbar gegenüber dem Hauptbahnhof.
In dem hübschen Garten aus alter Zeit wurde ein moderner,
stilvoller Sommerbau errichtet, der sich um einen ent
zückend ausgestatteten achteckigen Hof mit Springbrunnen
und Wasserkünsten gruppiert und die Erzeugnisse der
interessanten und gefälligen modernen Raumkunst auf
genommen hat. In angenehmster Weise erklärt sich hier
das heutige Wohnungskunstgewerbe in seiner praktischen
und künstlerischen Seite von selbst.
Vom Ausstellungsgarten führt der Weg durch die
Restauration und das stattliche Treppenhaus in die
großen Räume des eigentlichen Palais. Hier wurden durch
geschickte Ueberbauung zweier Lichthöfe vier Säle für
die mit vornehmstem Geschmack ausgewählten und
gruppierten Oelgemälde und plastischen Werke der
badischen Künstler gewonnen. In den übrigen weiten
Räumen des Palastes sind untergebracht: die kultur
historisch so interessanten Ehrengeschenke des großh.
Fürstenpaares aus früheren Zeiten, die graphischen
Künste, die Kunsttöpfereien, die Kunststickereien und
andre Werke der Kleinkunst. Zwei Säle sind speziell
der berühmten Schwarzwaldkunst gewidmet.
Neben dieser Ausstellung veranstaltet die Stadt
gemeinde vom 31. August bis 27. September
eine Stadtgeschichtliche Ausstel
lung in den Räumen der großherzogl.
Orangerie an der Linkenheimerstraße. Sie
wird eine reiche Sammlung von Plänen,
Zeichnungen, Abbildungen u. dergl. bieten,
aus denen der Werdegang der badischen
Residenz, einer der jüngsten Großstädte
des Deutschen Reiches, ersichtlich ist, und
sie wird besonders Zeugnis ablegen von
den Fortschritten, die Karlsruhe gerade
unter der Regierungszeit Großherzog Fried
richs gemacht hat.
Der badische Kunstverein veranstaltet
eine Ausstellung von Kunstwerken
des 19. Jahrhunderts aus Karls
ruher Privatbesitz. In den präch
tigen Räumen des neuen Kunstvereins
gebäudes, Karlsruhe, Waldstraße 3, sind
129 Künstler mit 308 Werken vertreten,
die sich im Besitze von 77 hiesigen Kunst
freunden befinden. In intim - vornehmem
Charakter zeigt diese lokale Jahrhundert
ausstellung die Entwicklung des Kunst
geschmackes etwa vom Jahre 1780—1880.
Aus den ältesten Zeiten sind vertreten;
Ridinger, Wächter, Carstens, Koch. Die
in Baden tätig gewesenen Künstler herrschen
vor, so die Namen: Canon, Feuei'bach,
Schirmer, Lessing, Gude, Bracht, Lugo,
Hildebrandt, des Coudres, Hoff, Füßli,
Baisch, bis zu den neuzeitlichen Repräsen
tanten: Schönleher, Keller, Ritter, Thoma,
Dill, Trübner, Zügel, Grettge, Kalch
reuth u. a. Auch die außerbadische Kunst
ist durch Rottmann, Bamberger, Winter
halter, Lier, Leibi, die beiden Achenbach
und Courbet würdig vertreten.
Diese Kunstvereinsausstellung bildet für Kenner und
Kunstliebhaber im Anschluß an die Jubiläumsausstellung
für Kunst und Kunstgewerbe im Markgrafenpalais eine
hochinteressante, seltene und in dieser Zusammenfassung
niemals gebotene Ergänzung.
Karlsruhe. Zur Herstellung eines neuen Bahnhofes
in Heidelberg wird eine Bahnbauinspektion in Heidelberg
und zur Ausführung des Bahnhofumbaues in Durlach eine
Bahnbauinspektion in Durlach errichtet. Die neue Bahn
bauinspektion in Heidelberg erhält die Bezeichnung; Bahn
bauinspektion III.
Dariustadt. Prof. Dr. Scheffers an der hiesigen Tech
nischen Hochschule, welcher einem Rufe zur Uebernahme
der Professur für darstellende Geometrie an der Tech
nischen Hochschule in Charlottenburg folgen wird, lehnte
einen in den letzten Tagen an ihn ergangenen Ruf an
die Technische Hochschule in Wien ab.
Personalien
Baden. Ernannt: Trigonometer H. K o c h in Karlsruhe zum
Vermessungsrevisor, die Hochbauassistenten D. Voßler und J. Hügle
in Karlsruhe unter Verleihung des Titels Baukontrolleure zu Zeich
nern, der Vorstand der Bahnbauinspektiou Eberbach Oberingenieur
W. Schwarzmaun unter Verleihung des Titels Baurat zum
Kollegialmitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, der
Zentralinspektor Bahnbauinspeklor H. A b e 1 e in Durlach unter Be-
lasssung des Titels Bahnbauinspektor zum Vorstand der Bahnbau
inspektion Durlach, der Zentralinspektor Bahnbauinspektor R. Roth
in Karlsruhe zum Vorstand der Bahnbauinspektion Eberbach und
der Zentralinspektor Bahnbauiuspektor E. Müller in Karlsruhe
zum Vorstand der Bahnbauinspektion Mannheim, beide unter Be-
lassung des Titels Bahnbauinspektor, der Regierungsbaumeister
Maschineniuspektor W. Rees bei der Verwaltung der Hauptwerk-
Detail vom Freiburger Münster
Vergl. S. 266