Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

27. Oktober 1906 
treten wird; gemauerte Brüstungen 
tragen nicht ungeschickt dazu bei, 
Kraft und Gliederung in die An 
lage zu bringen. Im Grund wird 
doch das gesamte auf diesem Gebiet 
zutage geförderte Material wohl 
die meisten Beschauer in der An 
sicht befestigen, die wir in den 
Erläuterungen des erstgekrönten 
Entwurfs in die Worte gefaßt fin 
den, „daß mit vegetabilischem Ma 
terial allein eine glückliche Lösung 
gerade dieser Platzfrage nicht zu 
erreichen ist. Hier müssen Massen 
von gleichem Material geschaffen 
werden, die, in richtiges Verhältnis 
zum Hauptbau gesetzt, einen maß 
stäblichen Vergleich zulassen.“ 
Was man in weiteren Kreisen 
bisher durchschnittlich wohl meist 
als die Aufgaben der künftigen 
Gestaltung sich vorgestellt hat, das 
finden wir in der zweiten Gruppe, 
nämlich den Arbeiten, die durch 
Aufrichtung niederer Bauten, 
Bogengänge u. dergl. der Oede 
des großen Platzes abzuhelfen ge 
denken. Hier treten immerhin einige 
ganz beachtenswerte Leistungen auf, 
so unter dem Kennwort „Forum 
Eomanum“ (18), wo eine edel ge 
staltete Säulenhalle sich in weitem 
Halbkreis gegen die Westfront des Münsters öffnet 
(einen ähnlichen Bau will dann ein andrer Entwurf gar 
mit einem kuppelgekrönten Pavillon ausstatten); oder 
der Entwurf (40), der das Problem in das Kennwort 
„Markt-, Fest- und Paradeplatz“ faßt und der eine 
schlichte, etwas nüchterne Arkadenreihe mit Strebe 
pfeilern unmittelbar an die Westfront anbaut; oder der 
in modernem Stil mit wirklichem Geschick komponierte 
Entwurf „Akkord“ (23). (Nur der Merkwürdigkeit halber 
sei auch das Werk eines anscheinend französischen Be 
BAUZEITUNG 
II. Preis. Yerfasser; Prof.Dr.Yetterlein, Darmstadt 
VORSCHiaö’FUR- DIE'flUSG E- 
STFIlTUMü • DER ■ UMGEBUNG 
DES-UIMER-MUN5TER5- 
NACH-VOLLENOUntj-DES 
GANZEN-PROJEKTES 
werbers registriert, der entlang der 
Apostelstraße eine Reihe gotischer 
Fialen aufpflanzen möchte.) — Aber 
alle Arbeiten dieser Gruppe, auch 
solche, die augenscheinlich einem 
gereiften Können entstammen, 
bringen uns die Schwierigkeit, wo 
nicht Unmöglichkeit, auf diesem 
Weg zu einer befriedigenden Lösung 
zu gelangen, in eindringlicher Weise 
zum Bewußtsein. Daß mit klein 
lichen Mitteln, mit einer bloßen 
U eberbrückung der klaffenden Lücke 
des nördlichen und südlichen Platzes 
nichts gewonnen ist, empfinden die 
meisten Verfasser. Sie Werden so 
auf die Notwendigkeit geführt, ihre 
Anlagen vom Band in den freien 
Platz hinein zu verlegen, um durch 
abgeschlossene selbständige Gestal 
tung eines Teils desselben einen dem 
Münster organisch angegliederten 
Vorplatz zu gewinnen. Aber eben 
diese Versuche sind nur dazu an 
getan, auch dem Laien zu zeigen, 
daß durch bloße niedrige Ab 
schrankung, so geschmackvoll sie 
gemacht sein mag, aus dem großen 
Platz nicht ein kleinerer, harmo 
nisch dem Münster als Folie die 
nender herausgeschnitten werden 
kann, zumal bei solcher künstlichen 
Abschrankung meist das verloren geht, was mit zum 
Hauptreiz des ganzen Platzes gehört, nämlich die edeln 
Linien seines geschichtlich gewordenen unregelmäßigen 
Grundrisses. Und so hat das Preisgericht keinem von 
allen Entwürfen dieser ganzen Gruppe die Anerkennung 
zu zollen vermocht, daß er zur Lösung der Aufgabe einen 
positiv wertvollen Beitrag enthalte. 
Es bleibt also die dritte Gruppe, die Zahl der Ent 
würfe, die es für unumgänglich halten, zur Erzielung 
eines befriedigenden Bildes den Platz zu verkleinern, und 
III. Preis. Verfasser: Eegierungsbaumeister Felix Schuster, Stuttgart
	        
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