Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
Nr. 43 
Wettbewerbe 
Für den Neubau des Deutschen Museums in 
München sind 31 Konkurrenzentwürfe eingelaufen. Das 
Preisgericht hat am 23. Oktober in geheimer Sitzung und 
in geheimer Abstimmung einstimmig beschlossen, den 
I. Preis (16000 M.) dem Projekt mit dem Motto „M D“ 
zuzuerkennen; Verfasser des Projekts ist Prof. Gabriel 
v. Seidl-München. Ferner wurde beschlossen, unter 
Auslassung des III. Preises zwei II. Preise zu je 7500 M. 
zu schaffen und mit diesen die Projekte „Vorhof“ (Ver 
fasser: die Münchner Architekten Trost und Jäger) 
und „Deutsches Museum“ (Verfasser: Architekt und 
Kegierungshaumeister Buchert-München) auszuzeichnen. 
Entwürfe für den Neubau eines Geschäftshauses 
der Oberrheinischen Versicherungs - Gesellschaft 
in Mannheim. Es waren 36 Arbeiten eingelaufen. Den 
I. Preis von 5000 M. erhielt Architekt E. Döring in 
Mannheim, je einen II. Preis von 3600 M. die Architekten 
K. Wiener in Mannheim und F. Elstner in Verbindung 
mit W. Peter in Karlsruhe. Die Entwürfe der Archi 
tekten Kud. Tillessen in Mannheim, Hans Billing in 
Karlsruhe und P. Winkler in Dresden-Loschwitz wurden 
zum Ankauf empfohlen. Sämtliche Entwürfe sind bis 
zum 27. Oktober in der Handels-Fortbildungsschule in 
Mannheim öffentlich ausgestellt. 
Städtische Ausstellungshalle in Frankfurt a.3I. 
Es sind 11 Entwürfe eingelaufen, eine Zahl, die man 
angesichts des Umstandes, daß bindende Anerbietungen 
für die Ausführung verlangt waren, kaum höher erwarten 
konnte. 
Kleine Mitteilungen 
Württembergischer Kunstverein Stuttgart. Neu 
ausgestellt; Zu der großen Kollektion von Henry Luyten 
sind noch weitere sechs Gemälde dazugekommen, so daß 
dieselbe nun 32 Werke, darunter vier von großen Dimen 
sionen umfaßt. Plastische Arbeiten haben gesandt: 
D. Stöcker, eine Mädchenbüste, und Fifi Donndorf, ein 
Marmorrelief. 
Die Nagolder Einsturzkatastrophe vor Gericht. 
Die Strafkammer des Landgerichts Tübingen beschäftigte 
vom 15. bis 20. Oktober die furchtbare Katastrophe, die 
am 5. April d. J. durch den Einsturz des Gasthauses 
zum Hirsch herbeigeführt wurde und 62 Menschen das 
Leben kostete, während 93 mehr oder weniger schwer 
verletzt wurden. Angeklagt war der 62jährige Bau 
unternehmer Erasmus Rückgauer aus Stuttgart; die 
Anklage lautete auf fahrlässige Tötung, fahrlässige Körper 
verletzung und Außerachtlassung der anerkannten Regeln 
der Baukunst. Den Vorsitz des Gerichts führte Land 
gerichtsrat Kapf. Die Anklage vertrat Oberstaatsanwalt 
Dr. Gieß. Die Verteidigung führten die Rechtsanwälte 
Kiefe und Hirrle aus Stuttgart. Es waren 88 Zeugen 
geladen. Als Sachverständige fungierten Oberbaurat 
Beeger, Baurat Prof. Schmidt, Ingenieur Drautz und 
Medizinalrat Prof. Dr. v. Oesterlen. Bei der Vernehmung 
bestritt Rückgauer ein Verschulden seinerseits. Es kam 
u. a. auch der Fall zur Sprache, w'O dem Angeklagten 
schon einmal bei seinen Hebungsarbeiten ein Hausein 
sturz passierte, und zwar bei der Hebung des Cafes 
Waldesruhe in Lichtental. Ein Strafverfahren wurde 
damals ebenfalls eingeleitet, mußte aber eingestellt werden, 
da dem Angeklagten kein Verschulden nachgewiesen wer 
den konnte. Bei der großen Anzahl von Zeugen nahm 
die Verhandlung sechs Tage in Anspruch. Ein Teil der 
Zeugenaussagen lauteten für den Angeklagten günstig. 
Das Urteil der Sachverständigen ging im ganzen dahin, 
daß der Angeklagte es an der nötigen Vorsicht fehlen 
ließ. Das Gericht verurteilte Rückgauer wegen fahr 
lässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Ver 
gehens gegen die anerkannten Regeln der Baukunst zu 
sechs Monaten Gefängnis und Tragung sämtlicher 
Kosten. Oberstaatsanwalt Dr, Cleß hatte nur vier Monate 
beantragt. Die Verteidiger plädierten auf Freisprechung. 
Aus der Begründung des Urteils ist hervorzuheben, daß 
als straferschwerend die entsetzlichen Folgen des Nagolder 
Unglücks und die groben Fahrlässigkeiten, deren der 
Angeklagte sich schuldig machte, in Betracht kamen. 
Zugunsten des Angeklagten kam in Betracht seine bis 
herige Straflosigkeit, die unterlassenen polizeilichen Ab 
sperrungen und die unbegreifliche Sorglosigkeit der in 
der Wirtschaft anwesenden Gäste. 
Karlsruhe. Staatsrat Max Honseil, Direktorder 
Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, Professor 
an der Technischen Hochschule und Mitglied der Ersten 
Kammer, ist nach der „Bad. Pr.“ zum Nachfolger des 
Finanzministers Dr. Becker ausersehen. Honsell, 
1842 in Konstanz geboren, wurde 1864 Berg- und Hütten 
praktikant, 1871 Kontrolleur bei der Verwaltung der 
badischen Eisenbahnen, 1873 Bergmeister und zweiter 
Beamter bei der Saline Dürrheim, 1877 Salinenverwalter, 
1881 Bergrat bei der Domänendirektion, 1893 Bergrat 
und bekleidete zuletzt den Posten eines Direktors der 
Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues. 
Personalien 
Württemberg’. Y ersetzt; die Abteilungsingenieure Rempis 
bei der Eisenbähnbauinspektion Reutlingen zu der Eisenbahnbau 
sektion Schorndorf und Ackermann bei der Eisenbahnbau 
sektion Reutlingen zu der Eisenbahnbauinspektion daselbst mit ihrem 
Einverständnis. Erteilt: dem württ. Staatsangehörigen K. Hei- 
mann, Architekten in Ballenstedt, die Erlaubnis zur Annahme 
und Anlegung der ihm von dem Herzog von Anhalt verliehenen 
goldenen Verdienstmedaille des Hausordens Albrechts des Bären. 
Verliehen: dem Eisenbahnbauinspektor tit. Baurat Ackermann 
in Mühlacker anläßlich der Versetzung in den Ruhestand das Ritter 
kreuz des Ordens der Württ.Krone. Uebertragen: die Stelle des 
Vorstands der Maschineninspektion Heilbronn dem Kgl. Regierungs- 
baumeister Schopf mit der Dienststellung eines Maschineningenieurs. 
Baden. Versetzt: Regierungsbaumeister L. Maas in Mann 
heim zur Bahnbauinspektion III in Heidelberg. 
Briefkasten 
E. W. in Karlsruhe. Sie können unbesorgt sein; wir haben 
bei der voraussichtlich starken Nachfrage die Ulmer Müusterplatz- 
Nummer in bedeutend erhöhter Auflage drucken lassen. 
Zur gefl. Beachtung-! 
Die heutige Ausgabe der „Bauzeitung fürWürttem- 
berg Baden Hessen Elsaß-Lotbringen“ ist als Ulmer 
Münsterplatz-Nummer reicher ausgestattet als sonst; sie enthält 
12 Seiten Text statt der üblichen 8, außerdem 2 Kunstbei 
lagen. Wir mußten an diese mit namhaften Mehrkosten ver 
knüpfte Ausdehnung des redaktionellen Rahmens herantreten, um 
den Ulmer Wettbewerb in einer Nummer unterzubringen, damit 
zugleich ein übersichtliches und erschöpfendes Bild dieser hoch 
interessanten Konkurrenz gebend. 
Ueberzeugt, daß unser auf fortschreitende Vervollkommnung 
der „Bauzeitung“ gerichtetes Bestreben allseitige Anerkennung finden 
wird, rechnen wir seitens der Leser auf Unterstützung und För 
derung unsrer Zeitschrift durch freundliche Empfehlung in Faoh- 
genosseu- und Bekanntenkreisen. 
„ Verlag der „Banzeitung für Württemberg 
Baden Hessen Eisass-Lothringen“. 
Hierzu zwei Bildbeilagen: Bebauungsplan des Ulmer Münsterplatzes 
Verantwortliche Schriftleitung; Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel, 
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: Bauzeitung- 
Stuttgart, Büchsenstr. 26B. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
	        
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