BAUZEITUNG
Aufnahme vom Schloß Rastatt von F.H.Steinhart, Zeichenlehrer in Karlsruhe
auch in Umfriedigungsmauern, sind allerdings schon
längere Jahre bekannt, aber diese Beobachtung hat
vollends zur Verbreitung von Eisenbetonkombinationen
beigetragen.
Es ist nun gewiß sehr naheliegend, daß man solche
Eisenbetonkörper nicht nur in senkrechter Stellung an
wendet, sondern dieselben auch wagerecht verlegt, also
Eisenbetonhalken daraus macht. Die bisher bekannten,
fabrikmäßig derart hergestellten Eisenbetonbalken litten
jedoch an dem Uebelstand, daß sie zur Ueberdeckung
veränderlicher Spannweiten in den verschiedenen Längen
hergestellt werden mußten, weshalb ein ausreichender
Vorrat erhärteter Balken die Unterhaltung und Ver
zinsung eines großen Lagerbestandes notwendig machte.
Um diesem Uebelstand zu entgehen, hat man dann
Eisenbetonhalken angefertigt, welche aus zwei der
Länge nach mit Feder und Nut ineinander greifenden
und gegeneinander verschiebbaren Teilen mit Rechteck-
querschuitt bestehen und so eine Ueberdeckung ver
schiedener Spannweiten, aber nur bei geringer Belastung,
gestatten. Außerdem erhielten solche Balken ihre volle
Tragfähigkeit erst nach Erhärten des jeweilig einzu
setzenden Zwischenstückes. Es ist unter diesen Um
ständen nur natürlich, daß die Verwendung solcher Eisen
betonbalken nur eine beschränkte blieb.
Eine neuerdings bekannt werdende Erfindung scheint
jedoch berufen, hier eine Aenderung hervorzuhringen,
indem nach den Angaben derselben hergestellte Eisen
betonhalken auf Vorrat angefertigt werden können, welche
für verschiedene Spannweiten verwendbar sind. Es sind
somit vollständig erhärtete, gebrauchsfertige Eisenbeton
balken vorhanden, welche nicht, wie die vorerwähnten
für verschiedene Spannweiten verwendbaren Balken, erst
später ihre volle Tragfähigkeit erhalten, sondern dieselbe
schon heim Aufbringen besitzen. Das ist aber praktisch
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gewiß ein Vorteil, welcher diesem Eisenbetonhalken
sehr schnell Freunde erwerben wird.
Ueber den Balken selbst ist zu sagen, daß der
Querschnitt desselben in bekannter Weise aus
Steg und Gurtungen besteht. Er kann somit T-,
I-förmig oder ähnlich gestaltet sein. Nach einer
der beiden Seiten hin nehmen die Gurtungen an
Breite ab, wodurch neben der Verminderung des
Gewichts die Möglichkeit geschaffen ist, die Balken
mit ihren Enden ineinander greifen zu lassen, und
zwar mehr oder weniger, je nachdem dieselben
mehr oder wmniger über die unterstützenden Auf
lager überstehen. Innerhalb der Strecke, in wel
cher die Balkenenden ineinander greifen, können
demzufolge die unterstützenden Mauern oder
Träger eine beliebige Stelle einnehmen, die Balken
also verschieden große Spannweiten überdecken.
Ebenso, wie es möglich ist, eisenarmierte Be
tonbalken zum Gebrauch vorher fertig zu machen,
kann man auch ein bereits fertiggestelltes Eisen
gerüst erst nachträglich mit Beton, Steinen, Mör
tel u. s. w. umkleiden. Dieser Methode bedient
sich ein neueres Verfahren zur Herstellung
massiver, gerader Decken. Bei diesem werden
Einsatzfelder auf allen vier Seiten durch Haupt-
und Zwischenträger getragen. Diese Einsatz
felder, welche aus Ziegelsteinen und Mörtel ge
bildet werden, haben in der Längs- und Quer
richtung ganz gleich gebildete, aus senkrechten
und wagerechten Stegen bestehende, mit den
Steinen fest verbundene Pugenkörper, welche mit
den dazu gehörigen Steinen an den Rändern der
Felder auf den eisernen Haupt- und Zwischen
trägern aufliegen. Die Steine erhalten an vier
Seiten Nuten, welche ebenso wie die Fugen zwi
schen den Steinen mit Mörtel ausgefüllt werden.
Durch diese Konstruktion erhält jeder einzelne
Stein eine außerordentlich feste Lagerung im Mörtel, so
daß kein Stein aus dem Deckenverband gelöst werden kann,
ohne daß die Mörtelkörper an allen vier Seiten zerstört oder
die wagerechten Stege von den senkrechten Stegen ab
geschoren werden. Das durch die Haupt- und Zwischen
träger getragene und seitlich begrenzte Deckenfeld erlangt
Aufnahme vom Schloß Rastatt
von P. H. Steinhart, Zeichenlehrer in Karlsruhe