Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

17. November 1906 
BAUZEITUNG 
373 
Beleuchtungskörper, ausgeführt von Paul Stotz, kunstgewerb 
liehe Werkstätte, Stuttgart 
Kleine Mitteilungen 
Württ. Kunstverein 
Stuttgart. Neu ausgestellt: 
Der weiße Lehnstuhl von 
Fritz Burger; Eingang zum 
Gutshof von Emanuel Hegen- 
barth; Kanal in Brügge von 
O’Lynch von Town; Nach 
dem Schneefall in den Apen- 
ninen von Otto Sinding; 
2 "Porträts, ’s Nanele von 
P.W. Quarck; Damenporträt, 
Waldweiher, Stillleben, 2 
Pastelle von P. v. Wächter; 
Eingang ins Totenreich, Por 
trät von Bich. Lindner; Däm 
merung, Gewitterschwüle von 
Albert Wunderlich; Land 
schaften von Paul v. Raven 
stein; 14 plastische Arbeiten 
(Büsten und Statuetten) von 
Karl Donndorf sr.; 3 Zeichnungen von Elisah. Haug u. s.w. 
Gedächtniskirche in Stuttgart. Am 18. November 
wurde von der Gedächtniskirchengemeinde die Einweihung 
des Saalanhaus an die Kirche gefeiert. Hinter der 
Kirche, der bekannten Stiftung des Geh. Hofrats Dr. 
J. v. Jobst, in der Lessingstraße ist ein größerer Saal 
erbaut worden. Derselbe soll zur Abhaltung von Neben 
gottesdiensten und der Sonntagsschule sowie als Warte 
raum für Trauungen dienen. Außerdem kann der Saal 
durch Entfernung von drei versenkbaren Zwischenwänden 
zur Kirche gezogen werden, so daß diese im Bedürfnis 
fall eine Vergrößerung um etwa 250 Plätze erhält. Der 
Saal ist mit Niederdruckdampfheizung ausgestattet, und 
seine beiden Türen bilden zugleich zwei weitere Aus 
gänge aus der Kirche. Ein größerer Souterrain bietet 
Raum zur Aufstellung der Dampfheizung wie auch zur 
Aufbewahrung von Inventar aller Art. Der Saalanbau 
an der Kirche ist vom Evangelischen Gesamtgemeinderat 
aus den Mitteln der Kirchenpflege erstellt worden. Die 
wohlgelungenen Bauarbeiten wurden nach den Entwürfen 
und unter der Leitung der Architekten Prof. Böklen 
& Feil ausgeführt. Von denselben Baumeistern ist im 
Auftrag des Gemeindevereins der Gedächtniskirche auch 
das Gemeindehaus, Lessingstraße 4, durch Umbau 
des L. Yetterschen Magazinsgebäudes erstellt worden. Das 
Haus, in einfachen freundlichen Formen gehalten, enthält 
neben Pfarr- und Mesnerwohnung einen Konfirmanden- 
und Vereinssaal sowie ein Sitzungszimmer. 
Häusersenkling in Cannstatt. Zu dem Bericht in 
Nr. 44 geht uns folgende Einsendung zu: Am 31. Juli d. J. 
bin ich aus meiner Stellung bei Herrn Ludwig Oßwald 
ausgetreten. Die betreffenden Häuser waren in der Zeit 
einschließlich der provisorischen Dacheindeckung im Roh 
bau fertiggestellt und somit der Flaschner immer noch 
tätig. Als mitschuldig in bezug auf den 
Anlaß der Häusersenkung kann ich lo 
gischerweise von diesem Zeitpunkt ab 
nicht mehr in Betracht kommen. J. Götz, 
Bauführer, Stuttgart. 
Ausgrabung römischer Bauwerke 
in Weinsberg. Bei der auf Anregung 
von Stadtpfarrer Meißner durch Hofrat 
Dr. Schliz begonnenen und in Gemein 
schaft mit Dr. P. Gößler vom Kgl. Landes 
konservatorium durchgeführten Ausgrabung 
in Weinsberg wurde nicht nur der Unter 
bau eines aus mächtigen Quadern errich 
teten römischen Wachtturms freigelegt, 
sondern auch ein vollständig eingerichtetes 
römisches Bad. An ein großes, mit feinem 
Kaminvorsatz, ausgeführt von 
Paul Stotz, Stuttgart 
rotbemaltem Stuck der Wände 
ausgestattetes Gelaß schloß 
sich, wie der „Neck.-Ztg.“ 
berichtet wird, ein ringsum 
mit Luftheizungsvorrichtung 
der Wände versehener Heiß 
luftraum an, welcher ein 
niedriges, längliches Bassin, 
in den Boden eingetieft und 
mit eigner Heizvorrichtung 
versehen, einschloß; daran 
anschließend fand sich ein 
dritter ebenfalls mit Luft 
heizung der Wände versehener 
Raum, dem als viertes Gelaß 
ein mit starkem Plattenfuß 
boden versehenes Gemach 
folgte, in dessen Ecke ein 
halbrundes tiefes, mit Wasser 
einlauf versehenes Becken dem 
kalten Bade diente. Es fan 
den sich also alle typischen 
Bestandteile des römischen Schwitz- und Abwaschbads, 
teilweise reich mit Stuck- und Wandbemalung ausgestattet. 
Für die Römerforschung besonders interessant erscheint 
die Errichtung von vorgeschobenen festen Vorwerken vor 
die befestigte Neckarlinie, der das Kastell angehört, ehe 
der äußere große Grenzwall mit den Kastellen Oehringen, 
Mainhardt und Murrhardt errichtet wurde. Das in Weins 
berg errichtete war offenbar zugleich zur Deckung einer 
Straßengabelung bestimmt, welche hier einerseits über 
Eberstadt nach Oehringen und anderseits über Lehren 
steinsfeld nach Mainhardt abzweigte. Für die Zwecke 
der zahlreichen Truppendurchmärsche der späteren Zeit 
diente dann die Errichtung eines so stattlichen und wohl 
eingerichteten Militärbads. 
Neckar-Donaukanal. Am 7. November fand in 
Stuttgart unter dem Vorsitz des Geh. Hofrats Dr. v. Jobst 
und in Anwesenheit des Ehrenmitglieds Fürst Karl von 
Urach eine Sitzung des Neckar-Donaukanalkomitees statt, 
der u. a. die Stadtvorstände von Stuttgart, Ulm, Heil- 
hronn, Mannheim und Eberhach beiwohnten. Der zur 
Entwertung eines Plans für den Kanal gewonnene Regie 
rungsbaumeister Bberhardt erstattete einen ausführ 
lichen Bericht über die Trace Neckar—Rems—Brenz— 
Donau. Auch der von ihm ausgearbeitete Plan ergibt die 
Möglichkeit der technischen Herstellung dieser Kanallinie. 
Oberbaurat v. Schaal berichtete eingehend über den 
Stand der Neckar schiff ahrtsfrage. Die technische 
Kommission sei über den Schiffstyp einig, über die Tiefe 
von 2,2 m, über die Brückenweiten, über die geradlinige 
Durchführung der Leinpfade und über die Anlage der 
Haltungen; die Erhebungen auf württembergischer Seite 
seien beendigt, Heilbronn als vorläufige Endstation werde 
jedenfalls eine ganz bedeutende Hafenanlage erhalten; die 
Festsetzung der Schleusen und Bahnanlagen werde noch 
in diesem Jahre erfolgen. Das seien 
indes wegen der Hochwasser- und Eis 
verhältnisse sehr schwierige Fragen, die 
man nicht übereilen dürfe. Voraussicht 
lich werde man sich für Walzenwehre 
entscheiden müssen. Die Frage der 
Kosten wird noch mit ganz besonderer 
Sorgfalt behandelt werden, um ein klares 
Bild von vornherein zu haben. Der Vor 
sitzende schlug dann unter dem Beifall 
der Anwesenden vor, daß der Techniker 
des Komitees, Regierungsbaumeister Eber 
hardt, falls es seine Zeit noch erlaube, 
eine Studie ausarbeite über die Fortfüh 
rung des Wasserwegs von Ulm zum 
Bodensee, dann habe man der Zu
	        
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