Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
NR. 4 
bäudes entlang der Rosenbergstraße wird durch die Be 
tonung des Mittelbaus mit dem Haupteingang sowie durch 
die zwei seitlichen Vorbauten, welche die Tagräume für 
die Kranken enthalten, in wirksamer Weise gegliedert. 
Die Architekturformen bewegen sich im Rahmen eines 
maßvollen Barock. Das mit den neuesten sanitären Ein 
richtungen ausgestattete Gebäude hat Raum für 90 Kranke 
in den drei unteren Stockwerken und für 35 kranke 
Schwestern im dritten Obergeschoß, enthält ferner in 
einem nach Norden gelegenen Ausbau an der Rückseite 
zwei Operationssäle mit den nötigen Nebenräumen. Zur 
Beförderung der Kranken dient ein großer elektrischer 
Aufzug, während drei kleinere für Speisen und Wäsche 
vorgesehen sind. Das Gebäude ist mit einer Ventilations 
anlage und mit Niederdruckdampfheizung versehen, die, 
wie die sonstigen Nebenräume, im Untergeschoß unter 
gebracht sind. Für die Waschküche mit Bügelraum wurde 
aus sanitären Gründen ein besonderes zweistöckiges Ge 
bäude hinter dem Hauptbau erstellt. Dem Waschgebäude 
gegenüber befindet sich entlang der nordöstlichen Grenze 
das Leichenhaus. Der hinter dem Krankenhaus übrig 
bleibende Platz ermöglichte außerdem noch die Anlage 
eines größeren Gartens zur Erholung für die Kranken. 
Das Gebäude wurde nach den Plänen und unter der 
Leitung der Architekten Bihl & Woltz in einer Bauzeit 
von l 3 / 4 Jahren fertiggestellt. 
Die K. Staatssammlung vateeländischer Alteetümee, 
Stuttgart, Neckarstraße 8, ist im verflossenen Jahre von 
30170 Personen besucht worden, darunter 62 Schul 
klassen ; das Lapidarium im Garten von 203 Personen. 
In der Sammlung römischer Steindenkmäler wurden vom 
1. Oktober bis 31. Dezember 100 Besucher gezählt. Die 
Hauptsammlung ist winters von 11—1 und 2 — 3 Uhr 
geöffnet, an den Sonntagen von 11—3 Uhr. Garderobe 
unentgeltlich. 
Stadtbad in Ludwigsbueg. Die Errichtung eines Stadt 
bades in Ludwigsburg ist nunmehr mit einem Aufwande 
von 270 000 M. nach dem Entwurf der Architekten 
Schmohl & Stähelin in Stuttgart beschlossen worden. 
Als Baustelle wurde die Ecke der Alleen- und Seestraße 
bestimmt. 
Die Restaurierung des Heidelberger Schlosses. In 
der Budgetkommission der badischen Zweiten Kammer 
machte Finanzminister Becker über die Restaurierung 
des Heidelberger Schlosses folgende Mitteilungen: Das 
zweite Eggertsche Gutachten, in welchem eine Erhaltung 
der Ruine in jetzigem Zustand für möglich erklärt ist, 
wurde einer Prüfung durch die Oberdirektion für Wasser- 
und Straßenbau und einem Statiker der Technischen 
Hochschule unterzogen. Beide bestritten die Richtigkeit 
des Eggertschen Gutachtens. Ein Erfolg für eine dauernde 
Erhaltung sei von der Durchführung der Eggertschen 
Vorschläge nicht zu erwarten. Das Ministerium wandte 
sich sodann an Prof. Wallot und Baurat Kramer-Berlin, 
die beide übereinstimmend erklärten, daß es kein Mittel 
gebe, das die Erhaltung des jetzigen Zustandes verbürge. 
Wenn man nicht durch Restaurierung eingreife, würde 
die Zerstörung in progressivem Maße fortschreiten. Die 
von Eggert vorgeschlagenen Mittel versprächen nicht nur 
keinen Ersatz, sondern würden eine Beschleunigung des 
Verfalls herbeiführen. Jetzt werde noch die Ministerial- 
kommission für Hochbauwesen gehört. Werde eine Be 
dachung sich als notwendig heraussteilen, so stehe noch 
zur Erwägung, welcher Art diese sein müsse. Jedenfalls 
sei rasches Eingreifen nötig, denn der Zustand der Ruine 
sei, wie auch Eggert anerkenne, schlimmer als man bis 
jetzt geglaubt habe. 
Baukrisis in Frankfurt. Die in Nr. 2 genannte Firma 
von Hagen hat nichts mit der Krisis zu tun; es liegt, 
wie man uns mitteilt, eine Verwechslung mit der Firma 
von Hayn vor. 
PERSONALIEN 
WÜRTTEMBERG. Ernannt : Der Maschineningenieur E. Pippow, 
bisher etatsmäßiger Regierungsbaumeister bei der Eisenbahn- 
mascbineninspektion Heilbronn, zum Kais. Regierungsrat und Mit 
glied des Patentamts in Berlin. 
HESSEN. Verliehen: Dem Baurat Rom, Vorstand der Eisenbahn 
betriebsinspektion II in Gießen, der Rote Adlerorden 4. Kl.; dem 
Mitglied der Eisenbahndirektion in Mainz, Eisenbabnbau- und Be 
triebsinspektor H. Kilian, und dem Vorstand der Betriebsiuspeklion 1 
in Gießen, Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor E. Zimmermann, der 
Charakter als Eisenbahndirektor mit dem Rang der Regierungsräte. 
ELSASS-LOTHRINGEN. Verliehen: Dem Baurat Mayr, Eisen 
bahnbau- und Betriebsinspektor in Hagenau, und dem Architekten 
und Gemeinderat Waltz in Straßburg der Rote Adlerorden 4. Kl.; 
dem Eisenbahnbetriebsdirektor Käfer in Colmar der Kronenorden 
3. Kl. 
BÜCHER 
DER ARCHITEKT. Wiener Monatshefte für Bauwesen und de 
korative Kunst. Redigiert von F. v. Peldegg. Jahresabonnement 20 M. 
DAS INTERIEUR. Wiener Monatshefte für Wohnünosaus- 
stattung und anoewandte Kunst. Jahresabonnement 20 M. 
Von beiden Zeitschriften liegen uns die ersten Nummern des neuen 
Jahrganges vor, die ganz Vorzügliches bieten. Als das Beste daraus 
erscheint mir das neue Wohn- und Geschäftshaus Zacherl in Wien 
von den Architekten J. Pleznik und .1. Tölk: Ein Bau von außer 
ordentlicher Wucht der Erscheinung. Seine Fassade ist mit Platten 
von schwarzgrauem, poliertem Granit belegt, die durch vertikale 
Bundleisten befestigt sind. Ein mächtiges Hauptgesims aus dunkel 
braun glasiertem Ton, getragen von streng stilisierten Karyatiden 
von Prof. Franz Metzner, bekrönt den Bau. Ueber dem Haupt 
gesims noch ein leichter, kupferbelegter Aufbau. — Unter den 
übrigen Tafeln des „Architekten“ erscheinen mir die Interieurs von 
Theodor Kopenhofer und Fritz Zeymer sowie das Projekt für ein 
Postamt in Innsbruck von Leopold Bauer besonders bemerkenswert. 
— Das Januarheft des „Interieur“ bringt als Bestes ein Herren 
zimmer von Otto Prutscher mit den Werkzeichnungen der Möbel. 
Die früheren Jahrgänge des „Interieur“ (1900—1908) gibt der 
Verlag gebunden und in Mappe zum herabgesetzten Preis von 
10,80 M. für den Halbjahrsband heraus. Der nun vorliegende Jahr 
gang III enthält eine Reihe ganz vorzüglicher Arbeiten: Max 
Benirsohke, Otto Wytrlik, Otto Prutscher, Joseph Urban, Emil 
Holzinger, Karl Witzraann gehören zu den besten der dort ver 
tretenen Künstler. Schm. 
MITTELALTERLICHE RATHAUSBAUTEN IN DEUTSCH 
LAND. Mit einem Ueberblick über die Entwicklung des deutschen 
Städtewesens. Von Paul Lbhhgrübner, Kgl. Bauinspektor. I. Teil. 
Fachwerksrathäuser. Mit 34 Tafeln und zahlreichen Textabbildungen. 
Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1905. 
Diese Veröffentlichung, die besonders als Beitrag zur Inventarisie 
rung der Bau- und Kunstdenkmäler Deutschlands wertvoll sein 
dürfte, enthält genaue Aufzeichnungen und Abbildungen einer An 
zahl deutscher Fachwerksrathäuser: Michelstadt, Duderstadt, Wer 
nigerode, Alsfeld, Schwabenberg. Rathäuser aus dem Gebiete des 
Hausteinbaues sollen später folgen. Der Text gibt die eingehende 
Baugeschichte der aufgenommenen Bauwerke. Schm. 
PREISGEKRÖNTE ENTWÜRFE VON KLEINWOHNUNGEN. 
Herausgegeben vom Ernst Ludwig-Verein (Hessischer Zentralverein 
für Errichtung billiger Wohnungen), Darmstadt. 66 Tafeln, die das 
Ergebnis eines vom Vereine ausgeschriebenen Wettbewerbes wieder 
geben. Wir kommen auf das Werk noch zurück. 
EINGELAUFEN: Kaufmann: Tabellen für Eisenbetonkonstruk- 
tionen, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn .Berlin 1905. Preis 2 Mark. 
ANFRAGEN 
H. in W. Der betreffende Titel ist nicht geschützt; das Recht zur 
Führung desselben kann also nicht bestritten werden, mag nun der 
Betreffende eine technische Hochschule besucht haben oder nicht. 
REDAKTION: ADOLF PAÜSEL, STUTTGART; FRITZ SCHMIDT, ARCHITEKT, DIPL. 
INO., DEGERLOCH. ADRESSE FÜR ALLE SENDUNGEN: BAÜZEITUNO-STUTTGART, 
HEOEL8TRA8SB 68DRUCK: DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART
	        

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