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BAUZBITUNG
Nr. 51
forderlich, wie bei Eisen, als Gegengewicht zu weiten,
unkörperlichen Gebilden, und als verkehrsstörend auch
unzeitgemäß. Die Steinhrücken wirken für sich, indem
sie durch ihre Formen Wucht vereint mit Leichtigkeit zum
Ausdruck bringen. Die Flachhrücken tragen in sich das
Gesetz ihres eignen Stils, wenn man unter Stil mit
Semper diejenige Kunstform versteht, deren äußeres
Erscheinen mit der Vorbedingung ihres Entstehens im
Einklang steht und so über die Meisterschaft des Autors
in deren Beherrschung Zeugnis gibt.
Der Schmuck der Steinbrücken beschränke sich auf
plastische, nicht architektonische Aufbauten, auf die Ge
länder und den guten Anschluß der Brücken und der
Widerlager an die Ufermauer und die Umgebung. Gilt
alles bisher Gesagte für die ausgeführten Brücken, so in
noch höherem Maße von den der Ausführung harrenden
großen Entwürfen.
Schon bei der Mainzer Konkurrenz hat der bekannte
Hofmann einen Backsteinbau mit Oeffnungen von 100 m
vorgeschlagen, in Worms reichten Krone und Bodo Ebhard
einen hervorragenden Entwurf ein, und von dem beim
Wettbewerb für Mannheim von Grün & Bilfinger auf
gestellten, durch Ingenieur Probst und Prof. Billing ein
gehend durch gearbeiteten Projekt kann man sagen, daß
es alle Fortschritte im Bau weitgespannter Brücken in
sich vereinigt. Man muß bedauern, daß es nicht zur
Ausführung kam.
Besonders hervorzuheben ist die geschickte Verwendung
verschiedener Materialien nach Festigkeit und Gewicht,
Ausgleich der Horizontalschubs unter gleichzeitiger Auf
nahme eines Teils desselben durch die Zwischenpfeiler
und vornehme künstlerische Ausbildung.
Wenn bislang bei deutschen Konkurrenzen die Ent
würfe in Stein in ihrem Erfolg hinter solchen in Eisen
zurückgeblieben sind, so rührt dies vielleicht in etwas
auch daher, daß in den Preisgerichten wesentlich Männer
des Eisenbaus vertreten waren. Es sollten in Zukunft
auch Männer des Steinhaus in die Preisgerichte berufen
werden.
Möge bald eine mächtige Steinbrücke in eleganten
Bogen einen deutschen Strom übersetzen. Um die Führung,
die Deutschland auf diesem Gebiete gewonnen hat, zu
behalten, gibt’s nur ein „Vorwärts“ zum Segen des Vater
lands, zur Ehre deutscher Baukunst.
Tabelle A.
Neue weitgesprengte massive Brücken. A. Flachbrücken: Pfeil = und <1/8 der Spannweite.
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a) Ausgeführte
Brücken:
1.
Donaubrücke bei Münder-
kingen (Württemberg)
1893
50.—
50.—
5.—
1/10
65.5
Beton
gelenk
i.—
1.10
1.40
1/50
1/36
38.—
60.-
660
r. Fels
1. Kies
14.5
2.9
2.
Neckarbrücke bei Neckar
hausen (Hohenzollern) .
1900
51.—
50 —
4.54
1/11
90.—
Beton
Stuhl
gelenk
0.80
0.85
1.20
1/63
1/42
39.-
54.—
415
Anhydrit-
4 5
Mergel
5.77
3.
Nalonbrücke zu Cos Sega-
Stuhl
gelenk
dos (Spanien) ....
1901
50.—
50 —
6 —
1/10
65.—
Beton
1.—
1.10
1.40
1/50
1/36
40.5
40.5
405
r. Fels
1. Kies
40.0
4.13
4.
Muldenbrücke, Göhren
1/8.8
Stahl-
1.20
1/55
1/40
Granulit
(Sachsen)
1902
60.—
60.-
6.75
97.—
stein
gelenk
1.10
1.50
30.—
—
—
—
5.
Prinzregenten-Brücke
1/10
Stuhl-
1/63
1/43
45 —
Flinz
über Isar (München) .
1900/01
62.4
63.—
6.30
80 —
kalk
gelenk
1.—
1.20
1.48
100.-
600
5.—
6.
Franz-Joseph-Brücke über
Isar (München) . . .
1902
64 —
60.—
6.—
1/10
67.-
Muschel
kalk
Stuhl
gelenk
1.05
1.20
1.40
1/57
1/42
45.-
100.-
600
Flinz
5.—
7.
Syraltalviadukt, Plauen
Bruch
stein
(Sachsen)
1903/04
90.-
65.—
6.50
(18.-)
1/10
(1/5)
105.-
Gelenk
1 50
2 —
14.00)
1.50
1/43
1/32
49.- 1 )
69.- •)
~
—
Felsen
24.5
8.
Neckarbrücke, Mannheim
1905/06
59.50
58.50
5.63
1/10
66.—
Beton
Stahl
gelenk
1.07
1.16
1.48
1/55
1/39
—
—
—
Kies
4.4
9.
Wallstraßenbrüoke, Ulm
1904/05
65.50
57.-
5.80
1/10
(1/5)
80.-
Beton
Stahl
gelenk
1.06
1.20
1.60
1/54
1/35
40.-
71.7
3538
Felsen
15.7
10.
Malapanebrücke bei Wen-
Bruch
stein
gern (Kreis Oppeln)
1903/04
50.—
50 —
5 50
1/1.1
65.—
1.20
2.—
1.70
1/42
1/25
20.—
—
Felsen
3.—
11.
Hotzenplotzbrücke bei
Bruch
stein
Krappitz in Ostschlesien 1905/06
50.—
;50.—
6.—
1/8.3
62.-
1.15
2.—
1.30
1/43
1/25
20.-
—
—
Felsen
3.5
12.
Queisbrücke bei Neu-
Bruch
stein
hammer
1906
52.—
52.—
6.—
1/8.!
65.50
1.—
1.80
1.40
1/52
1/29
—
—
—
Felsen
3.3
b) Konkurrenzen:
1.
Neckarbrücke, Mannheim
Stuhl
gelenk
74.0 S >
54.0 4 )
Hauptöffnung ....
1903
113.-
112-
9.1
1/12
170.-
Klinker
1.-
1.05
1.29
1/118
1/87
190.-
6700
Kies
45
2.
ßheinbrücke, Worms . .
1897
100.-1
100.-
10.6
1/9.4
126.-
Bruch-
—
1.50
1.80
1/67
1/56
40.64
—
—
Kies
—
|2X»6.-j
96.—
9.64
1/9
105.-
stein
•) 49 kg/qcm bei Drueklinienberechnung. •) 69 kg/qcm nach Elastizitätstheorie, •) 74 kg/qcm Grenzspannung. ' *) 54 kg/qcm mittlere Spannung.