Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

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Entwürfe für einen Gartenpavillon 
Heim zu bauen. Ein Haus für die Gesellschaft allein 
wäre nur an dem Ende der Stadt, wo die Grundstücke 
billiger sind, möglich gewesen, das hätte aber den Zweck 
nicht erfüllt; man ging deshalb von Anfang an darauf 
aus, in der Mitte der Stadt ein selbstrentierendes großes 
Gesellschaftsbaus zu errichten. Die Eingabepläne waren 
bereits Juli 1905 fertig, und im Anschluß daran wurden 
sofort die Einzelzeichnungen und Kostenvoranschläge ge 
macht. Schwierigkeiten bereitete nur noch die behörd 
liche Genehmigung, die nicht erteilt wurde, da die Küche 
im Untergeschoß untergebracht war, was mit Rücksicht 
auf den Fall „Murschel“ als nicht angängig erschien. Ein 
Ausweg wurde durch Einschaltung eines Zwischengeschosses 
gefunden. Diese Lösung brachte zwar den Vorteil eines 
wesentlichen Raumgewinns, hatte aber, da die Gesamthöhe 
vergrößert wurde, auch vier Einsprachen von Anliegern 
zur Folge. Doch konnte schließlich im Dezember 1906 der 
erste Spatenstich geschehen, während die ursprünglich 
auf 1. Oktober 1906 festgesetzte Einweihung infolge nach 
träglichen Einbaues eines Cafes erst am 19. Januar 1907 
erfolgte. Der Grundriß des Bauplatzes mit nur zwei 
rechten Winkeln war nicht ideal; die Schwierigkeit, die 
das vordere spitze Eck bereitete, wurde durch Abstumpfung 
des Winkels und Anbringung eines Erkers mit wind 
schiefem Dach überwunden; auch die Unterbringung des 
Festsaals war nicht ganz einfach und hatte konstruktive 
wie ästhetische Folgen für den ganzen Bau. Das Aeußere 
ist im Stil der Renaissance gehalten unter Wahrung mög 
lichster Freiheit in der Formgebung. Schon durch die 
äußere Erscheinung soll sich das Haus als „Bauhütte“ 
kennzeichnen; diese beabsichtigte Wirkung wurde durch 
Anbringung bildhauerischen Schmucks, namentlich über 
dem Haupteingang, zu verstärken gesucht. Technische 
Schwierigkeiten bei der Ausführung waren nicht zu über 
winden. Bei der Gründung stieß man in 10 m Tiefe auf 
einen alten Wassergraben, offenbar eine Zuleitung zu den 
Gräben der früheren Seewiesen, der u. a. noch ein gut 
erhaltenes Stauwehr mit Pfählen aufwies. Der tragfähige 
Grund wurde in 11—12 m Tiefe erreicht. Im Innern ist 
eine in den Lichthof eingebaute biologische Kläranlage 
zu erwähnen. Die Decken wurden nach System Förster 
ausgeführt, das sich wesentlich billiger stellte als Eisen 
betonkonstruktion. Letztere Bauweise wurde nur für die 
Zwischendecke im Cafe sowie für die Treppen angewendet. 
Die Beleuchtung besteht in dem bisher nur in der Lieder 
halle sowie versuchsweise auf der Königstraße eingeführten 
Preßgassystem. Die Pestsaaldecke, die noch drei Stock 
werke zu tragen hat, ist durch zwei Blechträgerunterzüge 
mit aufgelegten Differdingerträgern gebildet und mit einer 
akustisch vorzüglich wirkenden Eichenholzverkleidung ver 
sehen. Die Gesamtbaukosten (ohne Mobiliar) belaufen 
sich auf etwa 380 000 M.; der Voranschlag ohne Cafe 
und Zwischengeschoß hatte 330000 M. betragen; auf 
1 cbm umbauten Raumes (vom Untergeschoßfußboden bis 
Kehlgebälk gemessen) kommen 28 M. Der stellvertretende 
Vorsitzende, Bauinspektor Pantle, dankte dem Redner für 
seine Erläuterungen sowie dem Vertreter der „Bauhütte“, 
Hofwerkmeister Hangleiter, für das Entgegenkommen der 
Gesellschaft, die er zu dem schönen Heim beglückwünschte. 
Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten und Auf 
nahme zweier neuer Mitglieder; Prof. Dr.-Ing. Wey 
rauch und Dipl.-Ing. Szivessy, wurde zum geselligen Teil 
übergegangen, der sich, verschönt durch Klavier- und 
Gesangsstücke von Fräulein Mederle und Ockert sowie 
durch humorvolle Vorträge der Herren Architekt Feil und 
Baurat Roller, sehr anregend gestaltete, so daß man erst 
nach Mitternacht den Heimweg antrat. 
Wettbewerbe 
Für ein neues Rathaus in Feuerbach ist vom 
dortigen Gemeinderat ein Wettbewerb unter württem- 
bergischen Architekten mit Termin bis 15. Mai aus 
geschrieben. Als Preise sind bestimmt; I. Preis 2000 M., 
II. Preis 1600 M., III. Preis 850 M. Dem Preisgericht 
gehören außer Mitgliedern der Kollegien an: Oberbaurat 
Eisenlohr, Prof. Th. Fischer, Direktor P. Schmohl-Stutt- 
gart, Ortsbaumeister Kreß - Feuerbach. Näheres in der 
Bekanntmachung im Inseratenteil der Nummer 10. 
Entwürfe zu einem Wandbrunnen, ausgeschrieben 
von den Deutschen Marmorwerken Treuchtlingen. Es 
erhielten folgende Künstler Preise: G. A. Bredow-Stutt- 
gart, J. Kopp-München, G. Vogt-München, F. Kupsch- 
Halensee-Berlin. Zum Ankauf wurden empfohlen Arbeiten 
von J. Kopp, R. Fritz, beide in München. 
Theater Aussig i. B. Es sind 43 Projekte ein 
gelaufen, das Preisgericht ist am 9. März zusammen 
getreten. 
Kleine Mitteilungen 
Württeiubergischer Kunstverein Stuttgart. 
Die Gemäldekollektion aus der Galerie Wimmer in 
München sowie die Kollektion von 108 Originalradie 
rungen von F. Hollenberg bleiben bis 22. März aus 
gestellt. 
Kgl. Kunstgewerbeschule Stuttgart. Von der 
Direktion wird das Ergebnis der Preisbewerbung im 
Jahre 1906/07 im „St.-Anz.“ veröffentlicht. Es haben 
für die Lösung der gestellten Aufgaben erlangt je eine 
öffentliche Belobung: am Fachkurs für die Möbelindustrie: 
O. Fleischmann-Heldburg, Sachsen-Meiningen, G. Vingon-
	        
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