Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

Krankenhaus, in modernster Art zu 
heizen, und nur wenn er alle Eigen 
tümlichkeiten der Systeme kennt, wird 
er imstande sein, für den speziellen 
Zweck das richtige auszuwählen. 
Zählte es vor einem halben Jahr 
hundert schon zu den Ereignissen, 
wenn in der Küche eine Wasserleitung 
sich befand, so will es heute schon 
nicht mehr genügen, wenn eine solche 
im Bad, in der Toilette, im Schlaf 
zimmer, auf dem Vorplatz eingerichtet 
ist — nein, man will heute auch noch 
eine Warmwasserleitung, bei welcher 
es wiederum dem Techniker überlassen 
bleibt, zu entscheiden, ob er die Er 
wärmung des Wassers in einem Boiler 
über dem Herd, im Anschluß au 
die Zentralheizung oder durch einen 
eignen Gasautomaten besorgen will. 
Und wenn nun im neuen Bau neben 
dem Gewirr von Bohren, die doch 
alle dem Blick des Bewohners 
Kgl. Baugewerkschule Stuttgart 
Entwurf von W. Benz 
ver 
deckt bleiben sollen, noch die Leitungen für Leucht 
gas und Nutzgas, für elektrisches Licht, für Klingel 
leitungen und für das Haustelephon und zuletzt noch 
diejenigen für den Vakuumreiniger gelegt werden sollen, 
so wird dem Techniker, wenn er auch aus dem Schatz 
der Erfahrungen seiner Lehrer so viel gelernt hat, daß 
er nicht alle Fehler, die möglich sind, macht, mancher 
Seufzer entschlüpfen, bis im Neubau das fertig ist, was 
man heutzutage unter Installation versteht. Denken wir 
weiter an die verschiedenen Bodenbeläge, an die Mate 
rialien zum Bekleben oder Bespannen der Wände, an 
neue Konstruktionen von Fenstern, Läden, Schiebtüren, 
ziehen wir weiter in Betracht die Personen- und Lasten 
aufzüge, die Mörtelmaschinen, Materialtransporteure, die 
modernen Gründungsmethoden und nicht zuletzt alle die 
endlosen Bestimmungen und Vorschriften, die der Techniker 
wissen muß, um nicht gegen Stadt oder Staat zu sündigen, 
so sehen wir das Material ins Ungeahnte wachsen. 
Ich habe mich aus naheliegenden Gründen darauf 
beschränkt, nur die Gebiete des Baufaches zu beleuchten, 
obgleich ich es als ganz selbstverständlich betrachte, daß 
dieselben Prinzipien, die hier gelten, auch für andre 
Abteilungen unsrer Schule als maßgebend anzusehen sind, 
und ich werde nichts versäumen, was mich in engste 
Fühlung mit diesen Abteilungen bringen kann; ich werde 
mir keine Gelegenheit entgehen lassen, mich aufs ge 
naueste mit dem vertraut zu machen, was zu ihrer ge 
deihlichen Weiterentwicklung nötig ist. 
Betrachten wir das ganze Gebiet, das uns zu pflügen 
bevorsteht, so möchte uns eigentlich 
bange werden bei dem Gedanken, daß 
wir in wenigen Semestern unsre Schüler 
mit all diesem Wissen vertraut machen 
müssen, und es wird für jedermann 
klar werden, daß als Lehrer an unsrer 
Anstalt nur die Besten ihres Faches 
in Betracht kommen können und daß 
den Schülern nur ein energischer Fleiß 
Aussicht auf Erfolg eröffnet! 
Entwürfe von Schülern der 
Bangewerkscluüe Stuttgart 
Direktor Schmohl hatte die Güte, 
uns eine Anzahl Schulentwürfe, welche 
unter seiner Leitung gefertigt wurden, 
zur Veröffentlichung zu überlassen. 
Es sind Aufgaben bearbeitet^, wie 
sie an den später selbständig arbeitenden Techniker und 
Werkmeister herantreten, es sind deshalb Aufgaben wie 
„Rathäuser, Kirchen u. s. w. großen Stils“ ausgeschlossen. 
Jedem, der dieVerunzierung unsrer Städte und Dörfer durch 
die bisherige Bauweise bedauerte, muß das Herz im Leibe 
lachen, wenn er diese reizenden, einfachen Projekte einem 
eingehenden Studium unterzieht. Hier weht ein neuer 
Geist, das bringen alle Arbeiten deutlich zur Anschauung. 
Mit einfachen Mitteln soll gefällig gebaut werden. Und 
es ist mit Freude zu konstatieren, daß noch so viel ge 
sunder künstlerischer Sinn in unsern jungen Schülern 
steckt, daß sie das neue Programm bald begriffen und 
mit Lust bearbeiteten. Jeder der abgebildeten Entwürfe 
wird in der Schule noch weiter durchgearbeitet und in 
großem Maßstabe aufgezeichnet; besonderer Wert wird 
auf die konstruktive Bildung einzelner Gesimse und 
Architekturteile gelegt. Es soll jeder Schüler in den 
Stand gesetzt werden, seine Projekte so auszuführen, wie 
er sie auf dem Papier vor sich hat. Es ist klar, daß 
eine solche Ausbildung ihre wohltuenden Folgen in 
kurzer Zeit überall haben wird, und Württemberg kann 
auf eine in dieser praktischen und vorzüglichen Art ge 
leitete Schule stolz sein. Weitere Abbildungen lassen wir 
in den nächsten Nummern folgen. 
Die neue Bauordnung- für Württemberg 
Der dem gegenwärtigen Landtag zugegangene Gesetz 
entwurf einer Bauordnung stellt sich als eine weitgehende 
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© 
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Kgl, Baugewerkschule Stuttgart 
Entwurf von W. Benz
	        

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