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BAUZEITUNG
Kgl. Baugewerkachule Stuttgart Landhausentwurf von Albr. Irion
den Straßenbogeu befindet sich die Zollabfertigung, im
Turmanbau eine Bedürfnisanstalt. Der ganze Bau kommt
in möglichst ruhigen, geschlossenen Formen zur Aus
führung, die dekorativen Momente der Brücke und des
Brückenhauses ergeben sich aus dem Bauprogramm.
Der Deutsche Betoiiverein
Von Baurat Schmid
Seitens der Kgl. Baugewerkschule Stuttgart war ich
veranlaßt, der 10. Hauptversammlung des Deutschen Beton
vereins in Berlin anzuwohnen.
Mit der zunehmenden Bedeutung des Beton- und Beton
eisenbaues und ihrer wachsenden Anwendung auf allen
Gebieten des Bauwesens steigerte sich auch das Interesse
für diese Hauptversammlungen, deren diesjährige eine
sehr hohe Teilnehmerzahl erreichte. Meine Aufgabe war
es, die neuesten Fortschritte auf diesem Gebiete der Bau
kunst kennen zu lernen, um sie für unsre Schulen nutzbar
zu machen. Dieser Nutzen soll nicht bloß den künftigen
Schülern, sondern auch den früheren zugute kommen; an
letztere werde ich mich am sichersten wenden, wenn ich
als Fruplft meiner Studienreise einige einschlägige Auf
sätze in der „Bauzeitung“ veröffentliche.
Ich beginne mit dem Deutschen Betonverein als solchem.
Der Deutsche Betonverein bezweckt die Förderung der ge
meinsamen fachwissenschaftlichen und wirtschaftlichen An
gelegenheiten seiner Mitglieder, welche in der Hegel Fabri
kanten oder Firmen sind, welche sich mit der Herstellung von
Zementwaren, Kunststeinen oder Betonbauten befassen.
Außerordentliches oder beratendes Mitglied kann jeder
ENTWURF Zu Einem LflNpnflUS
Kgl. Baugewerkschule Stuttgart W. Häberle
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werden, der an den Bestrebungen des
Vereins Anteil nimmt. An diesen Be
strebungen muß aber jeder Baumeister
Anteil nehmen, denn der Verein hat
durch seine seitherige zehnjährige Tätig
keit bewiesen, das er sich von dem
Gebiete tönender Reklame fernzuhalten
wußte. Der Verein fördert seinen
Zweck hauptsächlich durch Veranlassung
und Unterstützung spezialfachwissen
schaftlicher Versuche und Studien. Zu
diesem Zweck wendet der Verein be
deutende Geldmittel auf, er erfreut
sich daher auch kräftiger Förderung
und Unterstützung der Regierungen.
Im Deutschen Betonverein arbeiten
verschiedene Ausschüsse. Der Röhren
ausschuß hat einen Entwurf zu Leit
sätzen für Ausführung von Zement
rohrleitungen aufgestellt, der von dem
Verein Annahme fand. Ich werde hierüber in einem
besonderen Aufsatz nähere Mitteilung machen. Der
Eisenbetonausschuß hatte Vorschläge für die Ab
änderung und Ergänzung der amtlichen Bestimmungen
und der Leitsätze für Eisenbeton, welche seinerzeit nur
vorläufig aufgestellt wurden, zu beraten und zusammen
zustellen. Auch Vorschläge zu Versuchsarbeiten auf diesem
Gebiete sind auszuarbeiten gewesen. Der Beton aus-
schuß hatte zunächst die im vorigen Jahre begonnenen
Versuche zur Ermittlung des Einflusses der Stampfarbeit
auf erdfeuchten und weichen Beton durchzuführen. Die
an drei verschiedenen Stellen ausgeführten Versuche er
gaben mit großer üebereinstimmung, daß die Stampfarbeit
von wesentlichem Einfluß auf die Festigkeit des Betons
ist, und zwar bei erdfeuchtem Beton in höherem Grade
als bei weichem.
Andre Aufgaben der beiden zuletzt genannten Aus
schüsse gehen in der Richtung der Aufstellung von neuen
Vorschriften für Eisenbeton überhaupt, sowohl im Hoch
bau als auch im Tiefbau. Diese Vorschriften sollen tun
lichst für das ganze Deutsche Reich Geltung erlangen.
Zu dem Zweck wurde die Mitwirkung von Regierungs-
vertretexm und andern Sachverständigen veranlaßt und
ein besonderer „Deutscher Ausschuß für Eisen
beton“ gebildet. Auch an der Aufstellung von Vor
schriften für Betonbauten, die internationale Geltung
erlangen sollen, wird gearbeitet.
Diese kurze Mitteilung möge dartun, welche Bedeutung
der Deutsche Betonverein schon erlangt hat und welche
volkswirtschaftlich ebensosehr wie bautechuisch wichtigen
Ziele er verfolgt. In welch gediegener wissenschaftlicher,
aber praktisch fruchtbarer Weise gearbeitet wird, zeigen
die seitherigen Leistungen des Vereins; es lassen auch
die Verhandlungs- und Vertragsgegenstände der dies
jährigen Hauptversammlung erkennen, daß auf dem ein
mal beschrittenen Wege zielbewußt weitergearbeitet wird.
Ein solcher Verein, in welchem Kaufleute, Industrielle,
Techniker und Gelehrte einheitlich Zusammenwirken, läßt
einen Einblick tun in diejenigen Grundursachen, welche
zu den stets zunehmenden Erfolgen deutscher Ai’beit
inneidialb und außerhalb des Deutschen Reiches geführt
haben und noch ferner zu solchen führen sollen und
müssen.
Es ist aufs lebhafteste zu wünschen, daß Private und
Behörden, sowohl staatliche als kommunale, diesem Verein
ihre volle und vermehrte Beachtung zuwenden, daß die
Teilnahme an dessen Arbeiten wächst und daß künftige
Hauptversammlungen aus Württemberg zahlreicher be
sucht sein möchten. Ich habe als Gast der Haupt
versammlung in Berlin abgewohnt und erfülle eine gern
empfundene Pflicht, wenn ich auch hier dem Betonverein
für die umfassenden und so wertvollen Darbietungen danke.