Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

27. April 1907 
BAUZEITUNG 
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auch meistens Würfel, die man aus dem Baukörper ent 
nimmt, schlechte Resultate, Abgleichen mit dünnem 
Zementmörtelauftrag, wovon in den Leitsätzen die Rede 
ist, hat sich auch nicht immer bewährt; es traten keil 
artige Wirkungen ein. 
Endlich können elastische Formänderungen der Probe 
maschinen die Festigkeitsresultate ungünstig beeinflussen. 
Diese Formänderungen treten beim Zerdrücken von 30 cm- 
Würfeln nachteiliger auf als bei 20 cm-Würfeln, welchen 
auch aus andern Gründen höhere Festigkeit unter sonst 
gleichen Verhältnissen zugeschrieben wird. 
Ich will mich auf diese Andeutungen beschränken. 
Sie werden hinreichen, um zu zeigen, daß die Erfüllung 
der Vorschrift einer bestimmten Würfelfestigkeit vorläufig 
noch so schwierig, umständlich und manchmal trotz aller 
Synagoge Frankfurt a. M., angekaufter Entwurf 
Grundrisse und Schnitt 
Vorsicht unsicher im Erfolge ist, daß man sich hüten muß, 
der Nichterfüllung zu ernste Bedeutung zuzumessen. 
Ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich sage, 
daß das Verlangen einer bestimmten Würfelfestigkeit 
zunächst für die gewöhnliche Privatbaupraxis noch nicht 
geeignet ist, als Vertragsgrundlage zu dienen, daß es 
nicht ohne weiteres gerechtfertigt erscheint, die Abnahme 
einer Betonkonstruktion zu verweigern, weil die Probe 
würfel nicht die vorgeschriebene Festigkeit erwiesen haben. 
Anders mag die Sache dort liegen, wo man über 
genügend geschultes und zuverlässiges Aufsichtspersonal 
in ausreichender Menge verfügt oder wo die Probewürfel 
unter persönlicher Leitung eines spezialsachkundigen Tech 
nikers hergestellt werden können. 
Für Ausführungen, bei welchen dies nicht der Fall 
ist, lege ich der nachträglichen Belastungsprobe insolange 
größeren Wert bei, als man nicht zu maschineller Her 
stellung der Probewürfel übergegangen ist und durch viel 
fache Versuche nachgewiesen hat, daß diese Herstellungs 
weise zu gleichmäßigeren Resultaten führt. 
Schließlich sei noch erwähnt, daß der Vorstand des 
Betonvereins die Festsetzung von einheitlichen Leitsätzen 
für die Anfertigung und Prüfung von Probekörpern aus 
Stampfbeton a) für wissenschaftliche Versuche und b) für 
die Bauausführung mit Geltung für das ganze Deutsche 
Reich schon in die Wege geleitet hat. Es darf daher 
gehofft werden, daß die erwähnten Mißstände nicht mehr 
gar zu lang bestehen werden. 
Hebung“ der deutschen Studentenknnst 
ist die Devise eines großangelegten, alle deutschen Gegenden 
auch jenseits der reichsdeutschen Grenzen umfassenden 
neuartigen Unternehmens, welches das Kgl. Württ. 
Landesg’ewerbemuseum in Stuttgart vorbereitet. 
Daß die vielen „Dekorationsstücke“ aller Art, mit denen 
unsre studentischen Versammlungsräume ausgestattet sind 
sowie die zahlreichen Dedikationsobjekte, mit denen unsre 
Musensöhne einander zu beschenken pflegen, gewöhnlich 
eine strengere Kritik vom ästhetischen Standpunkte nicht 
vertragen und jedenfalls von der hohen Leistungsfähigkeit 
der deutschen Kunst und des deutschen Kunstgewerbes 
keine richtige Vorstellung geben könnten, ist ein offenes 
Geheimnis. Um nun diese Verhältnisse zu bessern, um 
auch unsern Studenten gute und echte Kunst zu geben, 
wird ein allgemeines Preisausschreiben und damit 
im Zusammenhänge eine große Ausstellung vorbereitet, 
die nicht nur allen studentischen Korporationen, Alte- 
Herren-Verbänden, Freunden unsrer studentischen Jugend 
sowie den Damen Gelegenheit zur Beteiligung geben, 
sondern auch allen deutschen Künstlern und Kunsthand 
werkern zahllose dankbare Aufgaben für Entwürfe und 
Ausführungen eröffnen. Die näheren Bestimmungen werden 
auf Wunsch jedem Interessenten kostenlos vom Stuttgarter 
Landesgewerbemuseum zur Verfügung gestellt; weitere 
Auskünfte erteilt auch bereitwilligst der Museumsvorstand 
Prof. Dr. G. E. Pazaurek. 
Ein über die Hochschulstädte aller deutschsprechender 
Länder verbreiteter Ehrenausschuß, dem die be 
kanntesten Namen unsrer Professorenwelt angehören, 
bildet die Vermittlung zwischen Stuttgart und den 
Studentenkorporationen der verschiedenen Städte; der 
Jury gehören u. a. folgende bekannten Künstler und 
Kunstforscher an: Deneken(Orefeld), Th. Fischer, 0. Grethe 
und L. Habich (Stuttgart), Hoffacker (Karlsruhe), v. Lange 
(Tübingen), Leisching (Brünn), Lessing (Berlin), Licht- 
wark (Hamburg), Albin Müller (Darmstadt), E. Orlik 
(Berlin), Pankok (Stuttgart), Riemerschmid (München) 
und Schumacher (Dresden). Hoffen wir, daß ein solches 
Unternehmen die schönsten Früchte zeitigt, sowohl für 
unsre Studentenschaft als auch für unser Kunstgewerbe. 
Bauteclmisclie Bundscliau 
Neuer Fensterriegel für seitliche Flügel an 
drei- und mehrteiligen Fenstern. Beim Anblick 
und namentlich bei der Benutzung der drei- und 
mehrteiligen Fenster muß jedem auffallen, daß das 
bis jetzt verwendete Beschläg solcher Fensterflügel 
nicht einwandfrei ist. In den seltensten Fällen ist auf 
das Herumlegen der mittleren auf die seitlichen Flügel 
Rücksicht genommen, was zur Folge hat, daß, wenn 
dieselben zufällig rascb und weit geöffnet werden, sie 
sich ecken und würgen infolge der Hebelkraft und hier 
durch starke Beschädigungen erleiden. In den meisten 
Fällen haben solche Flügel dasselbe Beschläg wie zwei 
flügelige Fenster, wodurch ein Hinumlegen ausgeschlossen 
ist. Sehr störend und auch gefährlich sind namentlich
	        
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