BAUZEITUNG
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Museum in Speyer, Fassade der Steinstraße. Arch. Prof. G. v. Seidl, München
können für geschlossene Sammlungen wie für römische
Gläser, für Bronzen und Terra sigillata-Funde benutzt
werden.
Die großen römischen Sammlungen setzen sich im
Westflttgel fort, der auch für Erweiterungen den nötigen
Raum bietet.
Im Südflügel liegen die Bäume für die fränkisch
alemannischen Sammlungen und für zwei nachrömische
Lapidarien (etwa 500 Nummern); zwischen letzteren ist
ein in je drei Achteckseiten vorspringeuder Querbau
gedacht, der chorartig ausgebaut werden, die Gegen
stände aus der Zeit der salischen Kaiser, besonders
Architekturstücke aus den Kaisergräbern, aufnehmen und
etwa die Bezeichnung „Saliersaal“ erhalten soll.
Der fünfte und letzte Raum dieses Flügels kann zur
Aufnahme von Stadtmodellen, der zahlreichen Münzen
und Pläne eingerichtet werden.
Im Erdgeschoß des großen Turmes im Südosten kann
eine weitere geschlossene mittelalterliche Sammlung (wor
unter prächtige ßodenfliesen und Gläser) Platz finden.
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Museum iu Speyer, Querschnitt, Arch. Prof. G. v. Seidl, München
Im Kellergeschoß dieses Turmes, an das
der obenerwähnte alte Weinkeller, der schwer
lich erhalten werden kann, anschließt, soll
die bis in die römische Zeit zurückreichende
Geschichte des Pfälzer Weines und seine
Bedeutung in würdiger und ansprechender
Weise zum Ausdruck gebracht werden. Aus
dem Erdgeschoß des großen Turmes gelangt
man in den Ostflügel, und zwar zunächst in
den Raum für Inkunabeln und Drucke, dann
in die hohe und geräumige Aula, hierauf in
den Bibliotheksaal, aus diesem oder aus der
Aula in einen langen und breiten Korridor,
welcher der Ausstellung der wertvollen
graphischen Sammlungen dienen soll.
Die Räume im Obergeschosse oder 2. Stock
sollen in der Hauptsache für die neuzeit
lichen Sammlungen verwendet werden, so
für die Waffensammlung, worunter ein Rest
vom Luftballon des Marschalls Bazaine,
Metz 1870, im Mittelaufbau des Nordflügels
für die Gemäldegalerie von ca. 500 Oel-
gemälden, für einen Karl-Theodor-Saal, dessen
Hauptschmuck das Frankenthaler Porzellan
nebst den Modeln und Matrizen bilden
wird. Ein Raum wird auch den Samm
lungen, die das von 1527 bis 1689 zu Speyer
befindliche Reichskammergericht und die
etwa 30 Speyrer Reichstage betreffen,
gewidmet werden.
Hinsichtlich der äußeren Gestaltung weist unser
künftiges Museum die Formen der deutschen Renaissance
des 16. und 17. Jahrhunderts auf. Das ganze Portal an
der abgeschrägten Ecke des Nord- und Ostflügels macht
einen außerordentlich anheimelnden Eindruck schon in
folge seiner überaus gelungenen Gestaltung. Die Fenster
formen wie die rundbogigen, mehrfach geteilten Lichtungen
des Lapidariums im Nordflügel, die geradlinig geschlossenen
Fenster der Längswände, die rundbogig geschlossenen,
besonders in den oberen Turmpartien, gewähren dem
Bilde eine angenehme Abwechslung und lassen mehrfach
schon von außen den Zweck der Innenräume erkennen.
Die terrassenförmigen Vorsprünge zu beiden Seiten der
großen Freitreppe sollen die beiden Breitfurter Reiter
statuen tragen und so die Bedeutung des Gebäudes auf
den ersten Blick erkennen lassen.
Im Mittelfeld der Portalfassade soll der „Herold der
Pfalz zu Pferd“ seinen Platz erhalten, flankiert von zwei
Wappen haltenden Löwen. Von der darüber befindlichen
Altane wird man einen schönen Blick auf den
ehrwürdigen Kaiserdom genießen. (Altane
werden auch zu beiden Seiten des Ober
geschosses des Nordflügels, d. i. des so
genannten Mittelaufbaues, ausgebaut werden.)
Die Portaltürme im Renaissancestil des
17. Jahrhunderts erhalten eine Höhe von
14,4 in in drei Stockwerken, der Helm
mit einer durch ein Geschoß unterbrochenen
kuppelartigen Bedachung eine Höhe von 9,3 m,
also eine Gesamthöhe von 23,7 m. Ihr Durch-;
messer beträgt 8 m.
Der große oder dicke Turm im Südosten
des Gebäudes wird 29,1 m hoch mit sechs
Stockwerken; er erhält einen Helm in Form
eines von Dacherkern belebten Kegeldaches
von 11 m Höhe, also eine Gesamthöhe von
40,1 m. Sein Durchmesser beträgt 10 m.
Architektonisch gehört er der deutschen
Renaissance des 16. Jahrhunderts an und
hat Aehnlichkeit mit dem sogenannten dicken
Turm des Heidelberger Schlosses (nach
Merian),