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BAUZEITUNG
Nr. 23
Wohnhaus in Stuttgart, Hauptmannsreute 14
Architekten Schmohl & Stähelin, Stuttgart
Vorschlag endigten, welcher eigentliche Kurse nur für
ungeprüfte Bauleute wünschte, dagegen für geprüfte Bau
meister nur zwei- bis viertägige Exkursionsveranstaltungen
mit Spezialprogramm, die die in der Praxis stehenden Bau
meister mit den Neuerungen auf den verschiedenen hau
technischen Gebieten vertraut machen sollen.
Die Beratungsstelle für das Baugewerbe plant für
1908 eine größere Bauausstellung in der Gewerbehalle
und Umgebung. Verschiedene Bedenken finanzieller und
sonstiger Art wurden seitens der Beratungsstelle wider
legt, so daß das Vorhaben, welches ausschließlich Spezial
ausstellung sein soll, sympathisch behandelt wurde und
Aussicht auf Erfolg haben dürfte. Ein gemeinsamer
Bundgang durch die Bauausstellung endigte die Beratungen,
an die sich ein Mittagsmahl in der „Bauhütte“ anschloß,
an welchem auch Präsident v. Mosthaf teilnahm.
So wäre seitens der Zentralstelle ein sicherer, gut
begehbarer Weg gebahnt worden, der das Baugewerbe
und das Handwerk überhaupt hinanführen soll zu
praktischer Vervollkommnung und künstlerischer Bil
dung. Hoffen wir, daß der Weg immer gut gepflegt
wird und wünschen wir, daß er recht viel benutzt
werden möge!
Der Beirat der Beratungsstelle für das Bau
gewerbe besteht aus folgenden, seitens der Zentralstelle
gewählten Herren: Bauwerkmeister Apprich - Aalen,
Archit.Prof. Bonatz-Stuttgart, Bauwerkmeister Dessecker-
Heilbronn, Architekt Eitel-Stuttgart, Architekt Gaupp-
Friedrichshafen, Oberaratsbaumeister Graser-Urach, Hof
werkmeister Hangleiter sen.-Stuttgart, Stadtbaumeister
Haueisen-Isny, Bauwerkmeister Holch-Hall, Schlosser
meister Kantlehner-Stuttgart, Architekt Max Mueller-
Stuttgart, Bauinspektor Pantle - Stuttgart, Malermeister
Schindler-Göppingen, Glaser- und Schreinermeister Schmid-
Blaubeuren.
A Vom Holzmarkt
Die Lage des Geldmarktes hat sich noch in keiner
Weise gebessert. Der Diskont ist auf der bisherigen
Höhe geblieben, und der ungünstige Einfluß des teuren
Geldes macht sich am Baumarkte in empfindlicher Weise
bemerkbar. Wohl ist das Baufach in letzter Zeit mit
etwas größerem Holzbedarf an den rheinischen Markt
getreten, weil sich doch etwas mehr Lehen in der Bau
tätigkeit, im Hinblick auf die günstige Witterung, zeigte,
allein die großen Posten fehlen doch, welche das Bau
fach sonst verschlang. Um so aufnahmefähiger ist freilich
die Industrie, die sich in günstigerer Position befindet.
Am Markte in süddeutschen Brettern hat sich die nach
giebige Tendenz schon wieder verloren. Das kam daher,
daß die Produzenten sich weigerten, mit der Ermäßigung
der Preise fortzufahren, und auch daher, daß die An
füllung der Lager doch nicht in der Weise weiterging
wie vor Wochen. Nach größeren Beständen in breiten
Brettern wird man heute vergebens Umschau halten
können. Nirgends, weder an den Produktions- noch an
den Stapelplätzen, rindet man solche. In schmaler Ware
sind dagegen bedeutendere Vorräte vorhanden. Die
rheinischen und westfälischen Abnehmer bezogen von ihren
früheren Käufen in jüngster Zeit anhaltend. Der gute
Wasserstand erleichterte die Verfrachtungen, da auch
genügend Leerraum vorhanden war und die Schiffs
frachten sich auf niedrigem Stand bewegten. Neben breiter
Ware bildeten auch Latten, Bahmen Gegenstand guten
Begehrs. Geschnittene Bauhölzer werden bei den süd
deutschen Sägewerken anhaltend in genügenden Mengen
bestellt, so daß diese einen geordneten Betrieb unter
halten können. In den Preisen ist infolge des guten
Beschäftigungsgrads etwas mehr Festigkeit eingekehrt.
Nicht, daß solche viel gewonnen haben, aber die öfters
sehr billigen Offerten verschwinden von dem Markte all
mählich. Der Markt in Hohelholz tendierte sehr zuver
sichtlich. Bei guter Beschäftigung der Werke halten
sich die Preise auf bisherigem Niveau. Der Markt in
Eundholz lag am Oberrheine immer noch ruhig. Da
durch, daß dem Handel nur wenig Material zum Verkauf
zur Verfügung steht, ist die Entfaltung eines lebhaften
Verkaufsgeschäfts schlechterdings unmöglich. Man rechnet
aber damit, daß in nächster Zeit von neuem Material
größere Quantitäten beikommen, so daß wieder Bewegung
im Handel zu erwarten ist. Soweit noch altes Holz im
Handel war, wurde dieses meist zu niedrigen Preisen
abgegeben. Die süddeutschen Langholzhändler wollen
eben, bevor größere Quantitäten des neuen Materials bei
kommen, das alte absetzen, welches sonst im Preis noch
weiter fällt. Für das neue Holz erhofft man bessere
Preise.
Y ereinsmitteiluiigeii
Akad. Architekten-Verein „Motiv“, Stuttgart.
Zum zweiten Vortrag aus der Vortragsreihe über „Bau
keramik“ hatte sich am 31. Mai eine stattliche Anzahl
von Zuhörern eingefunden. A. H. Begierungsbaumeister
E. Lauser behandelte diesmal die in Württemberg
weniger bekannte Art und Weise der Boden fl iesen-
fabrikation und verdeutlichte wieder seine Ausführungen
durch mannigfaltige Proben keramischer Erzeugnisse in
jedem Stadium der Verarbeitung. Mit großem Beifall
wurden im weiteren Verlauf des Abends die Worte von
Herrn Prof. Dr. Pazaurek, den der Verein an diesem
Abend zu begrüßen die Ehre hatte, über die Mannheimer
Ausstellung entgegengenommen. Sicher hat er manchen
neugierig gemacht, so daß wir hoffen, viele alte und junge
„Motiv“-Brüder werden am 29. Juni sich der Fahrt nach
Mannheim anschließen. Sonntag, den 9. Juni, findet eine