Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

12. Januar 1907 
BAUZBITUNG 
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A Vom Holzmarkt 
Die Haltung des rheinischen Marktes war im all 
gemeinen immer noch die feste, wie seit Wochen, nur 
ist wahrzunehmen, daß die Preise immer mehr anziehen. 
Das bezieht sich auf die meisten Artikel. Daß sich die 
aufwärtsstrebende Richtung auf eine solide Unterlage 
stützt, muß ohne weiteres zugestanden werden, denn sonst 
hätte sich ja auch in der gegenwärtigen ruhigen Zeit 
unmöglich eine solche Festigkeit bilden können. Das 
Angebot ist in allen Sorten nicht dringend. Das Rund 
holz wurde auch in letzter Zeit zu hohen Preisen im 
Walde aufgekauft. Bei den Auktionen von Nadelstamm 
holz in den württembergischeri Waldungen wurden durch 
weg Uebererlöse bezahlt. Im Ründholzgeschäft am Rheine 
war es neuerdings ganz still. Der Winter machte erstens 
der Flößerei ein Ende, und es fror das Holz außerdem 
in den Häfen fest, so daß eine Bewegung im Geschäft 
unmöglich war. Wie die Verhältnisse am Rundholzmarkte 
heute liegen, will aber auch kein Langholzhändler zur 
zeit seine Ware verkaufen. Alles ist auf Hausse ge 
stimmt und erwartet daher im Frühjahr höhere Preise. 
Groß sind ja auch übrigens die freien Bestände am Ober 
rhein nicht, weil der größte Teil der Vorräte Eigentum 
der rheinischen und westfälischen Sägeindustrie ist. Die 
Verhältnisse am Brettermarkte drängen nach einer Er 
höhung der Preise. Das teure Rundholz macht einen 
Aufschlag der Bretterpreise unbedingt notwendig. Die 
Produzenten verhalten sich im Verkauf auch dement 
sprechend. Die heutigen Forderungen lassen darüber 
keinen Zweifel, daß der Markt an Stabilität gewinnt, 
wenn sich die Brettergroßhändler Süddeutschlands ver 
schiedentlich auch noch weigern, die höheren Preise zu 
genehmigen. Die Verladungen von Brettern von den 
oberrheinischen Plätzen nach dem Mittel- und Nieder 
rhein mußten neuerdings wegen ungünstiger Wasser Ver 
hältnisse eingestellt werden. Der Markt in geschnittenem 
Kantholz lag im allgemeinen, wie immer in dieser Jahres 
zeit, ruhig. Anfragen nach Listen für Frühjahrslieferungen 
sind den Werken indessen in stattlicher Zahl in letzter 
Zeit zugekommen, was auf einen großen Bedarf im 
laufenden Jahr schließen läßt. Hobelwaren erfreuten 
sich zunehmender Festigkeit, die ihren Ausgangspunkt 
bei den hohen Preisen des nordischen und amerikanischen 
Rohmaterials nahm. Für den diesjährigen Bedarf sind in 
Hobelbrettern schon viele Abschlüsse unter Dach und 
Fach zu entsprechend höheren Preisen als bisher. Der 
Pitch-Pine-Markt verrät die festeste Tendenz. Der Vor 
rat in Pitch-Pine ist am ganzen Rhein nicht stattlich; 
die Bestände in Red-Pine sind im allgemeinen reich 
haltiger. Nordisches Weißholz ist in großen Posten in 
letzter Zeit am Rhein eingetroffen, 
Zentralheizungen 
Der moderne Baumeister wird sehr oft vor die Ent 
scheidung gestellt, ob er in einem ihm zur Ausführung 
übertragenen Wohnhausbau die Anlage einer Zentral 
heizung oder die Einzelheizung der Räume befürworten 
soll. Es ist schwer, einem Nichtfachmann in wenigen 
Worten die charakteristischen Vor- und Nachteile beider 
Beheizungsarten so vor Augen zu führen, daß der Bau 
meister sich aller Verantwortung für die Zukunft er 
ledigen könnte. Wenn Geld genug vorhanden ist, bietet 
die gleichzeitige Anlage beider Systeme sehr häufig einen 
Ausweg aus dem Dilemma; in den meisten Fällen aber 
pflegt der Bauherr die endgültige Entscheidung zu treffen, 
nachdem der Architekt nach bestem Wissen sein Gut 
achten über Fehler und Vorzüge abgegeben und dadurch 
etwaigen Vorwürfen bei späterer Sinnesänderung die 
Spitze abgebrochen hat. 
Wir wollen im folgenden versuchen, die Gesichtspunkte, 
die bei derartigen Beratungen zwischen Bauherrn und 
Baumeister maßgebend sein müssen, kurz zu charakte 
risieren. 
Wie bekannt, hat die Zentralheizung erst seit etwa 
20 Jahren technisch den Grad der Brauchbarkeit erlangt, 
daß man daran denken konnte, sie überhaupt in Privat 
gebäuden einzuführen. Sie wird auch jetzt noch nur 
in vornehmeren Bauten eingerichtet, deren Bewohner 
sozial so gestellt sind, daß sie sich den Luxus der Be 
heizung sämtlicher Wohnzimmer, ja überhaupt aller für 
den Aufenthalt von Menschen bestimmten Räume ge 
statten können. Der Hauptgrund für die allgemeinere 
Einführung der zentralen Anlagen lag ja auch vor allem 
in ihrem Komfort und der Bequemlichkeit ihrer Be 
dienung. Das Kohlenzutragen und Ascheentfernen fällt 
fort, die Bedienung der Heizkörper verbürgt größte 
Sauberkeit, und ihre Aufstellung gestattet größere Frei 
heiten als die der von den Kaminrohren abhängigen 
Oefen. Außerdem aber läßt sich die Wärmeabgabe jeder 
zeit nach Belieben regeln. Dazu kommen darin weiter 
die hygienischen Vorteile, die einmal in der gleichmäßi 
geren Temperatur, anderseits in der meist mit der Zen 
tralheizung verbundenen besseren Lüftung der Räume 
liegen. Dagegen lassen sich wirtschaftliche Vorteile nur 
sehr bedingt herausrechnen. Zwar wird die Feuerung 
selbst in bezug auf Ausnutzung der Brennstoffe rentabler 
zu gestalten sein als die entsprechende Zahl von Einzel 
heizungen; auch kann mehr Sorgfalt auf die Konstruktion 
und Bedienung verwandt werden, indem der Brennstoff 
bequemer gelagert und leichter zugeführt wird; doch sind 
einerseits die Anlagekosten im allgemeinen etwas höher 
als die der Zimmerheizungen, zumal bei letzteren meist 
keine Lüftung durchgeführt wird, anderseits aber stellt 
sich der Betrieb, wenn auch relativ billiger, so doch 
absolut teurer, da die Hausbewohner infolge der Bequem 
lichkeit nun auch die untergeordneten Räume warm haben 
wollen. 
Den obengenannten Vorteilen der Zentralheizung stehen 
nun mannigfache Nachteile gegenüber. Wir sehen ab 
von den ästhetischen Gründen, aus denen viele der ihnen 
lieb gewordenen Zimmerheizung, insbesondere dem Kachel 
ofen oder dem flackernden Kaminfeuer, den Vorzug geben; 
wichtiger sind die hygienischen Nachteile,. die aus einer 
üebersteigerung der Temperatur bei mangelnder Beauf 
sichtigung und daraus resultierender Luftverderbnis, allzu 
großer Trockenheit derselben u. s. w. entstehen. Auch 
pflegt bei vielen Systemen der Zimmerstaub allzu stark 
angesogen und über den Heizkörpern an Wänden und 
Einrichtungsgegenständen niedergeschlagen zu werden. 
Manche Anlagen arbeiten auch nicht geräuschlos und 
stören durch Klappern und Schlagen. Andre entwickeln 
Rauch und Ruß. Alle diese Nachteile aber sind mehr 
oder weniger Kinderkrankheiten, wie sie jede neuere 
Technik zu überwinden hat. Einer unsrer hervorragendsten 
Fachmänner auf dem Gebiete der Heizung und Lüftung, 
Geh. Regierungsrat Prof. Rietschel, erklärte auf dem 
Verbandstage der Heizungs- und Lüftungsfachmänner in 
Hamburg, daß die Heizungstechnik zwar große Fort 
schritte gemacht habe, aber dennoch noch lange nicht 
auf der wünschenswerten Höhe angelangt sei. Man habe 
vor allem die absolute Gleichmäßigkeit der Heizung noch 
nicht erreicht, und immer noch liege die Gefahr der 
üeberheizung vor, welche durch die Wärmestauung im 
Körper dem Menschen schädlich sei. Eine richtige Tem 
peratur sei weit wichtiger selbst als die Reinheit der 
Luft. Die Temperatur dürfe 21 0 nie übersteigen und 
solle gewöhnlich zwischen 17 und 19° liegen. Um eine 
Üeberheizung zu vermeiden, müsse man die Wärmeauf 
speicherung in den Heizungskörpern verringern und die 
Wärmeproduktion sowie die Wärmeabgabe selbsttätig 
regeln. Diese selbsttätige Regelung der Wärmeabgabe 
je nach der Temperatur des Raumes sei die nächste und
	        

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