3. August 1907
BAUZEITUNG
mittlung der physiologischen Werte erbracht werden. Man
stelle zwei Kulturen her, von denen die eine im Ther
mostaten (der Vorrichtung zur Erhaltung einer bestimmten
Temperatur) hei 22°, die andre bei 27° gehalten wird.
Findet bei 22° üppiges Wachstum statt, während es bei
27 0 deutlich zurückbleibt oder völlig unterbleibt, so liegt
echtes Hausschwammyzel vor, während es sich im andern
Fall um den wilden Hausschwamm oder einen andern
Holzzerstörer handelt. Können Teilen des Hauses die
verhältnismäßig niedrigen Temperaturen von 36—40° für
kürzere Zeit durchweg erteilt werden, dann besitzen wir
in dieser Fiebertemperatur ein natürliches Mittel zur
Heilung schwammkranker Häuser.
Der wichtige Nachweis, daß es sich bei der Schwamm
krankheit der Häuser um eine Infektion von Haus zu
Haus oder Baustelle, nicht um Einschleppung der Krank
heit aus dem Wald handelt, gewinnt noch an Bedeutung
Detail eines Warenhauses in Berlin
Aus der „Berliner Arohitekturwelt“
durch die Untersuchungen Falcks über das Sporen-
auswerfen bei den Fruchtkörpern des echten Haus
schwammes. Während bei den Hutpilzen unsrer Wälder
durch die Eigenwärme der Fruchtkörper Strömungen ent
stehen, welche die Sporen auch nach oben verbreiten,
bilden die Fruchtkörper des echten Hausschwammes zwar
keine eignen Wärmemengen, die für die Verbreitung ihrer
Sporen in Betracht kämen, aber sie finden in den Räumen
des Hauses, im Keller besonders im Spätherbst, ein ge
nügendes Temperaturgefälle, das bei geöffneten Fenstern
oder Luftschächten den Transport der Sporen in die um
gebende Atmosphäre gewährleistet.
Durch zahlreiche Zählungen konnte Falck feststellen,
in welchen Mengen die Sporen aus den geöffneten Fenstern
austreten, sobald die Temperatur der Außenluft unter
die der Kellerwärme herabsinkt. In der Nacht und
an kälteren Tagen fanden sich in den verschiedenen
Luftschichten oberhalb des
offenen Fensters die meisten
Sporen. Wie viele dabei
in Betracht kommen, er
geben die folgenden Zäh
lungen. Ein normaler Frucht
körper wirft von 0,5 qmm
Fläche Tag und Nacht
gleichmäßig in je 5 Minuten
ab: an den jüngsten Stellen
des faltigen Hymeniums 60,
von den älteren Teilen mit
mittlerer Differenzierung 160
und an den Stellen der
höchsten Ausbildung 200
unmittelbar verbreitungs
fähige Sporen. Bedenkt man,
daß in einem schwamm
kranken Hause oft große
Flächen der Kellerdecke
überzogen sind und daß
die Fruktifikation mehrere
Monate dauert, so erhält
man eine Vorstellung, welche
ungeheure Sporenmengen
ein einzelnes Haus in die
umgebende Atmosphäre aus
streuen kann.
Man wird daher an
nehmen können, daß selbst
bei einem geringen Prozent
satz schwammkranker
Häuser die Luft in den
Städten die Sporen des
Pilzes überall enthält und
allenthalben die freiliegen
den Hölzer in Neubauten
und auf Holzplätzen da
von befallen werden. Nach
diesem Nachweis ist die
Schwammkrankheit
eines Hauses nicht allein
die private Sache eines ge
schädigten Hausbesitzers,
sondern eine öffentliche
Angelegenheit; das er
krankte Haus, in dem der
Pilz gedeiht, gefährdet alle
umliegenden Häuser in dem
selben Maße, wie bei mensch
lichen Infektionskrankheiten
der einzelne Krankheits
träger seine Mitmenschen
Architekten Dinklage & Paulus, Berlin gefährdet.
Verlag Ernst Wasmuth, Berlin ——-—
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