10. August 1907
BADZEITÜNO
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Bedürfnisanstalt bei der Gewerbehalle in Stuttgart
von kleinen Baulebewesen, auf die an vielen Ecken unser
Auge fällt und geradezu abgestumpft wird gegen Schön-
heitsgefübl und Geschmack. Man batte doch seinerzeit
künstlerische Entwürfe für die Plakatsäulen durch einen
bedeutenden Architekten machen lassen, warum ist dies
Verfahren wieder verlassen? Es wäre vielleicht gar nicht
gerecht, sich über diese Schäden unsrer Straßenbilder, an
denen die meisten Großstädte kranken, auszulassen, wenn
man nicht Besseres vorführen könnte. Nun sind aber
in Halle a. S. Versuche gemacht, in dieser Richtung eine
Besserung zu schaffen. Landesbaurat Rehorst, früher
Stadtbaurat in Halle, hat eine ganze Anzahl derartiger
Anlagen erstellen lassen, die in ihrer einfachen, unauf
dringlichen Gestaltung vorbildlich sein können. Wir geben
zwei dieser Bedürfnishäuser wieder, die in bezeichnenden
Formen erstellt sind. Man muß sich natürlich bei diesen
Bauten, besonders denen größerer Art, hüten, kleine
Villen mit allerlei Giebeln u. s. w. zu errichten;
die vorgeführten Beispiele dürften gerade in dieser Be
ziehung anregend und fördernd wirken. K.
A Vom Holzmarkt
Wenn auch in der einen oder andern Branche der
Verkehr etwas zugenommen hat, kann doch im großen
und ganzen von einer nennenswerten Belebung des Handels
im rheinischen Holzmarkt immer noch nicht gesprochen
werden. Der Verkehr trägt vielmehr nach wie vor den
Stempel der Flaue, der ihm auch so lange anhaften wird,
bis das Baufach mit erhöhten Anforderungen in Holz an
den Markt tritt. Speziell im Handel mit süddeutschen
Brettern ist es augenblicklich noch sehr stille. Verlangt
werden nur kleinere Posten, und zwar hauptsächlich nur
von der Industrie, während die Bautätigkeit fortgesetzt
nur mäßige Quantitäten absorbiert. Das merkt man am
besten an dem Absatz der schmalen Bretter, die sonst
immer schlank von dem Baufach aufgenommen wurden,
die aber bei der schwachen Beschäftigung des Baufaches
nicht in entsprechenden Quantitäten abgehen. Daher die
großen Lager in schmalen Brettern. Anders liegen die
Verhältnisse in breiten Brettern, worin die großen Lager
aus dem Grund fehlen, weil der Verkauf darin besser
von statten geht. Eine größere Anzahl von Bauten wird
jetzt fertig bis auf die Innenausstattung. Aus diesem
Bedürfnisanstalt in Halle a. S. Architekt Landesbaurat und Prov.-
Konservator C. Rehorst. Aus der „Architektonischen Rundschau“.
Verlag J. Engelhorn, Stuttgart
Grund hat die Nachfrage nach gehobelter und profilierter
Ware etwas sich erweitern können. Infolgedessen ist
die Hobelholzindustrie des Rheins wieder besser be
schäftigt. Wie lange der bessere Beschäftigungsgrad der
Werke aber anhält, kann heute noch nicht beurteilt
werden. Jedenfalls trägt die bessere Beschäftigung der
Werke zur Stetigkeit des Marktes wesentlich bei. Die
Lager der Kleinhändler lassen jegliche Reichhaltigkeit
vermissen, und deshalb müssen denn auch von denselben
andauernd neue Bezüge gemacht werden, um der Nach
frage Herr werden zu können. Die Erwartungen eines
Teiles der Käufer, daß die Preislage sich nennenswert
abschwäche, sind nicht in Erfüllung gegangen. Nach
wie vor ist die Haltung des nordischen Weißholz- und
amerikanischen Pitch-Pine-Marktes sehr fest, und in Ver
bindung damit tendiert eben auch der rheinische Markt
in entsprechender Weise. Was die Lage des ober
rheinischen Rundholzmarktes betrifft, so zeichnete sich
derselbe nicht mehr durch seine bisherige Festigkeit aus,
wenigstens nicht mehr in dem seitherigen Maße. Der
schleppende Verkehr in Verbindung mit den angewachsenen
Zufuhren hat die Marktlage nicht unbeeinflußt gelassen.
Wenn auch von einer ausgesprochenen Baissetendenz nicht
die Rede sein kann, so konnte man neuerdings aber wahr
nehmen, daß die Preise eher nach unten neigen als ihre
Bewegung nach oben fortsetzen. Besondere Bedeutung
darf aber der minimalen Abbröckelung der Werte nicht
beigemessen werden, weil eine solche immer bei ruhigem
Verkehr einzutreten pflegt.
V ereinsmitteilungen
Deutscher Arbeitgeberbund für das Baugewerbe,
E.V. In Rawit sch (Posen) sind zum größten Teil die
Maurer und die Zimmerer in den Streik getreten. In
Meiningen ist der Streik der Maurer aufgehoben und