Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

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BAÜZEITÜNG 
Nr. 2 
seine Bedürfnisse geschaffen haben. Noch nicht so all 
gemein, als es zu wünschen wäre, ist die Erkenntnis bei 
uns durchgedrungen, welche Fülle des Schönen wir noch 
in Stadt und Land besitzen. Aber der Einsichtige kennt 
auch schon längst die Gefahren, welche durch Unver 
stand, Verbildung, Aenderung der Lebensbedingungeu 
dem alten Bestand drohen. Es ist schon viel bei uns 
gesündigt worden und vieles ohne zwingende Not un 
wiederbringlich dahin. 
Auch unser Württemberg kann sich getrost mit andern 
deutschen Ländern an Reichhaltigkeit und Mannigfaltig 
keit überkommener Bau- und Kulturdenkmäler messen. 
Darum soll es auch nicht Zurückbleiben im edeln Wett 
streit um die Erhaltung des Erbes. So wird es uns zur 
Pflicht, zu sammeln, zu erhalten und zu pflegen, solange 
es noch nicht zu spät ist. Auf diese Weise sollen unserm 
Volke die Augen wieder geöffnet werden für das Schöne 
und Tüchtige in der Heimat. Dann wird manches dem 
Untergang entrissen werden können und was einmal durch 
Alter dem Tod unrettbar verfallen ist, im Bilde weiter 
leben und vielleicht in jüngeren Werken auferstehen. 
Die Beratungsstelle für das Baugewerbe bei der 
Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart 
plant die Herausgabe eines Sammelwerks, das eine Aus 
wahl der Schätze unsers engeren Vaterlandes in sich 
bergen soll. Wie viele schöne alte Dorf- und Städte- 
hilder, malerische Straßenzüge, interessante Holz- und 
Steinbauten, Brunnen, Kirchen und Kapellen, stolze 
Brücken, entzückende Gärten trifft der Wanderer auf 
Schritt und Tritt bei uns an. Wie reichhaltig ist der 
Schatz an schönen Schmiedarbeiten, Möbeln, Gedenk 
steinen, Grabsteinen, Wappen- und Hausschildern, Ge 
räten u. dergl. Manche Rathäuser, Pfarrhäuser, Mühlen, 
Burgen, Keltern, Türme, Friedhöfe, Fabrikanlagen, Gast 
häuser, Waschhäuschen, Gartenhäuschen u. s. f., die durch 
ihre Gestaltung und Lage sich auszeichnen, harren noch 
ihres Entdeckers. 
Alles dieses soll in dem geplanten Werke Aufnahme 
finden. So möchten wir in weitesten Kreisen das Ver 
ständnis für die Werke unsrer Väter wecken und dazu 
anspornen, ihnen nachzueifern in dieser Art des Gestaltens, 
die das Praktische und auch das Unscheinbare mit Reizen 
zu schmücken verstand und aus der Tiefe des Gemütes 
schöpfte, nicht bloß den Verstand und kalte Berechnung 
walten ließ. 
Wir richten daher in allen Gauen Württembergs an 
die Oberämter, Pfarrämter, Schultheißenämter, staatlichen 
Bauämter, Oberamts- und Stadtbaumeister, Privatarchi 
tekten, Lehrer und Studierenden der Technischen Hoch 
schule, Kunstschule, Kunstgewerbeschule, Baugewerke 
schule, der Universität, an die Lehrer humanistischer und 
realistischer Anstalten, Volksschullehrer, Altertumspfleger 
und -vereine, Vereine zur Hebung des Fremdenverkehrs, 
Berufsphotographen und Amateure, Künstler, Albvereins- 
und Schwarzwaldvereinsmitglieder die Bitte, uns in unserm 
Vorhaben kräftig zu unterstützen durch Einsendung vor 
handener oder selbstgefertigter Aufnahmen, guter An 
sichtskarten, Zeichnungen oder kurzer Bezeichnung und 
Beschreibung von Oertlichkeiten, die für uns eventuell in 
Betracht kommen könnten. Jede eingesandte Ansicht 
bitten wir mit dem Namen des Eigentümers und mit 
einer kurzen Notiz über Standplatz und Oertlichkeit 
sowie mit der Adresse für die Rücksendung zu versehen. 
Wir nehmen Sendungen während des ganzen Jahres ent 
gegen. Das Verfügungsrecht über die eingesandten Sachen 
für die Zwecke dieser Publikation steht der Beratungs 
stelle zu, die Originale werden nach Gebrauch den Eigen 
tümern auf Wunsch zurückgesandt. 
Mögen alle, deren Herz für unser Land und Volk 
schlägt und denen daran gelegen ist, daß die Kultur 
schätze, die wir im Land zerstreut noch besitzen, nicht 
verloren gehen, kräftig mit Hand anlegen zur Förderung 
der guten Sache, und den Lohn in dem Bewußtsein finden, 
den Ruhm unsers schönen schwäbischen Vaterlandes mit 
gefördert zu haben. 
Stuttgart. Beratungsstelle für das Baugewerbe: 
Schmohl. 
Stuttgart. Die Kgl. Kunstgewerbeschule zählt 
im laufenden Winterhalbjahr 124, die Lehr- und Ver 
suchswerkstätte 66 Schüler. 
Stuttgart. Zur Förderung des Sinnes für tüchtige, 
meistermäßige Arbeit bei den Bauhandwerkern wie 
auch beim Publikum und gleichzeitig zur Förderung 
richtiger Kostenberechnung wird von der Kgl. Zentral 
stelle für Gewerbe und Handel für die verschiedenen 
Zweige des Bauhandwerks wie im vorigen Jahre ein 
Wettbewerb mit anschließender Ausstellung der ein 
gesandten Arbeiten im Landesgewerbemuseum veranstaltet, 
und zwar werden diesmal zwei verschiedene Wettbewerbe 
stattfinden, der eine mit einfacheren Aufgaben und für 
Teilnehmer mit nur einfacher Handwerkseinrichtung, der 
andre für solche Teilnehmer, denen eine maschinelle Ein 
richtung zur Verfügung steht. Weiter werden von der 
Kgl. Zentralstelle demnächst weitere Kurse abgehalten; 
einer für Gipser vom 28. Januar bis 2. Februar und 
ein Kure für Zimmerleute vom 4. bis 16. Februar. 
Außerdem wird im Interesse der Unfallverhütung 
in den Monaten Februar und März ein täglicher Abend 
kurs zur Unterweisung von Holzarbeitern in der Behand 
lung der gebräuchlichsten Holzbearbeitungsmaschinen im 
Landesgewerbemuseum hier veranstaltet. 
Berlin. Wie der „Reichsanz.“ amtlich meldet, ist 
der Architekt Bruno Paul in München zum Direktor 
der Unterrichtsanstalt des Kgl. Kunstgewerbemuseums in 
Berlin ernannt worden. Dem neuen Direktor ist zugleich 
das Prädikat Professor verliehen und neben seinen Direktor 
geschäften eine ordentliche Lehrstelle an der genannten 
Anstalt übertragen worden. 
Personalien 
Württemberg. V er willigt: dem Straßenmeister Keller 
bei der Straßenbauinspektion Rottweil die erbetene Zurubesetzung 
unter Verleihung der Verdienstmedaille des Friedrichsordens. 
Hessen, Ernannt: der Kreisbauinspektor des Kreises Worms, 
Baurat R. Limpert, zum Kreisbauinspektor des Kreises Bingen. 
Bücher 
Tiefbautechnik, für den Selbstunterricht bearbeitet von 
H. Dehoff, technischer Assessor bei der Wasser- und Straßenbau 
verwaltung. Verlag von Paul Waetzel, Freiburg i. B. und Leipzig. 
Preis brosch. 4 M., geb. 5,60 M. Ein kurzgefaßtes, leichtverständ 
liches Handbuch für die im Tiefbau vorkommenden einfachen Be 
rechnungen und Baukonstruktionen. Inhalt: Mathematik, Mechanik, 
Praktische Geometrie, Baukonstruktionen, Straßen- und Wegebau 
Brücken- und Wasserbau. 
Briefkasten 
E, R. in U. Sie haben die betr. Veröffentlichung offenbar 
übersehen. Schon im Mai v. J. (Nr. 18) wurde in unsrer Zeitschrift 
die Ulmer Wallstraßenbrücke in Bild und Wort veröffentlicht. 
Zur gefl. Beachtung! 
Wegen des Jahresabschlusses ersuchen wir um gefl. umgehende 
Einsendung der noch rückständigen Abonnementsbeträge. 
Diejenigen Beträge, die bis zum 15. d. M. nicht eingelaufen sind, 
werden wir durch Nachnahme unter Zuschlag des Portos erheben. 
Verlag der „Bauzeitung für Württemberg 
Stuttgart. Baden Hessen Eisass-Lothringen“. 
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel, 
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: Bauzeitung- 
Stuttgart, Büchsenstr. 26 B. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
	        

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