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BAUZEITUNG
Nr. 33
umpflanzte ßeihengräberfelder entschieden vorzuziehen
sind. Und es will uns scheinen, als sei hier die Mit
wirkung eines Baukünstlers unerläßlich, eines Künstlers,
der Plato folgt, welcher sagt, daß das Einfache das wahr
haft Schöne auf Erden sei.
Dr.-Ing. Eherbach, Regierungsbaumeister.
Der Entwurf einer neuen Bauordnung
in Württemberg
Zur Generaldebatte in der Zweiten Kammer
—x. M. In den heißesten Tagen hat der Entwurf einer
neuen Bauordnung im Landtag seinen Einzug gehalten,
um eine Generaldebatte über sich ergehen zu lassen. Die
Regierung war sich dabei wohl bewußt, daß ein Gesetz,
welches so tief in die verschiedenartigsten Interessen ein
schneidet, auch verschiedenartig beurteilt werden wird,
und sie tat deshalb gut, die generelle Beurteilung des
Gesetzes zu ermitteln. Alle Redner waren darin einig,
daß der Schwerpunkt in der Detailberatung liege, und
so kamen hauptsächlich nur prinzipielle Fragen zur Be
sprechung. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß
der Entwurf eine günstige Beurteilung gefunden hat. Es
konnte mit Befriedigung festgestellt werden, daß bis jetzt
die Beurteilung sich mehr auf die Erfahrungen einzelner
als auf parteipolitische Grundsätze stützte, und so darf
der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß der Parteien
Gunst und Haß keine Kompromißsätze zusammenbraut,
sondern ein das Allgemeinwohl förderndes Gesetz zu
stande kommt. Insbesondere war es der Abgeordnete
v. Gauß, welcher zielbewußt seine Erfahrungen zum Aus
druck brachte.
Es haben sich die hauptsächlichsten Gegensätze, so
wohl solche der Abgeordneten unter sich, als auch solche
der Regierung gegenüber bereits herausgebildet; wir
werden im speziellen in nächster Zeit hierauf zurück
kommen. Der Entwurf wurde auf Antrag von Schmid-
Neresheim an eine fünfzehngliedrige Kommission ver
wiesen, welcher angehören die Abgeordneten Schmid-
Neresheim, Walter, Speth-Wangen, Hanser (Ztr.), v. Gauß,
Schmid-Freudenstadt, Reihling, Mayer-Ulm (Yp.), Kraut,
Haug, Immendörfer (B.K.), Dr.Lindemann, Dietrich (Soz.),
Häffner und Kübel (D.P.). Hoffen und wünschen wir,
daß ein brauchbares Gesetz zustande kommt.
Wettbewerbe
Empfangsgebäude für flauptbahnhof Dann
stadt. Zur Erlangung von Vorentwürfen für das
Empfangsgebäude auf dem neuen Hauptbahnhof in Darm
stadt schreibt die Kgl. Preußische und Großh. Hessische
Eisenhahndirektion in Mainz einen Wettbewerb aus mit
Preisen von 5000, 3000 und 2000 M. Termin 1. Januar 1908.
Unter den Preisrichtern befinden sich Namen wie Messel-
Berlin, Thiersch- München, Hoffmann-Wien, Möhring-
Berlin, Kreis-Dresden, Schmitz-Oharlottenburg. Näheres
besagt die betreffende Bekanntmachung im Anzeigenteil
der Nr. 32 der „Bauzeitung für Württemberg etc.“
Ein Preisausschreiben zur Erlangung von Ent
würfen für eine Universitätsbibliothek in Tübingen
wurde durch die württembergische Kammer in ihrer
78. Sitzung beschlossen.
Kleine Mitteilungen
Zur Stuttgarter Theaterbauplatzfrage. Der
Bericht über die Verhandlungen der Kommission zur Auf
stellung eines Programms für die Theaterbauplatzfrage wird
im „Staatsanz.“ veröffentlicht. Wir beschränken uns heute
darauf, das Ergebnis dieser Verhandlungen kurz mitzu
teilen, indem wir uns Vorbehalten, auf den Bericht des
Näheren zurückzukommen. Nachdem die Unterkom
mission die Platzfrage eingehend erörtert und die ver
schiedenen Projekte geprüft, hielt sie die Lösung der
Frage nach dem Reinhardtschen Entwurf (Bota
nischer Garten) für eine befriedigende. Nach demselben
ist das große Haus auf der Grundfläche des Botanischen
Gartens unter Hinzunahme der Generaladjutantur gedacht,
das kleine Haus etwas abwärts auf der Grundfläche der
Hofgärtnerei, mit seinem vorderen Teil in die Anlagen
vorspringend. Beide Häuser richten die Eingangsfront
gegen die Anlagen. Zwischen den Theatergebäuden ist
ein kleinerer Verwaltungshau angenommen mit vorliegenden
Arkaden. Die Unterkommission gelangte zu dem ein
stimmigen Beschluß; 1. der Gesamtkommission die Wahl
des Platzes des Botanischen Gartens unter Bezugnahme
auf die Situationsskizzen des Oberbaurats v. Reinhardt
vorzuschlagen, wobei soweit tunlich eine noch weiter
gehende Schonung der Anlagen anzustrehen wäre; 2. es
für den Fall der Wahl dieses Platzes als dringend
wünschenswert zu erklären, daß auf dem Areal des
Marstalls gegenüber den beiden Theatern eine diesen
gleichwertige Gebäudeanlage etwa entsprechend dem Ent
wurf des Oberbaurats v. Reinhardt zur Ausführung kommt.
Bei der Beratung dieses Vorschlags in der Vollkommission
wurde auf eine hier aus der Mitte der Mitglieder er
gangene Anregung zunächst noch Prof. Theodor Fischer
veranlaßt, einen von ihm ausgegangenen weiteren Ge
danken der Errichtung der beiden Häuser nördlich der
verlängerten Schillerstraße weiter auszuarbeiten. Das
kleine Haus öffnet sich hier gegen den künftigen Bahn
hofplatz, das große Haus kommt in die Mittelachse der
Anlagen zu liegen mit dem Eingang nach der künftigen
Schillerstraße. Auf der andern Seite des großen Hauses
gegen die Neckarstraße zu schließt sich das Verwaltungs
gebäude an. Zwischen beiden Gebäuden sind Durch
fahrten vorgesehen. Dieses Projekt fand gleichfalls lebhafte
Unterstützung, doch wurden auch erhebliche Bedenken,
wie Zerschneidung der Anlagen, geltend gemacht. Schließ
lich gelangte in der Gesamtkommission, entsprechend einem
neuen Antrag der Unterkommission, der Beschluß, in
erster Linie die Wahl des Botanischen Gartens unter
Bezugnahme auf die Situationsskizze des Oberbaurats
v. Reinhardt vorzuschlagen, einstimmig und der weitere
Beschluß, in zweiter Linie die Wahl des Platzes an der
durchzuführenden Schillerstraße unter Bezugnahme auf
die Skizze von Prof. Theodor Fischer vorzuschlagen, mit
bedeutender Mehrheit zur Annahme. Dieses Gutachten
der Gesamtkommission ist hierauf von dem Vorsitzenden,
Finanzminister Dr. v.Zeyer, dem König vorgelegt worden.
Stuttgart. Bei Feststellung des Stadtbauplans für das
Gebiet des Bahnhofareals hatte der Bürgerausschuß in
der gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien
vom 8. August zu den Beschlüssen des Gemeinderats ver
schiedene Aenderungen für gut befunden, u. a. als
wichtigste, daß die neue Straße, die von der Schloßstraße
auf den Hauptbahnhof führen soll, an ihrem unteren Ende
nicht schmäler sein soll wie von der Schloßstraße aus. In
der Sitzung vom 12. August teilte nun Oberbürgermeister
v. Gauß mit, daß dem Wunsche des Btirgerausschusses
gemäß über die Erbreiterung der neuen Straße auf dem
zukünftigen Bahnhofe Unterhandlungen mit verschiedenen
Vertretern des Ministeriums des Innern und durch diese
mit den Käufern gepflogen worden seien, mit dem Er
gebnis, daß die Käufer sich damit einverstanden erklären,
eine Fläche bis zu 100 qm nicht zu überbauen, sondern
zu Straßenplatz verwenden zu lassen. Daraufhin stimmte
der ßürgerausschuß dem Plane zu. — Der Querstraße,
die über den Legionskasernenplatz führt, gab der
Gemeinderat den Namen „Kleine Königstraße“, eine
Bezeichnung, die wir für nicht sehr glücklich halten, da
sie sicher zu Verwechslungen führen wird.
Kunstpflege in Bahnhöfen. In dankenswertem
Vorangehen hat der dänische Reichstag auf Antrag des