Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

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BAUZEITUNG 
Nr. 36 
malspfleger die Festsetzung eines Ortsstatuts zur Er 
haltung des eigenartigen und charakteristischen Stadt 
bildes in der Umgebung des Wormser Domes. Danach 
sollen alle neu zu errichtenden Gebäude so gebaut werden, 
daß sie sich diesem Stadtbilde harmonisch einfügen. 
München. Emil Ehrensberger, Mitglied des 
Direktoriums der Firma Friedrich Krupp in Essen, dem 
hervorragenden Metallurgen, dem zielbewußten und erfolg 
reichen Förderer der Gußstahlindustrie in Deutschland, 
wurde von der Technischen Hochschule auf Antrag der 
chemischen Abteilung die Würde eines Doktor-Ingenieurs 
ehrenhalber verliehen. — Am 2. September fand die feier 
liche Eröffnung des städtischen Waldfriedhof es statt, 
der etwa 5 km außerhalb der Stadt mit Trambahnver 
bindung auf einem Waldterrain von 69 ha liegt, von dem 
vorerst 11 ha zu Friedhofszwecken eingefriedigt sind. Die 
restlichen 48 ha können nach und nach zur Erweiterung 
beigezogen werden. Die zu dem Friedhof gehörenden 
Bauten sind großartig angelegt und eingerichtet, nach 
außen hin freundlich und hell gehalten und ringsum mit 
Blumen geschmückt. Der Friedhof selbst macht nicht 
den Eindruck eines solchen, sondern den eines lieblichen 
Parkes mit wohlgepflegten Wegen, aber im übrigen un 
gekünstelt und in der in natürlicher Entwicklung gelassenen 
Waldgestaltung. Die Gräber sind so zwischen den Bäumen 
angelegt, als wäre jedes Grab für sich allein. 
London. Nach einer Eeutermeldung brach die im 
Bau befindliche große Brücke über den St. Lawrence 
bei Quebec (Kanada) zusammen. Ein Pfeiler am süd 
lichen Ende gab nach, als eine Lokomotive mit drei 
Wagen Eisenmaterial auf die Brücke fuhr. Der Pfeiler 
stürzte mit 800 Fuß Eisenkonstruktion ins Wasser; 80 
bis 90 Personen wurden getötet, viele schwer verletzt. Die 
Brücke sollte die größte Brücke der Welt werden. Sie 
ist, wie die berühmte Brücke über den Firth of Forth, 
eine eiserne Auslegerbrücke. Sie sollte den Strom mit 
einer einzigen Mittelöffnung von 1800 Fuß Spannweite 
überbrücken. Um diese herzustellen, wurde von den 
Pfeilern am nördlichen und südlichen Flußufer aus je 
eine 562,5 Fuß freitragende Doppelkonsole gebaut, und 
zwischen deren beiden Enden sollte dann ein 675 Fuß 
■langer abgestumpfter Parabelträger die Verbindung her 
steilen. Beide Doppelkonsolen waren im Bau, und ihre 
frei und ohne Stütze oder Gerüst über den Fluß hinaus 
ragenden Eisenmassen zeigten die gewaltige Kühnheit 
dieser Brückenkonstruktion. Drei Jahre lang war die 
Brücke schon im Bau und in zwei Jahren erst wäre sie 
fertiggestellt worden. Die südliche Doppelkonsole, welche 
züsammenbrach, trug schon so viel Eisenwerk, daß das 
selbe 800 Fuß vom Ufer entfernt den Fluß in einer Höhe 
von 180 Fuß über dem Wasserspiegel frei überragte. Im 
Parlamente und in der kanadischen Presse ist der Ein 
sturz der Brücke nicht als ein gewöhnliches Unglück, 
sondern als eine nationale Kalamität bezeichnet worden, 
weil er auf beträchtliche Zeit hinaus die Fertigstellung 
der neuen interozeanischen Linie vereitelt, von der man 
sich in Kanada so viel versprochen hatte. 
Personalien 
Württemberg. Uebertragen: die ordentliche Professur für 
Maschinenelemente, Hebezeuge und Verbrennungsmotoren oder 
Elastizitätslehre an der Technischen Hochschule in Stuttgart dem 
Oberingenieur Maier bei der Aktiengesellschaft Friedrich Krupp, 
Germaniawerft Kiel-Gaarden, je eine Bauamtswerkmeisterstelle bei 
dem Kgl. Bauamt des Staatsteohnikers für das öffentliche Wasser- 
versorgungsweseu dem Inspektor Franz in Stuttgart unter Be- 
lassung des Titels Inspektor sowie den Bauwerkraeistern Köhler 
undDietz in Stuttgart; dem Architekten G eiger- Heilbronn eine 
Hauptlehrstelle an der städtischen Gewerbeschule in Heilbronn. 
Hessen. Ernannt: der Stadtbauinspektor H. Eberhardt 
in Frankfurt a. M. zum Direktor der Technischen Lehranstalten zu 
Offenbach a. M. 
Bücher 
Der Profanbau, Zeitschrift für Geschäftshaus-, Industrie- und 
Verkehrsbauten. Verlag von J. J. Arnd in Leipzig. Sondernummer: 
Der Wettbewerb für das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes zu 
Leipzig. Preis 3 M. Die Zeitschrift hat es sich zur Aufgabe ge 
macht, die künstlerischen Leistungen des Profanbaues in spezieller 
Weise zu würdigen und die Fortschritte auf diesem Gebiet einer 
größeren Allgemeinheit zugänglich zu machen. Es werden aus 
gewählte Bauwerke durch photographische Naturaufnahmen, Innen 
ansichten und Einzelheiten in möglichst großem Maßstabe dar 
gestellt. Die vorliegende umfangreiche Veröffentlichung des Leipziger 
Wettbewerbs dürfte vielen unsrer Leser Interessantes bieten und ein 
gutes Studienmaterial für die Darmstädter Bahnhofkonkurrenz sein. 
Heinrich Freese: Baugewerbe und Bodenfrage. Berlin, Lessing 
straße 11, Verlag „Bodenreform“. Preis 0,50 M. Wieviel Not und 
Elend das Wort Bausohwindel umfaßt, weiß außerhalb der be 
teiligten Kreise nur selten jemand. Die Handwerkerfamilien haben, 
wenn sie zusammenbrechen, meist niemand, der ihre Sache in der 
Oeffentlichkeit führt. Solange die Handwerker sich aber noch 
irgendwie zu halten hoffen, verschweigen sie ihre Verluste, um 
nicht ihren Kredit zu gefährden. Es ist deshalb ein großes und 
bleibendes Verdienst des Bundes deutscher Bodenreform er, das er 
sich um die ehrliche deutsche Arbeit erworben hat, indem er sich 
zu ihrem Wortführer gegenüber der zügellosen Terrainspekulation 
gemacht hat und darin auch nicht müde geworden ist. Eine wert 
volle kurze, klare Einführung in dieses ganze große Gebiet gibt die 
vorliegende Schrift des bekannten Berliner Großindustriellen Hein 
rich Freese, der auf diesem Gebiet wohl heute als erster Sach 
kenner gelten darf. Da die Eeiehsregierung einen neuen Gesetz 
entwurf zum Schutze der Bauhandwerker plant, so hat die Schrift 
auch aktuelles Interesse, und wir zweifeln nicht, daß sie all denen 
willkommen sein wird, die bewußt am öffentlichen Leben unsrer 
Zeit teilnehmen wollen. 
Der „Verein für christliche Kunst in der evangelischen 
Kirche Württembergs“ hat im Kommissionsverlag von F. J. Stein 
kopf Entwürfe für Kindergräber, gezeichnet und lithographiert von 
Eduard Pfennig, Stuttgart, herausgegeben. (Preis inkl. Zusendung 
3,50 M.) Die Entwürfe gehen darauf aus, einem Handinhandgehen 
der Kunst und des Handwerks auf dem Gebiet des Friedhof 
schmuckes die Wege zu bahnen; sie wollen das vielfach übliche, 
einfache oder geschmückte Holzkreuz nicht verdrängen, vielmehr 
nur Anregung und Anleitung geben, in neuer, sinniger Weise die 
Grabstätte verstorbener Kinder zu schmücken. Um den Hand 
werkern , welche die Entwürfe auszuführen haben, eine deutliche 
Anschauung des Beabsichtigten zu ermöglichen, hat /ler Verfasser 
die Entwürfe in künstlerisch ausgeführten Steindrucken gegeben, 
welche ein perspektivisches Bild der geplanten Grabanlagen ver 
mitteln. Beigelegt sind einfach behandelte Werkzeichnungen, welche 
dem ausführenden Handwerker die richtigen Maßverhältuisse an 
geben und die Konstruktion erläutern. 
Ueber Aufbau und Detail in der Baukunst. Von Ad. Ritter 
v. Inffeld, Architekt und k. k. Professor in Bozen. Eine Anleitung 
zum Studium der Bauformen für Schule und Praxis mit 700 prinzi 
piellen Beispielen in mehr als 900 Figuren auf 30 Tafel- und 39 Text 
seiten, 30x39 cm, eleg. hart. Preis 9 K. = 7,60 M. Wien und 
Leipzig 1907. Karl Fromme. 
Briefkasten 
Wir erhielten kürzlich Zeichnungen zur Veröffentlichung, welche 
auf hellgetonten Karton gezeichnet waren. Die Beschreibung der 
Räume u. s. w. war mit Deckweiß hergestellt. Wir erlauben uns 
darauf aufmerksam zu machen, daß es sehr schwierig, wenn nicht 
unmöglich ist, diese Schriften deutlich auf die Klischees zu be 
kommen und bitten dies beim Herstellen von Zeichnungen, die 
veröffentlicht werden sollen, gefälligst zu beachten. 
L. St. 23. Wer liefert Dampftrockenanlagen zum Trocknen von 
Sand und Tonerde u. s. w. ? 
Verantwortliche Schriftleitung; Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel, 
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen; Bauzeitung- 
Stuttgart, Büchsenstr. 26 B. Druck; Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
	        

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