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BAUZEITUNG
Nr. 88
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charakteristisch zum Ausdruck gebracht wurde, schließen
sich eng aneinander an und bilden ein harmonisches
Ganzes.
Der Haupteingang — etwa in der Mitte der lang
gestreckten Gebäudefront gelegen — wird von einem
eingebauten Windfang abgeschlossen. Durchschreiten
wir diesen, so gelangen wir in den stattlichen Vor-
raum, die Empfangs- oder Wartehalle. Abweichend
von der bisher üblichen Form, die Badegäste nach
Empfangnahme ihrer Karten in gesonderte Warte
räume zu verweisen, zeigt die vorliegende Anordnung
eine zentral gelegene Haupthalle, welche nicht nur
in übersichtlicher Weise die Zugänge zu den einzel
nen Baderäumen klar überschauen läßt, sondern
auch eine gewisse Behaglichkeit verrät und zum
Verweilen einlädt. Betritt der Badegast diesen Raum,
so wird er sofort ersehen können, wo er sich hin
zuwenden hat. Links im Vordergrund befindet sich
die Kasse mit Wäscheausgabe, ein erkerartiger Ein
bau, der dem Kassenbeamten leichte Uebersicht über
alle Hauptzugänge gewährt. Gegenüber führt die
große marmorbekleidete Freitreppe zum oberen Stock
werk. An die massive Wangenmauer schmiegt
sich eine Steinbank und unterhalb des Podestes
eine Brunnenschale, in welche ein lustiges Trio
von in Kupfer getriebenen Fröschen frisches Trink
wasser spendet. Rechts davon befindet sich ein nied
liches Erkerplätzchen, mit Korbmöbeln behaglich
ausgestattet. An der linken Ecke, am Eingang
zu den Dampf- und Heifiluftbädern, neben dem
wärmenden Heizkörper, bildet eine eichene Bank
im Stile des Kassenhäuschens eine weitere Sitz
gelegenheit.
Von dieser zentral gelegenen, durch zwei Stock
werke durchgeführten Wartehalle aus sind alle
Bäder zu erreichen. Rechts führt der Eingang
zu den Wannenbädern I. Klasse für Männer. Dar
über liegen die Wannenbäder I. Klasse für Frauen, dar
unter im Untergeschoß dieses Flügelbaues die Wannen
bäder II. Klasse und die Brausebäder. Letztere sind
getrennt angelegt, aber so, daß sie jederzeit von beiden
Geschlechtern benutzt werden können. Linksseits in der
Halle erreicht man durch den Ruheraum die Dampf-
und Heißluftbäder, das elektrische Lichtbad sowie den
Massage- und Brauseraum mit dem Vollbad.
Gehen wir zurück zur Haupthalle, so er
reichen wir, über einige Stufen der Freitreppe,
die Schwimmhalle. Doch ehe wir diese betreten,
übersehen wir weiter noch die Zugänge nach
dem Obergeschoß. Die Haupttreppe wird an drei
Seiten von einer teils frei überragenden, teils
eingebauten Galerie umrahmt. Diese bietet in
der lauschigen Nische vor dem großen farbigen
Fenster den Damen während der Wartezeit ein
behagliches Sitzplätzchen. Auch der Zugang
zu dem oberen Teil der Schwimmhalle wird von
der Galerie aus ermöglicht, jedoch soll er nur in
Ausnahmefällen benutzt werden. Während der
linksseitige Flügelbau im Obergeschoß die Woh
nung des Badeverwalters enthält, birgt das Souter
rain an dieser Stelle die umfangreiche Wäscherei
anlage. Auch hier ist wie bei allen andern
Räumen auf Zweckdienlichkeit in erster Linie
Rücksicht genommen.
Der ganze Verkehr spielt sich, wie in allen
derartigen Räumen, mit einer gewissen logischen
Natürlichkeit ab. Der äußere Umgang umreiht
die Aus- bezw. Ankleidezellen, wogegen der innere
Umgang das Bassin begrenzt. Die Hauptein
gangstüre wird vor Zugluft durch einige Zellen
einbauten abgeschlossen und verhindert so auch
den direkten Einblick in die Schwimmhalle. Tritt
man neben diesen sich selbstbildenden Windfang,
so überblickt man — sei es von der rechten oder
linken Zugangsseite — die ganze Schwimmhalle.
Großzügig und weit angelegt wird der Beschauer
den blau in blau durchfluteten Hallenbau vor
sich finden. Zwischen kräftigen Mauerpfeilern
sind die schmucken Zellen eingebaut. An der
Rückseite der Halle liegen rechts und links neben
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Merkelsches Schwimmbad Eßlingen.
Architekt Hans Meyer, Gießen
Grundrisse