21. September 1907
BAUZBITDNG
299
der in der Mittelachse gelegenen Abgangstreppe die beiden
Reinigungsräume, an welche sich die Toiletten anschließen.
Hechts- und linksseitig an den äußeren Umgängen der
Schwimmhalle sind kleine halbgewundene Treppen ange
baut, die die Yerbindung mit den über den Reinigungsbädern
liegenden Massenauskleideräumen für Schüler herstellen.
Im Souterrain der Schwimmhalle sind ein Teppich
trockenraum und verschiedene Heizkammern eingebaut,
während der ganze hintere Raum unter den Reinigungs
bädern für die Apparate und für eine Werkstätte aus
gebaut bezw. eingerichtet ist. Anschließend an diese
Räume sehen wir den Wasserreiniger für die Dampf
kessel und das stattliche Kesselhaus, an welches sich der
30 m hohe Dampfschornstein und das Kohlenlager an
gliedern.
Das Bestreben des Bauherrn war von Anbeginn darauf
gerichtet, nicht durch Aeußerlichkeiten zu glänzen, sondern
in erster Linie durch Gediegenheit, Solidität und vor
nehme Ruhe dem Haus zu einem bleibenden Wert zu
verhelfen.
Die Fundierung bot keine besonderen Schwierigkeiten,
immerhin war teilweise eine tiefere Gründung als normal
erforderlich, die jedoch ohne Verzögerung des Bautermins
in Zementbeton vorgenommen werden konnte. Auch der
Aufbau des ganzen Untergeschosses bis auf Erdgeschoß
höhe besteht aus Zementbeton, während von hier ab
Ziegelmauerwerk mit umfangreichen Isolierungen und Bei
gabe von Zement für den ganzen Oberbau zur Anwendung
kam. Alle Decken sind durchweg massiv ausgeführt und
teils in Beton zwischen Eisenträgern, teils als sog. eisen
armierte Betondecken konstruiert.
Besondere Sorgfalt wurde auf diejenigen Böden ver
wandt, welche fast den ganzen Tag über von Wasser
berieselt werden, wie z. B. im Brause- und Vollbade-
raum, dem Dampfbad und den Reinigungsbädern; hier
wurde außer wasserdichtem Zementputz eine Asphalt-
Bleiisolierung angebracht, welche dann wieder dicht in
Zement geschlossen und hierauf mit den Fußbodenplatten
abgedeckt wurde. Was an Isolierungen der Wände und
Decken zum Schutz gegen Wärme, Kälte und Feuchtig
keit u. s. w. erforderlich war, ist außer dem bewährten,
dichten, feingeplätteten Zementputz noch mit Kork er
reicht worden, der, wie z. B. im Luftbad, gegen Wärme
verlust, im Dampfbad gegen Durchdringen von Feuchtigkeit
einerseits und die stark wechselnden
Witterungseinflüsse anderseits dienen
mußte. So wurde auch auf die Aus
führung der Gewölbetonne in der
Schwimmhalle eine besondere Sorgfalt
verwendet. Den starken Niederschlägen,
welche sich in andern Schwimmhallen
so oft als Mißstand zeigen und dem Bau
Schaden bringen — insbesondere im
Winter, wenn wenig gelüftet werden
kann, oder bei starkem Temperatur
wechsel —, wurde dadurch begegnet, daß
das ca. 7 cm dicke Rabitzgewölbe mit
Bimsbeton ausgestampft und mit Milch
kalkmörtel verputzt wurde. Ferner ist
zum weiteren Ausgleich der Temperaturen
unter den Dachsparren eine 4 cm starke
Korkisolierung mit einem Rapputz an
gebracht und auch der zwischen Gewölbe
decke und Dachfläche verbleibende Hohl
raum des Daches mit einer besonderen
Lufterwärmung versehen.
Die Anwendung von Fliesen zur
Wand- und Fußbodenbekleidung ist in
allen Baderäumen und selbst auf den
Vorplätzen durchgeführt, wird doch damit
die größte und leichteste Sicherheit für
Reinhaltung erzielt. Kalkfarben-, Kasein-
und Oelanstriche wechseln je nach Zweckdienlichkeit
und Wert des Aussehens miteinander ab, wobei teure
Malereien oder dergl. streng vermieden wurden. Die
Eingangshalle sollte in nichts beengend, sondern durch
die Größe des Raumes wirken. Den Plattenboden
bilden einfarbige Fliesen. Das Holzwerk, hell eichen
gebeizt, gibt mit den graugelb getönten Steinwangen
und den chamoisgelben Wänden eine angenehme Far
benstimmung, welche sich mit der kassettierten Stuck
decke harmonisch vereinigt. Rings um die Hallen wand
bis empor zur Galerie schließt ein Marmorsockel den
Anstrich ab. Das dunkelblaue schmiedeiserne Geländer
hat Einsätze aus Duranabronze. Der ovale Lüster ist
in Altmessing ausgeführt. Die Kunstverglasung der
Fenster verleiht dem Ganzen eine feierliche Stimmung.
Von den Baderäumen verdient die Schwimmhalle, die
in ihren größten Ausdehnungen 11X 24 m mißt, be
sondere Erwähnung. Weiträumig und in guten Verhält
nissen gehalten, wölbt sich die mit kräftig ornamentierten
Bändern (Gurtbogen) unterbrochene Hallendecke bis zur
Höhe von 12 m empor. Der Boden des Bassins ist mit
blauen Fliesen belegt, während die Wände ganz in Weiß
gehalten sind. Die Hauptpfeiler der Schwimmhalle sind
mit blauen Majolikaplatten bekleidet, die bis an die aus
Stein gegliederten Kapitale heranreichen und so dem
Ganzen eine sehr belebte Form geben. Die Umgänge
im Parterre und Obergeschoß sind ca. 1,60 m hocb mit
hellblauen, fein abgetönten Fliesen bekleidet, und rufen
mit den vom satten Blau bis ins zarte Weißblau ab
getönten großen Bogenfenstern eine feierliche harmonische
Wirkung hervor. Besonders belebend bei der ganzen
Ausstattung der Halle wix-kt die ringsum führende Galerie,
die ein schmiedeisernes Geländer umgibt. Die Haupt
farbenstimmung wird durch die Kunstverglasung der
Fenster hervorgerufen, die von der einfachen schablonen
haften Anordnung bis zu reicher Ornamentierung über
geht. Reizvoll gestaltet sich das große von 0. Graf in
München komponierte und von H. Drinneberg in Karls
ruhe ausgeführte Glasgemälde, das in feiner Stimmung
das azurblaue Meer an italienischer Steilküste erschauen
läßt. Nicht unerwähnt sei der monumentale Brunnen aus
fränkischem Kalkstein im Hintergrund des Schwimmbassins.
Das aus grotesken Fratzen sprudelnde Wasser dient sowohl
der Erneuerung als auch der Umwälzung des Bassininhaltes.