9. November 1907
BAUZB1TUNG
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Grundrisse des Erd- und Obergeschosses
Daß die gründliche Kenntnis der gesamten Baugesetz
gebung ziemlich ausschließlich auf gewisse Beamte einer
Stadt oder eines Staates beschränkt ist, wird wohl jeder
Fachmann bestätigen. Dies dürfte auch der hiesigen
Stadtgemeindeverwaltung bekannt sein; ist es doch bei
nahe eine Seltenheit, wenn die Stuttgarter Baupolizei
an einem eingereichten Baugesuch nichts auszusetzen hat.
Vielleicht mögen auch noch andre Gründe mitgespielt
haben, warum die Stadtgemeinde den Beamten verweigert
hat. Ob es aber nicht doch richtiger gewesen wäre, die
betreffende Verwaltungsbehörde hätte der Direktion der
Baugewerkschule so viel Erfahrung zugetraut, zu wissen,
daß sich ein Beamter gewählter Gattung für die Erteilung
des Unterrichts im vorliegenden Fall am besten eignet?
Es ist etwas eigentümlich, wie die Stadtverwaltung ihr
fernliegende Fachgebiete beurteilt. K. A.
Yereinsmitteilungen
Akacl. Architekten-Verein „Motiv“, Stuttgart.
Der Akad. Architekten-Verein „Motiv“ eröffnete das
Wintersemester am 25. Oktober mit der Antrittskneipe.
Wettbewerbe
Skizzen für die architektonische Ausbildung
der Möhuetalsperre. Es erhielten: den I. Preis von
2000 M. Architekt Fr. Brantzky in Köln, den II. Preis
von 1500 M. Kegierungsbaumeister Fr. Bräuning in Pots
dam und den IIL Preis von 1000 M. Regierungsbauführer
E. Lessing und Architekt G. R. Risse in Berlin. An
gekauft wurden zum Preise von je 400 M. die Entwürfe
der Architekten H. Bernoulli, Berlin, R. ßitzau, Dresden,
P. Lahrs, Charlottenburg.
Entwürfe für eine 14klassige Volksschule für
Baden-Baden. Vom Stadtrat daselbst wird für Archi
tekten, die im Großherzogtum Baden ansässig sind, ein
diesbezügliches Preisausschreiben erlassen. Frist 14. De
zember 1907. Unterlagen gegen 2 M., die zurückerstattet
werden, durch das Hochbauamt in Baden-Baden.
' Entwürfe für Wohnräume. Die Firma Em. Weiß
in München erläßt zum 1. Dezember d. J. ein Preisaus
schreiben. Unter den Preisrichtern sind Prof. R. Berndl,
Architekt G. Bestelmeyer und Prof. A. Niemeyer. Neben
zwei Preisen von 250 und 200 M. erhalten die Urheber
der Entwürfe, die zur Ausführung gelangen, einen Prozent
satz vom Verkaufspreis.
Preisverteilung auf der Kölner Ausstellung.
Von zwei zu verleihenden goldenen Medaillen erhielt die
eine Architekt L. Pfaffendorf in Köln; einen Geldpreis
von 1000 M. errang Architekt Prof. J. Hoffmann in Wien,
einen solchen von 500 M. Architekt P. L. Troost in
München.
Neubau einer technischen Hochschule in Buenos
Aires. Nach einer telegraphischen Meldung des Kais. Ge
sandten in Buenos Aires sind die Fristen, die in der
Ausschreibung zur Erlangung von Plänen für den Neu
bau einer technischen Hochschule bekanntgegeben waren,
auf den 1. April resp. 1. Mai 1908 verlängert worden.
Wegen Beschaffung von Lageplänen ist das Erforderliche
veranlaßt worden.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt:
Mädchen unter dem Baum vonP. Wolff-Zamzow; Htihner-
bild von J. Kerschensteiner; Gänse am Wasser von
A. v. Becher; Eberkopf, Hühner beim Futter von H. Grün
zweig; Levkoyen von A. Peters; Porträt der Erbprinzessin
von Isenburg und Büdingen, geb. Gräfin Dönhoff, von
A. v. Pagenhardt; Landschaften von Willy Lucas; Der
Edelstein (Bronzestatuette) von G. Schmidt-Cassel; Reifen
springerin, Schallbeckentänzerin, Phryne (Bronzen) von
G. Morin u. s. w.
Im Württ. Kunstgewerhevcrein im Landesgewerbe
museum sind gegenwärtig zahlreiche auserlesene Blätter
aus dem im Verlag Paul Neff (Max Schreiber), Eßlingen,
stammenden vaterländischen Prachtwerk „Die Kunst -
und Altertumsdenkmale im Königreich Württem
berg“ ausgestellt. Die Ausstellung hat den doppelten
Zweck, einmal weiteren Kreisen einen Gesamtüberblick
über die Fülle vaterländischer Kunst zu geben, die in
diesem einzig dastehenden Werk vereinigt ist, anderseits
zu beweisen, auf welcher Höhe die Technik der Illustration
bei uns steht. Der Verlag hat deswegen den „Kunst-
und Altertumsdenkmalen“ eine Anzahl weiterer Probe
drucke und Verlagswerke hinzugefügt, so namentlich den
Rothschen Atlas der Anatomie für Künstler, die reich
illustrierten Textlieferungen zum Paulus-Gradmannschen
Kunstatlas, verschiedene Bände der Lübke-Semrauschen
Kunstgeschichte und zahlreiche ein- und mehrfarbige
Sonderdrucke.
Eßlingen. Den zur Stadtgeraeinde Eßlingen ge
hörenden Filialorten ist dieser Tage die Wohltat einer
Quellwasserversorgung zuteil geworden, welche die
vordem auf wenige laufende Brunnen angewiesenen Orte
mit reichlichem und gutem Wasser versorgt. Es sind
dies die Filialorte Wäldenbronn, Serach, Krummenacker,
Sulzgries, Obertal, St. Bernhard, Wiflingshausen, Liebers-
bronn, mit Römerstraße und Jägerhaus, Rüdem. Im
September 1905 wurde mit dem Bau der Anlage be
gonnen, die Mai 1907 fertiggestellt war. Die Ober
leitung der Bauausführung lag in den Händen des Tief
bauamtsvorstands. Die Betriebskraft ist Elektrizität.
Die Quellen werden in einem Sammelreservoir zusammen
geleitet, welches 22 m über der auf der Höhe der Hain
bachtalsohle angelegten Pumpstation sich befindet; in der
letzteren sind zwei Pumpen für die Zuführung des Wassers
tätig. Die Gesamtlänge der Hauptleitung beträgt 20 km.
Für die Zwecke des Feuerlöschwesens sind 95 Hydranten
angebracht worden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf
230000 M.
München. In Anerkennung ihrer Verdienste auf
dem Gebiet des Heimatschutzes verlieh der Prinz