Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

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BAUZBITUNG 
Nr. 46 
Abb. 2. Gegenbeispiel 
tiver Form und sogar der Seltsamkeit seines Aufstieges 
eine gewisse Größe, trotz absoluter Kleinheit, nicht 
mangelt. Dabei hat die hohe Architektur noch keinen 
Finger gerührt, sondern es ist eigentlich alles schlichtes 
Maurermeisterhandwerk, wie es sich gehört; und wie 
prächtig sitzt das Spitzchen oben über den mächtigen 
Einöden und Moorflächen des Hochplateaus, wenn man 
es von den Nachbarbergen aus siebt. Wie steigert es den 
Eindruck des Oeden, Gewaltigen dieses Berglandes! 
Aber wer weiß heute noch etwas davon! In Deutsch 
land herrscht der Restaurateurgeschmack, der mit breiten 
Buchstaben anschreibt: „Aussichtsturm, 30 m hoch, groß 
artige Aussicht.“ 
Im Anschluß an vorstehenden Artikel mit Abbildungen 
Abb. 3. Aussichtsturm auf der Hornisgrinde 
aus den Mitteilungen des Bundes Heimatschutz bringen wir 
noch einige neue Turmlösungen, die zeigen, daß allmählich 
ein Fortschritt in der Lösung interessanter Turmsilhouetten 
zu bemerken ist. Es sind ja nicht die kleinlichen Details, 
die ein Turmbild interessant machen, sondern die großen 
Umrisse. Gerade der Reiz vieler Städtebilder liegt in 
den eigentümlichen Turmformen, die man oft als Wahr 
zeichen einer Ortschaft ansieht, wenn sie nicht einmal 
vollendet wurden, vergleiche Straßburger Münster u. s. w. 
Der Bau massiger Türme an Stadtmauern u. s. w. ist 
nicht mehr nötig, dafür lassen sich für eine neuere Art 
Türme originelle, bezeichnende Formen suchen, nämlich 
für die Wassertürme, die oft auch noch als Aussichts 
türme einen doppelten Zweck zu erfüllen haben. Der 
Pfullinger Turm von Prof. Theod. Fischer steht lediglich 
als Aussichtsturm auf freier Höhe, in seiner originellen 
Anlage ein Wahrzeichen der Umgegend. Auf einer 
Fundamentplatte erheben sich die Einzeltürme, die oben 
durch eine Ueberbrückung verbunden sind. Die Treppen 
führen zur Höhe ohne Gelegenheit zu Zwischenausblicken. 
Erst oben auf dem Umgang schaut man die Umgebung. 
Der Künstler verstand es, durch die Teilung der Schau 
öffnungen in sinniger Weise für jedes Bild eine Art 
Rahmen zu schaffen. 
Zwei weitere Wettbewerbsentwürfe für Wasser- und 
Aussichtstürme bringen interessante Lösungen. In wuchtiger 
Weise bauen sich die Massen auf. Der Turm für Hamburg 
zeigt Pfeiler und Konsolen in Eisenbeton, der sich in 
seiner hellen Farbe kräftig vom roten Backsteingrund 
abhebt. Der ausgekragte Umgang ist für das Publikum 
durch eine außen angebrachte Treppe zugänglich, ein 
kleiner Kassenvorbau am Treppenaufgang läßt die Größe 
des Gesamtbaues erst recht hervortreten. Eine eigenartig 
geformte Haube bekrönt das Ganze. Der Entwurf für 
Friedberg lehnt sich in der Formgebung an die Motive 
des Mittelalters an. Als Putz mit Haustein ist das 
Aeußere gedacht, auf dem massigen Unterbau setzt sich 
ein hoher runder Helm auf, ein äußerer Umgang ge 
stattet den Besuchern einen freien Rundblick. Aehn- 
lichen alten Turmanlagen begegnen wir öfters, so z. B. in 
Vaihingen a. Enz, wo der dicke alte Turm am Wasser 
ein Wahrzeichen der Stadt darstellt. Wir lassen die 
Abbildungen demnächst folgen. ' K. 
Arcliitektenfragen 
(Schluß) Ortsgruppe Karlsruhe. 
„Als Antwort auf den geehrten Brief teile ich mit, 
daß die Stadt Karlsruhe in verschiedenen Fällen Privat 
architekten zur Bearbeitung und Ausführung städtischer 
Bauten herangezogen hat und noch heranzieht. Ich führe 
in nachfolgendem die betreffenden Fälle auf, die sich 
sämtlich auf die letzten Jahre beziehen. Ganz genaue 
Zeitangaben fehlen leider. 
Den Architekten Curjel & Moser wurde von der Stadt 
Karlsruhe die Aufstellung des Entwurfs und die Aus 
führung der Ausstellungshalle und des Theaters mit 
Konzerthaus (zweier großer getrennter Gebäulichkeiten) 
am Stadtgarten übertragen. Die Entwürfe sind genehmigt, 
die Ausführung schwebt noch, jedoch nur deshalb, weil 
durch den neuen Bahnhofsbau die Geländefrage selbst 
noch nicht geregelt ist. 
Die Stadt Karlsruhe hat an Prof. Billing hier den 
Entwurf und die Ausführung des Schmuckbrunnens am 
Stepbansplatz übertragen. Der Brunnen steht seit vorigem 
Jahr. 
Die Stadt Karlsruhe hat an Prof. Ratzel Entwurf 
und Ausführung eines Schmuckbrunnens am Gutenberg 
platz übertragen. Die Ausführung ist im Gange. 
Die Stadt Karlsruhe hat an Bildhauer Sauer hier 
Entwurf und Ausführung des Schmuckbrunnens an der
	        
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