Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

7. Dezember 1907 
BAUZBITÜNG 
387 
Krankenhaus in Plochingen. Obergeschoß 
stattung, welche, soweit sie nicht dem Mobiliar des bis 
herigen Ritterzimmers entnommen werden konnte, eine 
Schenkung der Herzogin Wera bildet. Eine Türe führt 
hinaus auf eine geräumige Plattform, die Decke der 
äußeren Hälfte des Operationszimmers, von welcher aus 
man den terrassenförmig ansteigenden, kunstvoll angelegten 
Zier- und Gemüsegarten, welcher sich bis an die Grenze 
der Weinberge hinauf erstreckt, übersehen kann. 
Auf der Terrasse zur rechten Seite steht eine als 
Isoliergebäude für ansteckende Krankheiten bestimmte 
ausgemauerte Wellblechbaracke mit Raum für 14 Betten 
und Wärterzimmer, zu welcher man vom rechten Flügel 
des Hauses her auf mäßig ansteigendem Fahrweg gelangt, 
während auf der linken Seite das Waschhaus mit dem 
dahinter angebauten Hühnerstall und dem Hühnerhof liegt. 
Nach hinten und oben von diesem steht das Leichenhaus. 
Es gleicht äußerlich einer kleinen Kapelle und enthält 
vorn den Obduktions-, hinten den Aufbahrungsraum. Treten 
wir zurück in das Ritterzimmer, welches den Mitgliedern 
der Genossenschaft bei Besuchen und Konventssitzungen 
als Aufenthalt dient, so kommen wir zunächst wieder in 
den langen und hellen, die Hinterfront des Hauses ein 
nehmenden, durch die Treppe geteilten und durch Wind- 
Hügel abgeschlossenen Gang, der demjenigen des 1. Stockes 
entspricht. 
Auch im 2. Stockwerk haben wir neben der Treppe 
ein Badezimmer mit zwei Wannen; aber im 1. Stock 
befindet sich noch ein zweites Badezimmer am Nordende 
der Flur, ebenfalls mit zwei Wannen, so daß das Haupt 
gebäude im ganzen über sieben Wannenbäder verfügt. Die 
Hauptzimmerflucht liegt gegen Südwest, entsprechend der 
Vorderfront des Hauses. Bei der Einteilung der Kranken 
zimmer ist auf Antrag des Hausarztes darauf Bedacht 
genommen worden, möglichst viele Zimmer mit ein und 
zwei Betten zu schaffen und die Ausstattung der Kranken 
zimmer so zu gestalten, daß sie einen angenehmen und 
behaglichen Aufenthalt gewähren können. Die Zimmer 
der I. Klasse mit ihren hübschen Eichenmöbeln und 
Polstergarnituren bieten schon einen gewissen Komfort 
und werden auch verwöhnteren Ansprüchen genügen, 
während die Zimmer der II. Klasse zwar einfacher ge- 
Architekten Oberbauräte Eisenlohr & Weigle, 
_ Stuttgart 
& n, t * & 'o^O- 
m /jäoo- 
halten, aber durchaus gemütlich und wohnlich eingerichtet 
sind. Die Königin hat in höchst dankenswerter Weise 
durch Schenkung einer großen Anzahl hübscher Bilder 
dafür gesorgt, daß der Blick der Kranken auf den hohen, 
mit weißer, leicht ins Bläuliche tönender Lackfarbe ge 
strichenen Wänden eine angenehme Abwechslung findet 
und die Eintönigkeit des Krankenzimmers wohltuend be 
lebt wird. 
Nur bei den Eckzimmern der Vorderfront des Hauses 
ist von der erwähnten Anordnung Abstand genommen 
worden. Sie sind geräumiger als die andern Zimmer 
und für vier Betten gerichtet. Der Vorzug dieser vier 
Eckzimmer ist aber der, daß man von ihnen aus unmittel 
bar auf einen glasverandaartigen, in die Heizung ein 
geschlossenen Vorbau hinaustreten kann. Die Vorbauten 
sind als Liegehallen für Blutarme, Brust- und ähnliche 
Kranke gedacht. Sie sichern denselben Luft, Sonne, 
Licht und Bewegungsfreiheit. Neben diesen saalartigen 
Krankenstuben gibt es noch mit Fenstern nach der Seite 
des Hauses gegen Osten je ein Kinderzimmer mit vier 
Betten auf jedem Stock. Im 2. Stock befinden sich 
außerdem noch zwei Schwesterzimmer mit zusammen drei 
Betten. 
Im ganzen wird das Krankenhaus zunächst über 
20 eingerichtete Krankenzimmer und eine Irrenzelle mit 
46 Betten verfügen, zu welchen noch die 12 Betten der 
Isolierbaracke kommen werden. In Zeiten aber, zu 
welchen erhöhte Anforderungen an das Krankenhaus ge 
stellt werden möchten, etwa beim Ausbruch eines Krieges, 
wird es nicht unmöglich sein, die Belegfähigkeit des 
Hauses noch um ein erhebliches zu steigern. 
Eine Treppe höher im Dachgeschoß liegt noch eine 
ganze Anzahl schmucker, hoher und stattlicher Räume 
(im ganzen ] 8). Geradeaus treten wir in eine als künf 
tiges Wohnzimmer des Assistenzarztes gedachte große 
helle Stube, neben welcher sich ein geräumiger Schlaf 
raum befindet. Ein Blick durchs Fenster gewährt eine 
prächtige Fernsicht. Die übrigen im Dachgeschoß ge 
legenen Zimmer sollen teilweise als Schlafräume für 
das Dienstpersonal und als Vorratsräume, zum Teil auch 
noch als Krankenzimmer Verwendung finden.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.