9. Februar 1907
BAUZEITUNG
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Einfamilienhaus mit 6 Zimmern, Preis 35000 M. Architekt Th. Preokel, i. Fa. Th. Preckel & Fr. Böhm, Pforzheim
sich Vertreter der Professoren- und Studentenkreise der
Landesuniversität von Tübingen und der Stuttgarter Tech
nischen Hochschule sowie Künstler eingefunden haben,
um den Plan eines großen Unternehmens durchzuberaten.
Es handelt sich um die Veredlung der Studenten
kunst, d. h. jener zahlreichen, im Studentenleben eine
so wichtige Rolle spielenden, kunstgewerblichen Gegen
stände, die derzeit vom ästhetischen Standpunkt noch so
viel zu wünschen übriglassen. Die vorgelegten Entwürfe
eines großen, alle deutschen Hochschulen umfassenden
Preisausschreibens und einer damit verbundenen
Ausstellung im Landesgewerbemuseum wurden einer
gründlichen Erörterung unterzogen, wobei allen aus stu
dentischen wie aus Künstlerkreisen geäußerten Wünschen
Rechnung getragen werden konnte. Das Landesgewerbe
museum wird Hand in Hand mit den beiden genannten
Hochschulen die erforderlichen Schritte einleiten.
Stuttgart. In der letzten Sitzung des Gemeinde
rats wurde von der Schulkommission die Erstellung
von drei neuen Schulgebäuden vorgeschlagen und vom
Kollegium genehmigt: 1. Ein Sammelschulgebäude
im Lerchenrain mit 32 Klassenzimmern von je 60 qm,
einem Zeichensaal und einem Saal für Handfertigkeits
unterricht von je 100 qm. Man rechnet mit einem Auf
wand von 400000 M. bis 500 000 M. und denkt an ein
Preisausschreiben. Drei Preise sollen ausgesetzt werden:
1200 M., 1000 M. und 800 M. In der Bauabteilung hat
man sich darüber geeinigt, daß sich die Baukosten nicht
höher als 16 000 M. für die Klasse stellen. Die Bau
abteilung wird das Preisgericht zu ernennen haben. 2. Ein
Schulgebäude zwischen Untertürkheim und
Wangen. Hier handelt es sich um 20—24 Klassen mit
einem Kostenaufwand von 250000 M. bis 300 000 M.
Später denkt man an einen Ausbau der Schule bis zu
32 Klassen. In beiden Schulen wird ein Bad eingebaut.
3. Ein Schulgebäude auf einem Grundstück oberhalb
der Neckarstraße. Größe 15—17 Klassen. Kosten
200000 M. bis 260 000 M. Während auch das zweite
Schulgebäude im Wettbewerb vergeben wird, ist die Aus
arbeitung des dritten Projekts Sache des Hochbauamts.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf nxnd 1 Mill. Mark.
Die Bauabteilung beantragt, 250 000 M. auf Anlehens
mittel zu nehmen, die verbleibende Summe von 750000 M.
dadurch zu decken, daß die noch vorhandenen Mittel
des Schulhausbaufonds verwendet und der Rest je zu
einem Drittel auf den Etat von 1907, 1908 und 1909 ver=
teilt wird.
Zweckform und Kimstform. In dem diesbezüg
lichen Aufsatz in Nr. 5 muß es statt „Vertuschen der
Gewölbe“ heißen; „Vertuschen der Gelenke“.
Ulm, Der verstorbene Geh. Hofrat Max v. Eyth
hat laut Testament eine Stiftung von 80 000 M. errichtet
und hierbei bestimmt, daß die hälftigen Zinsen zurück
behalten werden, bis das Kapital 250000 M. beträgt.
Die zu vergebenden Zinsen sollen an die Witwen und
Waisen von Verunglückten aus Industriekreisen, und
zwar in erster Linie der Metallindustrie, gelangen.
Die Verwaltung der Stiftung ist der Stadtverwaltung
Ulm übertragen. Weiterhin hat der Verstorbene bestimmt,
daß 13 Holzkästen mit Handskizzeu und Aquarellen der
hiesigen Stadtbibliothek zu überweisen sind. In der
Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde hiervon Mit
teilung gemacht und das Andenken des Stifters durch
Erheben von den Sitzen geehrt.
Mannheim. Das Gesuch der Stadt um Errichtung
einer B äugewer beschule wurde von der Regierung
nicht genehmigt. Die Stadtverwaltung will nun die Ab
sicht der hiesigen Ingenieurschule, eine siebensemestrige
Bauschule zu errichten, unterstützen und jener städtische
Räume zur Verfügung stellen.
Nürnberg. Das finanzielle Ergebnis der Landes
ausstellung wird jetzt den Ausschüssen in runden
Ziffern folgendermaßen vorgelegt: 4075OOOM. Einnahmen,
5 066000 M. Ausgaben, daher 991 OOOM. Fehlbetrag
oder 41°/o des Garantiefonds von 2 400000 M.
Döbeln. Zum Bau eines Rathauses soll ein Preis
ausschreiben unter deutschen Architekten erlassen werden.
Die Baukosten dürfen den Betrag von 500 000 M. nicht
übersteigen.
Eine internationale Ausstellung der neuesten
Erfindungen. Eine solche findet im Jahr 1907, und
zwar in der Zeit vom 15. Juni bis Mitte September in
Olmütz (Mähren) statt. Zweck der Ausstellung ist, ein
Bild der neuesten Erfindungen und Verbesserungen auf
gewerblichen, industriellen, landwirtschaftlichen und den
verschiedenen andern Gebieten vorzuführen. Vor allem
sollen Gegenstände des Patent- und Gebrauchsmuster
schutzes und Neuheiten auf den verschiedenen fachtech
nischen Gebieten zur Darbietung gelangen. Das Protek
torat dieser Ausstellung hat Erzherzog Josef Ferdinand
übernommen. Anmeldefrist bis Ende Februar 1907 beim
Ausstellungsbureau.
Für die Ausstellung altumbrischer Kunst in
Perugia 1907 sind große Installationsarbeiten im dortigen
alten Rathause im Gange. Die große Sala del consiglio,
die noch größere der Libreria und die Sala dei notari
werden zu Ausstellungsräumen eingerichtet; ebenso wird
die alte Cappella dei priori wieder instand gesetzt und
aufs neue mit den restaurierten alten Ohorstühlen aus dem
15. Jahrhundert geschmückt.