2. März 1907
BAUZEIT UN U
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im Winter die Stallwärme für das Geflügel auszunutzen,
mit dem Yiehstall in Verbindung gebracht werden, aber
nur durch ein Fenster oder eine vergitterte Oefihung.
Die Tenne soll sich womöglich dem Stall anschließen,
um den Futtertisch auf kürzestem Weg bedienen zu können.
Vorteilhaft ist eine Vorteune oder wenigstens ein weit
ausladendes Vordach über der Einfahrt. Zur Unter
bringung der Fuhr- und Ackergeräte dient eine Remise,
die so anzulegen ist, daß keine Pfosten und Stützen die
Benutzung des Raumes behindern.
Was zum Schluß die Wohnung betrifft, so ist an
Räumlichkeiten erforderlich eine geräumige Wohnstube,
Schlafstube und Küche. Eine Speisen- oder Milchkammer
ist ebenfalls Bedürfnis. Diese Räume wären zu ebener
Erde unterzubringen, während in dem ausgebauten Dach
raum Schlafräume für die erwachsenen Kinder und für
Dienstboten, event. eine Ausdingstube sowie Räume zur
Aufbewahrung von Frucht anzuordnen sind. Unter der
Wohnung befinde sich ein genügend großer Keller je für
Getränke und Knollengewächse. Um sparsam zu bauen,
empfiehlt es sich, die Stockhöhen auf die durch das Bau
gesetz vorgeschriebenen Mindestmaße, ferner die Anlage
von Gängen und Vorplätzen auf das Nötigste zu be
schränken.
An dem von uns in heutiger Nummer in Zeichnungen*)
vorgeführten Beispiel eines Bauernhauses, das nach den
Plänen des Landestechnikers für das landwirtschaftliche
Bauwesen, Inspektor Friz - Stuttgart, in Degenfeld,
OA. Gmünd, ausgeführt wurde und in Plan und Modell
!) Die betreffenden Klischees sind uns nebst den Textunterlagen
von der Redaktion der Mitteilungen der Beratungsstelle für das
Baugewerbe „Für Bauplatz und Werkstatt“ in freundlicher Weise
zur Verfügung gestellt worden.
in der letztjährigen landwirtschaftlichen Ausstellung auf
dem Volksfest zu sehen war, finden wir die voran
gehenden Anforderungen der Neuzeit durchgeführt.
Der Bau ist für eine Gutsgröße von ca. 25 Morgen be
rechnet, die Lage ist an einem nach Süden abfallenden
Obstgarten so gewählt, daß die Ausführung einer
Hocheinfahrt zum bequemen Abladen der Felderzeugnisse
möglich war.
Das Untergeschoß enthält in nördlicher Lage gegen
das Terrain stoßende, getrennte Kellerräume für Getränke
und Knollengewächse, ferner Waschküche, Geschirr
kammer, Futterkammer, Stallung mit 4 Ständen für
Großvieh, 7—10 für Jungvieh, 1 Bucht für 2 Mast
schweine, Tenne, Remise und Barn. Die Dunglege ist
direkt hinter dem Stall, nach Norden schattig gelegen,
angeordnet. Die Einfahrt der Scheuer und Remise ist
mit einem weit vorspringenden Vordach überdeckt.
Das Obergeschoß erhielt seinen direkten Eingang auf
der dem Dorf zugekehrten nördlichen Seite. Es enthält
drei ineinander gehende Zimmer, eine Küche und ein ge
trennt liegendes heizbares Zimmer, eine sogen. Alten
wohnung. Im Dachstock befindet sich noch eine südlich
gelegene Kammer sowie die nötigen Räume für Frucht
böden u. s. w. Untenstehend ist die Dachkonstruktion zu
sehen, die so gewählt ist, daß in der Mitte der Raum
frei bleibt zum ungehinderten Hin- und Hergehen. Aus
derselben Zeichnung ist die Konstruktion der Stalldecke
und die Anordnung der vorher erwähnten Lüftungs
vorrichtung zu ersehen.
Die gesamte Anordnung ist den dortigen örtlichen
Verhältnissen, wie sie aber bei uns auf dem Lande im
allgemeinen immer wiederkehren, augepaßt. Die Bau
kosten betrugen ca. 13 000 M.
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Bauernhaus in Degenfeld, Querschnitt durch Stall und Scheuernraum
Architekt Inspektor Friz, Stuttgart