Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

2. März 1907 
BAUZEIT UN U 
67 
im Winter die Stallwärme für das Geflügel auszunutzen, 
mit dem Yiehstall in Verbindung gebracht werden, aber 
nur durch ein Fenster oder eine vergitterte Oefihung. 
Die Tenne soll sich womöglich dem Stall anschließen, 
um den Futtertisch auf kürzestem Weg bedienen zu können. 
Vorteilhaft ist eine Vorteune oder wenigstens ein weit 
ausladendes Vordach über der Einfahrt. Zur Unter 
bringung der Fuhr- und Ackergeräte dient eine Remise, 
die so anzulegen ist, daß keine Pfosten und Stützen die 
Benutzung des Raumes behindern. 
Was zum Schluß die Wohnung betrifft, so ist an 
Räumlichkeiten erforderlich eine geräumige Wohnstube, 
Schlafstube und Küche. Eine Speisen- oder Milchkammer 
ist ebenfalls Bedürfnis. Diese Räume wären zu ebener 
Erde unterzubringen, während in dem ausgebauten Dach 
raum Schlafräume für die erwachsenen Kinder und für 
Dienstboten, event. eine Ausdingstube sowie Räume zur 
Aufbewahrung von Frucht anzuordnen sind. Unter der 
Wohnung befinde sich ein genügend großer Keller je für 
Getränke und Knollengewächse. Um sparsam zu bauen, 
empfiehlt es sich, die Stockhöhen auf die durch das Bau 
gesetz vorgeschriebenen Mindestmaße, ferner die Anlage 
von Gängen und Vorplätzen auf das Nötigste zu be 
schränken. 
An dem von uns in heutiger Nummer in Zeichnungen*) 
vorgeführten Beispiel eines Bauernhauses, das nach den 
Plänen des Landestechnikers für das landwirtschaftliche 
Bauwesen, Inspektor Friz - Stuttgart, in Degenfeld, 
OA. Gmünd, ausgeführt wurde und in Plan und Modell 
!) Die betreffenden Klischees sind uns nebst den Textunterlagen 
von der Redaktion der Mitteilungen der Beratungsstelle für das 
Baugewerbe „Für Bauplatz und Werkstatt“ in freundlicher Weise 
zur Verfügung gestellt worden. 
in der letztjährigen landwirtschaftlichen Ausstellung auf 
dem Volksfest zu sehen war, finden wir die voran 
gehenden Anforderungen der Neuzeit durchgeführt. 
Der Bau ist für eine Gutsgröße von ca. 25 Morgen be 
rechnet, die Lage ist an einem nach Süden abfallenden 
Obstgarten so gewählt, daß die Ausführung einer 
Hocheinfahrt zum bequemen Abladen der Felderzeugnisse 
möglich war. 
Das Untergeschoß enthält in nördlicher Lage gegen 
das Terrain stoßende, getrennte Kellerräume für Getränke 
und Knollengewächse, ferner Waschküche, Geschirr 
kammer, Futterkammer, Stallung mit 4 Ständen für 
Großvieh, 7—10 für Jungvieh, 1 Bucht für 2 Mast 
schweine, Tenne, Remise und Barn. Die Dunglege ist 
direkt hinter dem Stall, nach Norden schattig gelegen, 
angeordnet. Die Einfahrt der Scheuer und Remise ist 
mit einem weit vorspringenden Vordach überdeckt. 
Das Obergeschoß erhielt seinen direkten Eingang auf 
der dem Dorf zugekehrten nördlichen Seite. Es enthält 
drei ineinander gehende Zimmer, eine Küche und ein ge 
trennt liegendes heizbares Zimmer, eine sogen. Alten 
wohnung. Im Dachstock befindet sich noch eine südlich 
gelegene Kammer sowie die nötigen Räume für Frucht 
böden u. s. w. Untenstehend ist die Dachkonstruktion zu 
sehen, die so gewählt ist, daß in der Mitte der Raum 
frei bleibt zum ungehinderten Hin- und Hergehen. Aus 
derselben Zeichnung ist die Konstruktion der Stalldecke 
und die Anordnung der vorher erwähnten Lüftungs 
vorrichtung zu ersehen. 
Die gesamte Anordnung ist den dortigen örtlichen 
Verhältnissen, wie sie aber bei uns auf dem Lande im 
allgemeinen immer wiederkehren, augepaßt. Die Bau 
kosten betrugen ca. 13 000 M. 
B 5r/?/acfa/?/>e/cr? 
C. Sc/twmö/e/ste 
D Wwfmj/T 
E Trauer (/cwz 
m/ irfanm/zu 
■ um/rürfe/?.. 
Bauernhaus in Degenfeld, Querschnitt durch Stall und Scheuernraum 
Architekt Inspektor Friz, Stuttgart
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.